Kreisliga Heidelberg
Saison 2022/23
Vorbericht zum 6. Spieltag

Neuenheim II hat mit dem Erzrivalen VfB Leimen einen Titelkandidaten vor der breiten Brust!

Kreispokal-Halbfinalist ASC II am Liga-Sonntag gegen Leimen!

Hut ab vor dem ASC Neuenheim II, der am Mittwoch mit einem beeindruckenden 3:0-Sieg gegen die Kreisliga-Nachbarn von der SG HD-Kirchheim II ins Halbfinale des Heidelberger Kreispokals gegen den FC Dossenheim am 20. Oktober einzog. Am liebsten möchte das Team von Trainer Frank Schüssler am Sonntag ab 15.00 Uhr auch dem Titelkandidaten VfB Leimen ein Bein stellen, sein Konto (6 Punkte) auf neun Zähler erhöhen und damit den Gast (8 Punkte) im Kreisliga-Ranking überholen.

Der VfB gewann zuletzt gegen den TSV Rettigheim mit 4:0, hinkt aber noch hinter den eigenen Spitzen-Erwartungen hinterher. Beim letzten Treffen am 20. März gab es immerhin sechs Tore zu bestaunen. Der Neuenheimer Ausgleich zum 3:3-Endstand schaffte es sogar ins "Aktuelle Sportstudio".


ASC Neuenheim II – VfB Leimen am 20.03.2022, Jubel nach dem Ausgleich (Foto: Weisbrod)

Kunstschütze Felix Dipper zirkelte einen Eckball direkt in den VfB-Winkel, schlug an der ZDF-Torwand keinen Geringeren als den legendären Weltmeister Rudi "Tante Käthe" Völler und räumte im Saisonfinale aller ZDF-Torwandsieger mit vier von sechs möglichen Treffern die stattliche Siegprämie von 25.000 Euro ab. Inzwischen stürmt das Neuenheimer Eigengewächs beim VfB Leimen, für den er in der Liga bisher einmal getroffen hat.

Joseph Weisbrod

RNZ-Vorschau

"Es wird dramatischer, es ist eine Katastrophe"

Auch Rauenbergs Christian Erhart schlägt Alarm und zeigt auf, wie groß die Kluft zwischen Millionären und Habenichtsen geworden ist

Von Wolfgang Brück

Heidelberg. Die Erharts sind eine sportbegeisterte Familie. Am Sonntag waren Diana und Christian mit den Töchtern Lia (11) und Nela (8) erst beim Kreisliga-Spiel ihres VfB Rauenberg in Kirchheim und anschließend beim Bundesliga-Gipfel in Sinsheim. "Wir hatten Spaß", sagt der Familienvater, "in Kirchheim haben wir zehn Tore gesehen, die Wurst war leckerer, die Bedienung netter und vor allem war es preiswerter."

Das Vergnügen beim torlosen Hoffenheim-Spiel gegen Freiburg kostete 116 Euro – Getränke, Würstchen und Popcorn eingerechnet. Im Sportzentrum Süd, wo der VfB Rauenberg einen 7:3-Sieg über die SG Heidelberg-Kirchheim II feierte, war die Familie mit 25 Euro dabei – also nicht mal einem Viertel.

"20 Hoffe-Fans kosten 60 Euro"

Natürlich kostet der Eintritt bei den Berliner Philharmonikern mehr als beim Posaunen-Chor der evangelischen Kirchengemeinde, doch nicht nur Christian Erhart hat das Gefühl: Zwischen Profis und Amateuren wird die Kluft immer größer. "Die Preise explodieren. Viele Menschen können sich den Stadionbesuch nicht mehr leisten", meint der 49-jährige Elektroniker, "und dann liest man, dass die ohnehin überzahlten Profis wieder zwei Millionen mehr bekommen."

Die Basis droht wegzurutschen. "Für uns Kleine wird es immer dramatischer", schlägt der Sportvorstand des VfB Rauenberg Alarm. Es fehlt nicht nur Geld, die Arbeit lastet auf den Schultern immer weniger Mitarbeiter.

Gerade in der Fußball-Kreisliga Heidelberg wächst seit dieser Saison der Frust. Englische Wochen mit drei Spielen innerhalb von wenigen Tagen wechseln sich mit Pausen von bis zu zwei Wochen ab. Wochentag-Spiele sind nicht mehr die Ausnahme, sondern werden zur Regel. Die ohnehin geringen Zuschauer-Zahlen sinken weiter.

Der Grund für den verzwickten Spielplan und die verzerrte Tabelle: Es fehlen die Schiedsrichter. Deshalb müssen die Vereine aus der obersten Spielklasse im Fußballkreis seit Sommer sogar auf die Linienrichter verzichten. "Es ist eine Katastrophe", findet Christian Erhart.

Der Zuschauer-Notstand ließe sich mit gezielter Werbung und mehr Geld beheben oder zumindest abmildern, glaubt Erhart. Damit schließt er sich der Meinung von Albert Dussel an. Der langjährige Vorsitzende des TSV Gauangelloch gab kürzlich der Rhein-Neckar-Zeitung ein viel beachtetes Interview. Auch er fürchtet den Untergang des Amateur-Fußballs. Er schlägt vor, die zweiten Mannschaften aus den Wettbewerben der B- und C-Klasse zu nehmen und sie wie früher Vorspiele bestreiten zu lassen.

Christian Erhart veranschaulicht, wie sehr die kleinen Klubs buchstäblich um jeden einzelnen Zuschauer kämpfen. "Wenn die TSG Hoffenheim am Sonntag-Nachmittag spielt, fahren 20 aus Rauenberg nach Sinsheim. Dann fehlen 60 Euro in der Kasse. Das ist viel Geld für uns", sagt er.

Schlimmer sei das Überangebot an Fußball im Fernsehen. Weil die Geldmaschine Profi-Fußball keine Pause einlegen darf, rollt der Ball Tag und Nacht. "Eigentlich müssten wir kleinen Vereine einen Teil vom Fernsehgeld bekommen", findet Erhart.

Dabei ist die Kreisliga in dieser Saison so spannend wie selten. Die halbe Klasse – von Dielheim auf eins bis Rauenberg auf acht – ist nur durch wenige Punkte getrennt. Das spielerische Niveau hat zugenommen, es fallen mehr Tore. "Die Aufsteiger SG Dielheim und SG Kirchheim II sorgen mit ihren jungen Mannschaften für frischen Wind", freut sich der Rauenberger Trainer Manuel Muth.

Im Blickpunkt am sechsten Spieltag: Das Kerwe-Spiel der SG Dielheim am Freitagabend gegen die erstarkte SG Mauer. Aufsteiger Dielheim ist die Überraschungsmannschaft der Saison. Vier Spiele, vier Siege. Im Schnitt schießen die Jungs von Björn Laier pro Spiel fünf Tore.

Der VfB Rauenberg ist Gastgeber des ebenfalls gut gestarteten Eberbacher SC. Die jungen Männer vom Mannaberg liegen nur zwei Punkte hinter den Zweiten FC Rot, haben aber ein Spiel weniger. Beim Heimspiel am Sonntag (15 Uhr) haben Kinder und Jugendliche freien Eintritt. Wer Geburtstag hat, bekommt einen Vereinsschal geschenkt. Das Maskottchen "Mannbär" macht seine Runden, verteilt Bonbons, zum ersten Mal wird die neue Vereinshymne erklingen, die Wurst kostet 2,50 Euro und das Bier zwei Euro.

"Die Verantwortlichen sagen uns immer: Ihr müsst mehr tun", sagt der Rauenberger Fußball-Chef, aber kann man mehr tun als wir?"

Freitag, 19.30 Uhr: SG Dielheim - SG Mauer; Sonntag, 15 Uhr: ASC Neuenheim II - VfB Leimen, FC Rot - TSV Wieblingen, FC Dossenheim - SG Heidelberg-Kirchheim II, VfB Rauenberg - Eberbacher SC, 1. FC Wiesloch - SG-SV Lobbach. SpVgg Baiertal spielfrei.

RNZ vom 23.09.2022, Seite 23