Laut Vorbericht in den "Fränkischen Nachrichten" setzte der FV Lauda im Relegations-Halbfinale gegen den ASC Neuenheim auf "Spirit und Ehrgeiz". Diese Attribute sind bis zur ersten Trinkpause auf der sonnigen Sportanlage des VfR Fahrenbach beim Vizemeister der Landesliga Odenwald auch deutlich zu erkennen.
Der Traditionsclub mit der Oberliga-DNA verschafft sich in dieser Sondierungsphase mehr Ballbesitz, kommt mit gefälligen Kombinationen immer wieder an den ASC-Strafraum. Doch bedrohliche Abschlüsse auf die von Steven Ullrich aufmerksam gehütete Neuenheimer Beziehungskiste bleiben aus.
Der ASC Neuenheim, dessen muskelverletzter Schlüssel-Sechser Linus Held vom jungen Marc Berger bestens vertreten wird, setzt zunächst auf ein schnörkelloses Umschaltspiel, garniert mit torgefährlichen Eckbällen. So in der 16. Minute, als ein Kopfball von Lucas Ring nach einer prägnanten Hereingabe von Finn Kölmel knapp am langen FV-Pfosten vorbei schrammt.
Nach der Trinkpause in der 23. Minute verstärkt die Mannschaft von ASC-Coach Marcel Hofbauer den Offensivdruck. Als Dennis Schnepf nach energischer Balleroberung seines Sturmpartners Kajally Njie gefühlvoll auf Levin Sandmann durchsteckt, fackelt der allgegenwärtige Kapitän nicht lange und lässt dem guten FV-Torwart Patrick Hefner mit seinem scharfen Flachmann ins lange Eck keine Chance (31.).
Neuenheim dominiert nach diesem knackigen Dosenöffner auch optisch. Wuchtstürmer Kajally Njie taucht im Tiefflug nur um Haaresbreite an einer Flanke des linken Power-Außenbahners Finn Kölmel vorbei (37.).
Kurz vor der Pause schickt Kajally Njie den in die Tiefe des Raumes gestarteten Tarek Aliane auf die schnelle Reise. Der Neuenheimer Edeltechniker gewinnt erst das Speed Dating mit einem FV-Verteidiger, dann das finale Duell mit dem Laudaer Torhüter Patrick Hefner und vollstreckt mit seinem 16. Saisontreffer schusstechnisch brillant zum 2:0-Halbzeitstand (45.).
Für Christian Moll, Sportlicher Leiter und FV-Relegationscoach, "war das Spiel mit dem 2:0 entschieden". Dies scheint auch seine Mannschaft so zu sehen. Denn im zweiten Durchgang haben die Anatomen hinten unter der besonnenen Regie von Abwehrchef Dominik Räder alles unter Kontrolle und vorne die besseren Möglichkeiten.
Drei Minuten nach dem Wiederanpfiff des exzellenten Schiedsrichters Fabian Menzel, der mit der betont fairen Partie keine Mühe hat, kann der eingewechselte Oliver Kubis alles klar machen. Doch dessen abgefälschter Schuss zischt am linken Pfosten vorbei (48.). Lauda bemüht sich zwar redlich um den Anschlusstreffer. Die daraus resultierenden Eckbälle verhungern aber schon am kurzen Pfosten oder werden eine leichte Beute der an diesem Tag unbezwingbaren ASC-Verteidigung.
Den Stecker aus der nach dem Rückstand ohnehin sparsamen FV-Stromquelle zog der ASC Neuenheim in Gestalt von Tor-Elektriker Kajally Njie. Einen flankenartigen XXL-Einwurf von Kapitän Levin Sandmann verlängert Lucas Ring mit dem Kopf auf den lauernden Goalgetter, der mit seinem 18. Saisontreffer den entscheidenden 3:0-Vorsprung herausschießt.
Der FV Lauda wechselt kurz danach die beiden Torjäger-Brüder Daniel und Sebastian Fell (zusammen 41 Saisontreffer!) aus, die gegen die "geile ASC-Abwehr" (Marc Saggau, Sportlicher ASC-Leiter) kaum einen Stich, aber auch wenig verwertbare Bälle bekamen.
ASC-Cheftrainer Marcel Hofbauer tauscht nun ebenfalls munter aus und schickt mit Elyesa-Adem Korkmaz, Nick Rossbach und Samuel Schmidt gleich drei vielversprechende Youngsters auf den gepflegten Fahrenbacher Rasen. "Ely" Korkmaz hat auch die letzte dicke Chance in diesem unterhaltsamen Halbfinale, trifft aber den Ball nicht richtig (87.).
Unter den - wohlwollend geschätzten - fast 500 Zuschauer waren auch bfv-Präsident und DFB-Vize Ronny Zimmermann, Fußballkreis-Chef Johannes Kolmer, Kreisliga-Staffelleiter Erhard Meyer und ASV Eppelheim-Boss Achim Scharwatt.
Sogar im ASC-Fanbus an Bord war Michael Nägle, Geschäftsführer des Verbandsligisten FV Fortuna Heddesheim, der vor 25 Jahren den ASC Neuenheim gemeinsam mit Sturmpartner Martin Feick in die Landesliga geballert hatte "Nagel" würde sich über den Aufstieg seines Ex-Vereins freuen, allein schon wegen der Bergstraßen-Derbys gegen seine geliebte "Fortuna"!
Auch der Neuenheimer Ex-Trainer Uli Brecht kiebitzte in Fahrenbach, um seinen ehemaligen Schützlingen die Daumen zu drücken. Der Start-up-Gründer eines innovativen Unternehmens für nachhaltige Sportstätten gibt zu, "dass ein bisschen Wehmut dabei ist, nicht mehr Coach dieses tollen Teams und des tollen ASC zu sein! Aber ich fiebere mit und freue mich zu 100 % über die Entwicklung!"
Am Feiertag, dem 8. Juni, hat der ASC Neuenheim die Chance, erstmals in seiner 45jährigen Vereinsgeschichte in die Verbandsliga Nordbaden aufzusteigen. Dazu brauchen die Anatomen allerdings den elften Sieg in Folge! Und zwar im Max-Berk-Stadion des Landesligisten FV Nußloch gegen den unbequemen Vizemeister der Landesliga Mittelbaden.
Der FC Östringen setzte sich am Sonntag abend klar mit 3:1 (3:0) gegen den Verbandsliga-Viertletzten Türkspor Mosbach durch. Eine verdammt harte Nuss, die der ASC am Donnerstag in Nußloch zu knacken hat!
Nicht sechst-, sondern erstklassig sind die Neuenheimer Fans, die sich schon bei der langen Anreise durch das idyllische Neckartal mit dem Bus prächtig einstimmten auf dieses Halbfinale. Chefanimator Felix Klusak hatte den überwiegend jungen Bus-Insassen gar ein schriftliches Briefing mit Lied- und Sprechgesängen an die Hand gegeben.
Diese kreativen Fans waren während des spektakulären Entscheidungsmatchs auch nicht zu überhören! Schon gar nicht nach dem hochverdienten Sieg, den die Mannschaft und Fans gemeinsam gebührend feierten - mit dem "Humba-Humba"-Klassiker als emotionales Highlight. In der Siegesfreude soll aber auch der Respekt für den FV 1913 Lauda (123:28 Tore!) und der explizite Dank an den großartigen Gastgeber, den Mosbacher Kreisligisten VfR Fahrenbach keineswegs zu kurz kommen. Chapeau!
Auch an Fronleichnam ist der Neuenheimer Fanbus wieder im vollen Einsatz. Beim geografisch günstig im Fußballkreis Heidelberg gelegenen Spielort in Nußloch hofft der ASC auf noch mehr Zuschauer als im fernen Fahrenbach bei Mosbach. Um es mit der inoffiziellen Vereinshymne auszudrücken. Auch gegen den FC Östringen gilt die musikalische Devise: "ASC Neuenheim, Anatomenverein. jaaa ein Sieg soll es sein. ASC, allez allez!"
Fan-Bus
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31. Minute: Nach energischer Balleroberung von Kajally Njie passt Sturmpartner Dennis Schnepf in den Lauf von Levin Sandmann. Der starke Neuenheimer Kapitän macht kurzen Prozess und lässt FV Lauda-Torwart Patrick Hefner mit seinem Präzisionsschuss ins lange Eck keine Chance.
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43. Minute: Kurz vor dem Halbzeitpfiff des exzellenten Schiedsrichters Fabian Menzel schlägt der ASC Neuenheim zum zweiten Mal zu. Den perfekt dosierten Reisepass von Kajally Njie veredelt der Offensivkreative Tarek Aliane im Duell mit dem erneut machtlosen FV-Keeper Patrick Hefner schusstechnisch brillant zum 2:0.
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62. Minute: Der XXL-Einwurf von ASC-Kapitän Levin Sandmann fliegt wie eine Flanke in den Laudaer Strafraum. Außenbahner Lucas Ring verlängert mit dem Kopf. Der an allen drei Toren beteiligte Mittelstürmer Kajally Njie krönt seine imposante kämpferische Leistung mit dem finalen Tor zum hochverdienten 3:0-Sieg.
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"Gib mir ein ASC Neuenheim"! Chef-Animator Felix Klusak, der junge Mann am Megafon, betont die "Superleistung" des Halbfinal-Siegers, der gegen den Odenwald-Vizemeister FV Lauda ein Ausrufezeichen pro Verbandsliga gesetzt hat. Da durfte der Humba, Humba-Klassiker natürlich nicht fehlen.
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Joseph Weisbrod
Von Wolfgang Brück
Fahrenbach. Ronny Zimmermann kam direkt vom Pokal-Finale in Berlin und biss mit Genuss in eine "badische Wurst". "Hervorragend", urteilte der Rechtsanwalt aus Wiesloch, den das Amt des Vize-Präsidenten im Deutschen Fußball-Bund als Experte ausweist. Trotzdem blieb die Bratwurst, die auf der Bank des ASC Neuenheim lag, lange Zeit unberührt. Komisch. Denn Trainer Marcel Hofbauer erlebte einen stressarmen Nachmittag. Der ASC Neuenheim gewann durch Tore von Levin Sandmann (31.), Tarek Aliane (45.) und Kajally Njie (62.) gegen den FV Lauda locker mit 3:0.
Im Endspiel treffen die Heidelberger am Donnerstag (15 Uhr) auf den FC Östringen, der Türkspor Mosbach im zweiten Halbfinale 3:1 besiegte. Der Austragungsort stand am Sonntag bei Redaktionsschluss noch nicht fest
Bratwurst auf der Bank
"Unser Sieg war zu keiner Zeit gefährdet", bestätigte Trainer Marcel Hofbauer den Magen schonenden Modus im bereits zehnten Spiel ohne Niederlage. Lauda, das mit der Empfehlung von 123 Saisontreffern nach Fahrenbach kam, konnte keine nennenswerte Torchance kreieren. Das freute Marc Saggau. "Wir haben eine geile Abwehr", sagte der Sportliche Leiter des ASC Neuenheim.
Sein Chef Dr. Werner Rupp und dessen Vize Werner Rehm fanden, dass der Sieg deutlicher hätte ausfallen können. Vor allem der wendige Kajally Njie, ein früherer Erstliga-Spieler aus Gambia, hatte weitere Möglichkeiten. Christian Moll gab zu: "Mit dem 2:0 war das Spiel entschieden." Der Sportliche Leiter des FV Lauda saß gestern auf der Trainerbank, zur nächsten Runde kommt mit Erich Stabel ein neuer Übungsleiter.
Den Anatomen spielte in die Karten, dass Sebastian und Daniel Fell, die in der Odenwälder Landesliga mit 41 Toren den Gegnern das Fell über die Ohren gezogen hatten, angeschlagen waren und ausgewechselt werden mussten. Für den netten Vorsitzenden des gastgebenden Mosbacher Kreisligisten VfR Fahrenbach Christoph Weber war das Ergebnis keine Überraschung: "Die Landesliga Rhein-Neckar ist nun mal stärker, auch in monetärer Hinsicht."
Im noblen Heidelberger Stadtteil sind gewiss nicht die Ärmsten zu Hause, aber Wirtschaftskraft wird durch Man-Power ergänzt. Rund 200 Fans aus Heidelberg, die in Bussen und Privatautos gekommen waren, hatten ein deutliches akustisches Übergewicht. Felix und Moritz Klusak, der eine am Megafon, der andere mit einer Trommel, hatten den Ausflug in den Odenwald mit Bedacht vorbereitet. Die Brüder stellten ein DINA4-Blatt mit Gesängen zusammen und vervielfältigen es 50 Mal. Schon in der Halbzeit konnte Alexander Lutz, die Texte auswendig und gab sie zu Recherche-Zwecken dem Reporter. Das Urteil: Die Fankultur beim Landesliga-Vize hat bereits Verbandsliga-Niveau.
Die Nummer Vier im Heidelberger Fußball - nach Sandhausen, Walldorf und Mühlhausen - erfülle auch ansonsten höhere Ansprüche, meint der Kreis-Vorsitzende Johannes Kolmer: "Der ASC Neuenheim ist ein kontinuierlich gewachsener Verein, der auch eine gute Jugendarbeit macht." Der Nachwuchs spielt mindestens Landesliga, auf dem Campus tummeln sich so viele Spieler, dass sogar über eine vierte Männer-Mannschaft diskutiert wird. Einer der hoffnungsvollen Jugendspieler ist der 13-jährige Ben Philipp Kupferschmid. Er war mit seinem Vater in Fahrenbach. Michael Kupferschmid gehörte mal zu den besten Tennisspielern in Deutschland.
Prominenz ist beim Verein der Professoren, Doktoren und Kirchenfürsten, nicht ungewöhnlich. Ein Sprachakrobat sorgte nach dem starken Spiel für eine starke Überschrift. Gerne übernimmt die Rhein-Neckar-Zeitung die Empfehlung von Pressechef Joseph Weisbrod: "Ein Sieg summa cum Lauda".
ASC Neuenheim: Steven Ullrich (TW), Fabian Springer, Lucas Ring, Marc Berger, Finn Kölmel (46. Oliver Kubis), Dominik Räder (74. Nick David Rossbach), Philipp Knorn, Kajally Njie, Dennis Schnepf, Levin Sandmann (C) (84. Samuel Schmidt), Tarek Aliane (68. Elyesa-Adem Korkmaz) - Daniel Tsiflidis (ETW), Elyesa-Adem Korkmaz, Kim-Jonathan Kaul, Nick David Rossbach, Oliver Kubis, Ralf Berger, Stefan Berger, Samuel Schmidt, Raul Pacheco Sudar - Trainer: Marcel Hofbauer
FV Lauda: Patrick Hefner (TW), Jonas Neckermann, Rouven Schmidt, Sebastian Fell (65. Marvin Heinzl), Goran Jurjevic, Daniel Fell (C) (61. Kamil Konrad Kalicki), Max Czeczatka (58. Marius Mohr), Mario Fading, Kristofer Schädle, Kevin Schmidt, Ousman Jallow - Serkan Özdem (ETW), Andreas Faber, Thomas Leverow, Marius Mohr, Kamil Konrad Kalicki, Luca Leon Gerstner, Marvin Heinzl, Yannik-Luca Winter - Trainer: Christian Moll
Tore:
2 Karten für ASC Neuenheim:
Schiedsrichter: Fabian Menzel (FC 21 Karlsruhe)
Zuschauer: 450