Rüdiger Heiß, Vizepräsident des Badischen Fußball-Verbands, meinte zum Achtelfinale zwischen dem Landesligisten ASC Neuenheim und dem SV Waldhof Mannheim: "Kompliment an den ASC Neuenheim, der sich nicht versteckt hat. Dadurch war es nicht nur eine Abwehrschlacht, sondern ein ansehnliches Fußballspiel.”
Das sahen wohl auch die meisten unter den etwa 1.000 Zuschauer/innen so, die das mit Spannung erwartete Pokalspiel auf dem Fußballcampus Heidelberg nach dem einleitenden Stehl-Interview mit SVW-Sportdirektor Tim Schork verfolgt hatten. In puncto Tempo, Passschärfe, One-Touch-Kombis und Athletik wurde im Lauf der Partie doch eine Art Drei-Klassen-Gesellschaft (Drittliga-Topclub gegen Landesliga-Dritten) offensichtlich.
Wehe, wenn sie losgelassen! Schon zu Beginn unterstreicht der wieder in die Stammelf drängende SVW-Stürmer Adrien Lebeau, dass der dribbelstarke Franzose nicht nur namentlich "der Schöne”, sondern extrem schnell auf den Beinen ist. Eine seiner Highspeed-Aktionen führt nach acht Minuten zu einem Abseitstor für das weiße SVW-Ballett.
Kurz darauf zeigt sich eine weitere Stärke der Profis: Der harte und präzise Abschluss durch Adrian Malachowski aus dem Rückraum (10.). Eine knappe Viertelstunde später erhöht der rasante Marten Winkler nach einem pfeilartigen Steilpass schusstechnisch perfekt 0:2 (24.). Die Mannschaft von Uli Brecht findet nun besser in die Partie, demonstriert Spielkultur und kombiniert trotz des aggressiven SVW-Pressings über mehrere Stationen. In der Dreierkette macht Arik Edelmann, der den noch nicht wieder fitten Abwehrchef Dominik Räder vertritt, einen starken Job.
Dank dieses Mitspielen-Könnens kann das Team um Kapitän Levin Sandmann, der mit dem Ex-Waldhöfer Christian Mühlbauer die Doppel-Sechs bildet, die von Steven Ullrich bestens gehütete Beziehungskiste phasenweise entlasten und eigene Offensivakzente setzen. Beispielhaft ASC-Turbostürmer Stefan Berger, der mit seinen waghalsigen Dribblings und Finten imme wieder Szenenapplaus bekommt. Immerhin kann das Brecht-Ensemble auch dank Topkeeper Steven Ullrich bis zur Halbzeit weitere Gegentore vermeiden.
In der kurzweiligen Pause bedankt sich ASC-Marketingchef Alexander Stiehl und – im Doppelpass mit Patrick Helten – eloquenter Stadionsprecher u. a. bei den großzügigen Sponsoren des Anatomie-Sportclub Neuenheim. Auch das inoffizielle ASC-Lied "Allez ASC”, vom Autor und Musiklehrer Bene Völker inbrünstig vom Rasen geschmettert, erheitert das zugewandte Publikum.
Nach dem Wiederanpfiff von Regionalliga-Schiedsrichter Marc Heiker, der mit der äußert fairen Partie keinerlei Mühe hat, greift SVW-Trainer Christian Neidhart auf sein u. a. mit Kapitän Marcel "Cello” Seegert und Torjäger Dominik Martinovic ("Ob gegen Borussia Dortmund oder ASC Neuenheim: Wir wollen immer gewinnen!”) hochdotiertes Bankkonto zurück.
Das zahlt sich unmittelbar in barer Münze aus. Der soeben eingewechselte falsche Neuner Bentley Baxter Bahn trifft im Nachschuss, nachdem ASC-Torwart Steven Ullrich ein Kopfball-Torpedo in unfassbarer Blitzmanier abgewehrt hatte (50.). Modellathlet Pascal Sohm, der am Samstag gegen SpVgg Bayreuth den späten 2:1- Siegtreffer markiert hat, vollendet den Doppelschlag zum 0:4 mit seinem wuchtigen Kopfstoß ins rechte Eck (52.).
Zur Freude des gut gelaunten Publikums fightet der Landesligist weiter unverdrossen um den verdienten Ehrentreffer. Und wird mit viel Applaus belohnt, als der tacklingstarke Verteidiger Famara Sanyang eine Ecke von Außenbahner Lucas Ring mit dem Kopf verlängert und der kurz zuvor auf den Platz gekommene Headhunter Philipp Knorn dem Waldhof-Keeper Jan-Bartels mit seinem Kopfball- Knaller die einzig nötige Parade ermöglicht (65.). Ein beherzter Distanzschuss des 19jährigen Youngsters Samuel Schmidt wird von den Zuschauen ebenfalls gefeiert (70.). Die blauschwarze Fünfer-Sinfonie krönt schließlich Ballkünstler Baris Ekoncier mit seinem grandiosen Freistoßtor in der 73. Minute.
Nach dem Abpfiff stürmen viele junge Fans auf den Platz, um eines der begehrten Autogramme von SVW-Zweier Niklas "Willi” Sommer zu ergattern. Der 23jährige Fußball-Influencer ist mit etwa über 220.000 Abonnenten ein veritabler YouTube- Star! Wie schön aus ASC-Sicht, dass die ganz jungen ASC-Kids sich lieber mit ihren Neuenheimer "Helden” fotografieren lassen – zum Beispiel mit den beiden vielleicht besten Neuenheimern an diesem harmonischen Fußball-Abend: Torwart Steven Ullrich und Powerangreifer Stefan Berger.
Trotz der standesgemäßen Niederlage bleibt dieses mit offenem Visier geführte "David gegen Goliath”-Duell den ASC-Spielern und der Rekordkulisse auf dem Fußballcampus in guter Erinnerung. Auch der ASC Neuenheim hat mit seinem vielköpfigen, engagierten Supporter-Team als Gastgeber einen nachhaltigen Eindruck hinterlassen. Dass am Ende an der langen Getränke-Station das naturbelassene Premium-Fassbier von ASC-Partner HOFJÄGER knapp wurde, spricht für den guten Geschmack vor allem auch der zahlreichen freundlichen Waldhof- Fans.
Für RNF LIFE und das Waldhof Livestream von Markus Christen hat der ASC Neuenheim eigens einen TV-Turm aufgebaut. Die Live-Übertragung und Interviews, u. a.mit Troubleshooter Stefan Berger und dem Ex-Waldhöfer Christian Mühlbauer, gibt’s unter dem Link: BFV-Rothaus-Pokal 22/23, Achtelfinale: www.youtube.com/watch?v=l5abi86NcKA
Der Beitrag mit dem Spielbericht von RNF-Legende Wolfgang Grünwald ist heute abend ab 18.00 Uhr im Regionalsender RNF LIFE zu sehen. Hier bereits der Link: www.rnf.de/mediathek/301182
Joseph Weisbrod
Von Wolfgang Brück
Heidelberg. Das Viertelfinale im badischen Fußball-Pokal steht. Als letzter Teilnehmer erreichte gestern Abend der SV Waldhof die Runde der letzten Acht. Der Titelverteidiger hatte beim 5:0 (2:0) beim Landeslisten ASC Neuenheim keine Mühe. Auf den Drittligisten wartet nun beim FC-Astoria Walldorf eine ungleich höhere Hürde. Das vorweg genommene Endspiel zwischen Viert- und Drittligist findet am Dienstag, 27. September (19 Uhr), im Dietmar-Hopp-Sportpark statt.
"Wir haben das Spiel ernst genommen und nichts anbrennen lassen", war Waldhof-Trainer Christian Neidhart mit Ergebnis und Leistung zufrieden. Ein Wermutstropfen: Marten Winkler musste verletzt ausgewechselt werden, sein Einsatz im Spitzenspiel am Samstag (14 Uhr) beim FC Ingolstadt ist fraglich. Dagegen hofft Neidhart, dass Alexander Rossipal einsatzfähig sein wird.
Uli Brechts Kummer hielt sich in Grenzen. "Meine Mannschaft hat gut dagegen gehalten", lobte der Neuenheimer Trainer. Stark: Torwart Steven Ullrich, der eine höhere Niederlage verhinderte, Arik Edelmann als guter Vertreter des erkranken Abwehrchefs Dominik Räder und Stefan Berger, der bewies, dass er in fußballerischer Hinsicht mit den Profis mithalten kann.
Professor Dr. Dirk Heinrich und Dr. Luz Kostrzewa und mit ihnen rund tausend Zuschauer erlebten auf dem FußballCampus keine schwere Geburt. Vielmehr dürften sich die ehemaligen Frauenärzte an ihre eigene Karriere als Fußballer vor mehr als vier Jahrzehnten erinnert haben. Damals wurden die jungen Akademiker auf den Dörfern geerdet. Sie zahlten Lehrgeld, es gab einige deftige Niederlagen.
Der Waldhof trat mit einer gemischten Mannschaft an. Dennoch gab es nie Zweifel, wer Chef im Ring war. Das frühe 0:1 durch Adrian Malachowski (10.) stellte früh die Weichen. Mit dem 0:2 durch Marten Winkler (25.) war das Spiel praktisch schon entschieden.
Was immer Uli Brecht in der Halbzeit seinen Jungs gesagt hat, die schnellen Tore der eingewechselten Bentley Baxter Bahn (50.) und Pascal Sohm (54.) zum 0:3 und 0:4 durchkreuzten die Pläne. Ein wunderbares Freistoßtor von Baris Ekincier bedeutete das 0:5-Endergebnis (73.).
Die Waldhof-Fans, die knapp in der Mehrheit waren, und farblich das Bild auf dem Campus bestimmten, verhielten sich vorbildlich. Sie applaudierten - keineswegs hämisch - bei den wenigen Angriffen der Platzherren, die um ein Haar auch belohnt wurden. Samuel Schmidt hatte die beste Gelegenheit zum Ehrentor, das verdient gewesen wäre.
Für den ASC Neuenheim geht es in der Landesliga am Samstag (15.30 Uhr) gegen den SV Schwetzingen weiter.
Vor zwei Jahren, damals im Halbfinale, hatten sich die Profis noch schwerer getan und nur mit 3:0 in Neuenheim gewonnen.
> Johannes Kolmer, Vorsitzender im Fußballkreis Heidelberg: "Durch die frühe Führung hat der SV Waldhof schnell für klare Verhältnisse gesorgt. Es war eine eindeutige Angelegenheit."
> Rüdiger Heiß, Vizepräsident des badischen Fußball-Verband: "Kompliment an den ASC Neuenheim, der sich nicht versteckt hat. Dadurch war es nicht nur eine Abwehrschlacht, sondern ein ansehnliches Fußballspiel."
> Marcus Demel, Schiedsrichter und Waldhof-Fan aus Handschuhsheim: "Der Waldhof war nicht wirklich gefordert. Ich habe sogar eine größere Überlegenheit erwartet, aber vielleicht lag es am ungewohnten Kunstrasen."
> Elena Bertolini, Integrations-Beauftragte und Team-Managerin: "Unsere Jungs haben sich gut geschlagen. Nach meinen Gefühl hatte der Schiedsrichter zu viel Respekt vor den Profis."
> Joseph Weisbrod, Vize-Präsident und Medienchef des ASC Neuenheim: "Mir hat Stefan Berger gut gefallen. Man hat gesehen, dass er mal bei Hoffenheim in der Jugend gespielt hat.
ASC Neuenheim: Steven Ullrich (TW), Arik Edelmann, Christian Mühlbauer, Famara Sanyang, Fabian Springer (63. Philipp Knorn), Lucas Ring, Stefan Berger (78. Marc Berger), Oliver Kubis, Kajally Njie (63. Linus Held), Levin Sandmann (C), Tarek Aliane (63. Samuel Schmidt) - Daniel Tsiflidis (ETW), Tom Matthias, Chadi Kahloul, Ralf Berger, Elyesa-Adem Korkmaz, Raul Pacheco Sudar - Trainer: Ulrich Brecht
SV Waldhof Mannheim: Jan-Christoph Bartels (TW), Niklas Sommer, Julian Riedel (68. Marc Lutz), Adrian Malachowski (46. Bentley Baxter Bahn), Fridolin Wagner (C), Pascal Sohm, Malte Karbstein, Baris Ekincier, Laurent Jans (46. Johannes Dörfler), Adrien Lebeau, Marten Winkler (49. Dominik Kother) - Trainer: Christian Neidhart
Tore:
2 Karten für ASC Neuenheim:
Schiedsrichter: Marc Heiker (TSV Kürnbach)
Zuschauer: 1000