Tief bewegend das respektvolle, stille Gedenken an den am 13. Januar mit 67 Jahren verstorbenen FCB-Patron Friedbert Ohlheiser vor dem Anpfiff. Das von seinen Bammentalern knapp verlorene Hinspiel (1:0) am 27. August verfolgte er noch ganz in sich gekehrt auf seinem kleinen Klappstuhl am Campus-Spielfeldrand.
Bis zur 90. Minute hätte der allseits geschätzte Funktionär und Fußball-Gourmet wohl auch das Rückspiel am 4. März mit gemischten Gefühlen hingenommen. Da lagen die ganz in Rot gekleideten Schwarzblauen bis zur 90. Minute ebenfalls hinten - um am Ende doch noch zu triumphieren!
Die ersten und die letzten Minuten der ausgeglichenen ersten Hälfte gehört den Torhütern. Kaum hat Schiedsrichter Oruc Baris Icli den Landesliga-Gipfel auf dem Kunstrasen angepfiffen, muss ASC-Torhüter Steven Ullrich im Sekundentakt gleich zwei straffe Nahschüsse parieren (1./2.). Kurz vor der Pause ist es sein FCB- Pendant Mario Berreto, der einen Scharfschuss von Linus Held (43.) und einen Chipball von Kim-Jonathan Kaul (44.) glänzend abwehrt.
Dazwischen über weite Strecken: Taktisch geprägtes Kunstrasenschach, bei dem beide Kontrahenten sich mehr oder weniger neutralisieren: Mit sattelfesten Abwehrreihen, einem Naherholungsgebiet namens Strafraum und entsprechend seltenen Torchancen. Besonderes Vorkommnis: ASC-Turbolader Stefan Berger muss nach 20 Minuten verletzt vom Platz humpeln. Außenbahner Oliver Kubis kommt für ihn.
Fünf Minuten nach dem Wechsel meldet sich ASC-Torhüter Steven Ullrich mit einer dringend notwendigen Flugparade nach einem fiesen Diagonalschuss zurück (50.). Das Team von FCB-Trainer Oliver Mahrt ("Ein Unentschieden wäre gerecht gewesen") dominiert nun zwar optisch, kann seinen Ballbesitz aber nicht in wirklich torgefährliche Aktionen ummünzen.
So geht der ASC Neuenheim, der nach 56 Minuten auch seinen angeschlagenen Defensiv-Stabilisator Christian Mühlbauer ersetzen muss, nicht ganz unverdient nach einem imposanten Spielzug in Führung. Die Flanke von Aufräumer Linus Held in die Strafraum-Mitte verlängert Kim-Jonathan Kaul mit dem Kopf vor die Abschussrampe von Sturmpartner Ralf Berger. Der Neuenheimer Neuner nimmt den Ball volley und donnert ihn per Dropkick in den Bammentaler Herrgottswinkel (69.) Schöner geht's nicht.
Zehn Minuten später fehlen den straff organisierten Gäste nur Zentimeter zur Vorentscheidung. Der eingewechselte Jungspund Elyesa-Adem Korkmaz trifft mit seinem knackigen Aufsetzer nur den Innenpfosten (80.) Die ASC-Kette um Abwehrchef Dominik Räder verteidigt den knappen Vorsprung bis zum Ende der offiziellen Spielzeit clever und diszipliniert.
Dann passiert das Unerwartete. In der 90. Minute gleicht der FCB nach einer frei gezogenen Linksflanke zum 1:1 durch den ausgebufften Marc Schneckenberger aus. Dass ein Spiel länger als die 90 Herberger-Minuten dauert, bekommen die Anatomen schmerzhaft zu spüren. Nach einer weiteren Unaufmerksamkeit ist Jannis Halter zur Stelle und erzwingt den glücklichen Siegtreffer (90. + 3.).
Am Ende der verrückten Nachspielzeit ist der verdiente Punkt für den ASC plötzlich wieder so nah. Und doch so fern! Als der Linienrichter Harun Icli seinem Schiedsrichter via Funk deutlich hörbar das "Handspiel" eines Bammentalers vermeldet, entscheidet Oruc Baris Iclli nach einem Dialog mit seinem Namensvetter statt auf Strafstoß für den ASC auf Freistoß für den FCB. Aber wie heißt es so schön? Errare humanum est. Irren ist menschlich. Auch bei den nun mal unverzichtbaren, meist untadelig leitenden Schiedsrichtern.
Friedbert Ohlheiser hätte sich wie die anwesende FCB-Gemeinde sicher über diesen Last-Minute-Sieg und die glückliche Verteidigung der Tabellenführung gefreut. Der ASC Neuenheim hat trotz der bitteren Last-Minute-Niederlage ein gutes Pflichtspiel--Debüt mit seinem neuen Cheftrainer Marcel Hofbauer und "Co" Daniel Tsiflidis hingelegt.
Als Tabellensechster (29 Punkte) mit acht Zählern Rückstand auf das Führungsduo FC Bammental und die SG HD-Kirchheim ist die Verteidigung der Vizemeisterschaft zwar in die Ferne gerückt. Im Heidelberger Derby am nächsten Sonntag gegen den Landesliga-Zweiten SG-H Kirchheim können die Anatomen aber wieder Boden gut machen. Hoffentlich mit der ersehnten Rückkehr von Kapitän Levin Sandmann (saß in Bammental bereits auf der Bank) und Torjäger Kajally Njie, der seine Rotsperre verbüßt hat.
Joseph Weisbrod
69. Minute: Linus Held flankt, Kim-Jonathan Kaul legt per Kopf vor, Ralf Berger
folgt dem "Volley!"-Ruf des Videofilmers und donnert den Ball nonstop per
Dropkick ins FCB-Dreieck.
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Von Wolfgang Brück
Bammental. Der prominente Freund meldete sich kurz nach Spielbeginn. "Viel Glück", wünschte Dennis Diekmeier, der Kapitän des Zweitligisten SV Sandhausen, dem Bammentaler Sportchef Stephan Olheiser. Glück hatte der FC Bammental denn auch beim 2:1 im Derby gegen den ASC Neuenheim. Während Diekmeiers Sandhäuser durch ein Tor in der Nachspielzeit einen Punkt gegen Kiel retteten, drehte der Landesligist durch super-späte Tore ein verloren geglaubtes Spiel. Marc Schneckenberger (90.) und Jannis Halter (90.+3) konterten die Neuenheimer Führung durch Ralf Berger (69.).
In der dramatischen Schlussphase geriet der Sieg der Gastgeber noch mal in Gefahr. Der Linienrichter signalisierte ein Handspiel im Bammentaler Strafraum. Elfmeter in der letzten Sekunde? Riesen-Aufregung, Geschrei und Empörung. Weil er zuvor ein Neuenheimer Foulspiel gesehen haben wollte, entschied der Unparteiische auf Freistoß - und pfiff ab.
Der FC Bammental gewann verdient. Die Hausherren waren öfter am Ball und hatten auch ohne ihren kranken Torjäger Carsten Klein durch Jan Rehberger, Philipp Kampp und David Bechtel (Pfostenschuss) mehr Chancen.
Aber: Auch Neuenheim hätte einen Punkt verdient gehabt. Das 0:1 durch Ralf Berger nach Vorarbeit von Linus Held und Jonathan Kaul war sehenswert. Kurz darauf scheiterte Elyesa-Adem Korkmaz am Pfosten. Der neue Trainer Marcel Hofbauer habe eine "taktische Meisterleistung" vollbracht, meinte Medienchef Joseph Weisbrod. Der ASC mit dem starken Torwart Steven Ullrich stand kompakt, die Führungsriege mit Dr. Werner Rupp, Werner Rehm, Joseph Weisbrod, Marc Saggau, Alexander Stiehl und Danny Stiegler freute sich über junge Spieler im Kader: Finn Kölmel, Nick-David Rossbach, Samuel Schmidt, Marc Berger, Tom Matthias, Korkmaz und Kaul.
Neuenheim trennen acht Punkte von Kirchheim und Bammental, die - weil Ex-Trainer Klaus Specht als neuer Coach in Horrenberg den Freundschaftsdienst verweigerte - punkt- und torgleich vorne stehen. Am Sonntag ist Kirchheim Gast im Fußballcampus. Für den Vizemeister wird es schwer, den Rückstand aufzuholen. Ausgeschlossen ist es nicht, so eng und hart umkämpft, wie es oben zugeht.
Für Bammental war es das Spiel eins nach dem Tod von Friedbert Ohlheiser. Sein Sohn Stephan erzählt, dass sich sein Vater nach dem 2:1-Sieg Ende November in Horrenberg bei den Spielern bedankt habe: "Jetzt kann ich mir drei Monate lang die Tabelle mit Bammental als Spitzenreiter anschauen."
Sieben Wochen später erlag der Vize-Präsident einem Krebsleiden. Bereits zuvor waren der Erste Vorsitzende Uwe Ulzenheimer, der langjährige Jugend-Chef Werner Sommer und das frühere Spielausschuss-Mitglied Werner Rasokat gestorben. Am 28. März wird ein neuer Vorstand gewählt. Mit Schweigeminute und Trauerflor gedachte die Mannschaft dem beliebten Funktionär, der 67 Jahre alt wurde. "Wir wollten für Olli gewinnen", erklärte Trainer Oliver Mahrt.
Sein Kollege Marcel Hofbauer gab bei seiner Punktspiel-Premiere ruhig und freundlich Auskunft - trotz der späten Gegentore, trotz der umstrittenen Schiedsrichter-Entscheidung. In der hektischen Schlussphase drehte sich der 33-jährige Sonderschul-Pädagoge um und warf seiner Frau Viola und der 14 Monaten alten Tochter Clara eine Kusshand zu!
Es gibt wichtigere Dinge als Fußball.
FC Bammental: Mario Barreto (TW), Cedric Waxmann, Tim Dosch, Marc Schneckenberger, Philipp Kampp, David Bechtel (77. Jannis Halter), Dario Schwind, Nico Schneckenberger (69 Lukas Rehberger), Mario Cancar (77. Stefan Wurm), Dominic Wacknitz, Jan Rehberger (C) - Nikolas Dawid (ETW), Benjamin Huwer, Sergen Sertdemir, Tim Tobias Pischem - Trainer: Oliver Mahrt
ASC Neuenheim: Steven Ullrich (TW), Lucas Ring, Christian Mühlbauer (56. Nick David Rossbach), Marc Berger, Finn Kölmel (88. Fabian Springer), Dominik Räder (C), Stefan Berger (20. Oliver Kubis), Linus Held, Ralf Berger, Tarek Aliane, Kim-Jonathan Kaul (70. Elyesa-Adem Korkmaz) - Daniel Tsiflidis (ETW), Levin Sandmann, Tom Matthias, Samuel Schmidt - Trainer: Marcel Hofbauer
Tore:
2 Karten für ASC Neuenheim:
Schiedsrichter: Oruc Baris Icli (FV Oberlauda)