Kreisliga Heidelberg
Saison 2023/24
Vorbericht zum 14. Spieltag

RNZ-Vorschau

Wer löst die Sinnkrise im Amateur-Fußball?

Über den Rücktritt des Wieblinger Trainers Timo Fries und die belebende Wirkung von Sebastian Rudy

Von Wolfgang Brück

Heidelberg. Geht natürlich nicht, wäre aber eine Idee. Alle, die einen Profi-Vertrag unterschreiben, müssen sich verpflichten nach ihrer Karriere noch ein, zwei Jahre in der Kreisklasse dran zu hängen. Seit Sebastian Rudy beim 1. FC Dilsberg ist, herrscht dort Aufbruch-Stimmung. "Vorher waren es um die zehn, jetzt kommen 20 Spieler und mehr zum Training. Darunter viele junge Leute", freuen sich Ralf Schönfeld und Jürgen Kochann vom Förderverein.

Nahezu alle Übungsleiter beklagen zu geringe Trainings-Beteiligung. Die Interessen haben sich verlagert. Das Freizeitverhalten hat sich geändert. Mario Brambach weiß um das Problem aus eigener Erfahrung. Doch was ist die Lösung? "Ich kann ja keinen Nationalspieler verpflichten", sagt das Vorstandsmitglied des TSV Wieblingen. Beim Kreisligisten gab Timo Fries frustriert auf. "Wenn nur ein halbes Dutzend Spieler da sind, kann man nicht vernünftig arbeiten. Da macht es keinen Sinn mehr", begründet der Wieblinger Trainer seinen Rücktritt. Am Tag der Entscheidung waren nur fünf Spieler gekommen. Das Training fiel aus.

Timo Fries hat mit sich gerungen. Er ist mit dem Herzen dabei, hängt am Verein. Der Mitarbeiter bei den Verkehrsbetrieben stieg mit Wieblingen von der Kreisliga in die Verbandsliga auf. Er kickt seit 15 Jahren unterm Blauen Turm. War Co-Trainer bei Andreas Kreischer und knapp eineinhalb Jahre Chefcoach. Er ist auf dem Weg, die B-Lizenz zu erwerben. Und nicht zuletzt: Timo lernte in Wieblingen seine Frau Maike kennen, die Mutter seiner zwei Kinder.

Mario Brambach hat Verständnis. "Timo ist engagiert, er bereitet sich auf jedes Training vor und dann sagen vier, fünf Spieler eine halbe Stunde vorher ab." Auch Brambach ist frustriert. Er gibt die Hoffnung aber nicht auf. Sohn Jan und Neffe Kai spielen in der Kreisliga-Mannschaft. "Ich bin seit Jahrzehnten dabei. Wieblingen ist für mich eine Herzens-Angelegenheit", erklärt das Vorstandsmitglied. Vorerst sollen Co-Trainer Tobias Kulka und Torwart-Coach Markus Janscho das Training leiten (Die RNZ berichtete in der Montagausgabe). Zumindest bis Saisonende, vielleicht länger.

"Am Mittwoch gegen Baiertal, danach beim Heidelberger SC und gegen Neuenheim II haben wir Gegner, gegen die wir punkten können. Der Abstand zum rettenden Ufer darf bis zur Winterpause nicht zu groß werden. Danach kommen verletzte Spieler zurück", sagt Mario Brambach zur Situation. Derzeit sind es sechs Punkte zum Pfaffengrund, sieben auf Baiertal. Das Keller-Duell am Mittwoch ist ein Schlüsselspiel.

Auch die SG Viktoria Mauer (am Mittwoch in Neuenheim) und der 1. FC Wiesloch (in Lobbach) auf den beiden anderen Abstiegsplätzen wehren sich. Die Deutsch-Türken zogen mit einem 2:1 den TSV Pfaffengrund tiefer in den Abstiegsstrudel. Dadurch rutschte Mauer trotz eines respektablen 1:1 bei den Freien Turnern Kirchheim wieder auf den letzten Platz.

Unten bleibt es interessant, oben spricht vieles für einen Zweikampf zwischen dem FC Dossenheim und der SG Horrenberg. Weil der Spitzenreiter spielfrei ist, kann Horrenberg mit einem Heimsieg über Kirchheim II wieder die Führung übernehmen. Die Verfolger - Lobbach gegen Wiesloch, Rauenberg bei den Freien Turnern Kirchheim, Leimen in Eberbach und Rot am Donnerstag gegen den TSV Pfaffengrund - müssen siegen, um das Führungs-Duo nicht aus den Augen zu verlieren.

Mittwoch, 14.30 Uhr: SG Horrenberg - SG Heidelberg-Kirchheim II, ASC Neuenheim II - SG Viktoria Mauer, Heidelberger SC - VfL Heiligkreuzsteinach, SG-SV Lobbach - 1. FC Wiesloch, Eberbacher SC - VfB Leimen, FT Kirchheim - VfB Rauenberg, TSV 1887 Wieblingen - SpVgg Baiertal; Donnerstag, 19.30 Uhr: FC Rot - TSV Pfaffengrund. FC Sportfreunde Dossenheim spielfrei.

RNZ vom 31.10.2023, Seite 26