Wie ein gut organisierter Bienenschwarm fallen die mit fünf Neuzugängen angetretenen Anatomen im Heidelberger Derby über die SGK-Defensive her - und stechen in den ersten 22 Minuten gleich dreimal zu. Die erste Sturmwarnung unter dem azurblauen Himmel ist eine mutige Volleyabnahme des bienenfleißigen Mittelstürmers Ben-Richard Prommer (2.). Zwei Minuten später nötigt Offensivkollege Tarek Aliane den Kirchheimer Maurice Strohmeier zu einem kuriosen Eigentor (4.).
Und weiter geht die Jagd nach dem goldenen Honig. Der tatendurstige Außenbahner Lucas Ring donnert die Kugel aus zentraler Position über die SGK-Beziehungskiste (9.). Kurz darauf tanzt der blendend aufgelegte Ex-Kerchemer Levin Sandmann die SGK-Abwehr im Strafraum aus und lässt Torwart Jonas Wies mit seinem hochprozentigen Flachmann keine Haltbarkeitschance (12.).
ASC-Kapitän Levin Sandmann tanzt die SGK-Abwehr aus und vollstreckt in der 11. Minute zur schnellen 2:0-Führung für den ASC Neuenheim.
|
Mit einer fußballerischen Delikatesse verwöhnt der ASC-Kapitän nur zehn Minuten später das Publikum auf der vor der sonnenschutzigen Gegentribüne im Sportzentrum Süd. Aus der Tiefe des Raumes kommend, dringt der blaue Zehner energisch und widerstandslos in den Strafraum ein.
Die Kirchheimer rechnen wohl mit einer Flanke und müssen staunend mitansehen, wie Neuenheims "Aggressive Leader" sich mit aller Chuzpe die ungedeckte kurze Ecke auswählt und SGK-Torwart Jonas Wies mit einem technisch exquisiten Außenrist-Schlenzer überrascht. Ein Traumtor - das der smarte Kunstschütze mit einem gewaltigen Urschrei feiert (22.).
Null zu Drei nach noch nicht einmal einer knappen Halbzeit der Halbzeit: Ein Grauen für die Grauen und ihren zunehmend desillusionierten Trainer Manuel Wengert, der später wegen einer lautstarken Beschwerde gelb sehen wird. Seine junge Mannschaft, die nicht weniger als fünf Spieler der Jahrgänge 2000 plus in der Startelf aufbietet, wirkt auch weiterhin gegen die fast wie aus einem Guss spielenden Gäste überfordert.
Daran können auch die gestandenen Führungskräfte mit ihrer höherklassigen Erfahrung wie Abwehrchef Jonas Rehm, der Ex-Neuenheimer David Kiefer oder Roman Just wenig ändern. Schon gar nicht der vormalige Verbandsliga-Topgunner Marc Haffa. Der hoch gewachsene SGK-Kapitän hängt wie der einsame Rufer in der Wüste fast die ganze Spielzeit mehr oder weniger in der heißen Luft.
Fast hätte der am Dienstag mit drei FT-Punkten vom grünen Tisch beglückte Gastgeber vor der Pause noch den vierten Tiefschlag. kassiert. Doch der Prachtschuss von ASC-Sechser Boubacar Siby nach einer rechten Maßflanke des ebenfalls wertvollen Neuzugangs David Cardal prallt von der Unterkante der Querlatte knapp vor der Torlinie auf (40.). Auf der anderen Seite zeichnet sich ASC-Torwart Daniel Tsiflidis dadurch aus, dass er beim einzigen relevanten SGK-Torschuss voll auf der Höhe ist. Er angelt den Klasseschuss von David Kiefer akrobatisch aus dem Winkel (43.).,
Nach der rechten Maßflanke von David Cardal, einer von fünf Neuzugängen in der Startelf,
flippert der abgewehrte Ball vor die Füße von ASC-Sechser Boubacar Siby. Dessen Prachtschuss prallt
fast in Wembley-Manier von der Querlatte kurz vor der Torlinie auf (40.)
|
Eine volle Taktik-Pulle verabreichen Trainer Uli Brecht und "Co" Pierre Heidicker den blauen Jungs im Halbzeit-Schatten neben der Tribüne. Die sinngemäße Ansage von Uli Brecht für die zweite Hälfte: "Verwaltet den Vorsprung nicht. Versucht aber auch nicht, den angeknockten Gegner an die Wand zu spielen. Lasst sie ruhig kommen, wenn sie wollen. Wenn sich dann Räume auftun, könnt und sollt Ihr zuschlagen."
Nach dem Wiederanpfiff des vorzüglichen, kommunikativen Verbandsliga-Schiedsrichters (und Verbandsjugendleiters) Rouven Ettner verschafft sich das verunsicherte Team von Manuel Wengert zwar mehr Ballbesitz, stellt aber die ASC-Defensive um Top-Abwehrboss Dominik Räder und seinen bärenstarken Innenpartner Famara Sanyang kaum auf die Probe.
Der ASC kontrolliert das unpandemische Geschehen auf dem Rasen auch dann noch ohne Probleme, als Schiri Rouven Ettner den mit seinem unermüdlichen Einsatz einmal mehr überzeugenden Neuenheimer Mittelfeld-Strategen Boubacar Siby mit der gelbroten Karte verabschiedet (59.)
Mit einem der Sommerhitze angepassten ökonomischem Spiel- und Taktikstil managt der ASC die restliche halbe Stunde. Letztes Derby-Highlight: Ein kapitaler Scharfschuss des spielwitizigen falschen, weil hinter den Spitzen agierender Neuners Tarek Aliane den leidgeprüften SGK-Torwart Jonas Wies gerade noch um den Pfosten lenken kann (84.).
Vielleicht ist dieser in der Klarheit unerwartete Derbysieg ja die ersehnte Initialzündung für eine Neuenheimer Serie. Bereits am nächsten Sonntag kann das zusammen wachsende Brecht-Ensemble nachlegen. Beim Heimspiel gegen den noch punktlosen Aufsteiger TSV Steinsfurt, der am Samstag zuhause 0:2 gegen die SpVgg Ketsch verlor, werden auch die zuletzt verletzt fehlenden Schlüsselspieler Marcel Hofbauer und Stefan Berger im Kader zurück erwartet.
Joseph Weisbrod
Heidelberg. (RNZ) Nach dem schwachen Saisonstart zeigte der ASC Neuenheim in der Fußball-Landesliga zum ersten Mal sein ganzes Potenzial und siegte mit 3:0 bei der SG Kirchheim. Bei einer weiteren Niederlage wären die rote Zone bedrohlich nahe gekommen, so aber wollen die Neuenheimer den Schwung mitnehmen und mit flottem Angriffsfußball weitere Siege einfahren.
Schon in der vierten Minuten fing Aliane einen Fehlpass ab und verwertete zur Neuenheimer Führung. Sandmann erhöhte zehn Minuten später mit einem platzierten Schuss unten links. Sandmann war es dann auch wieder, der mit einem schnellen Antritt die Kirchheimer Verteidiger abschüttelte und die Partie mit dem 0:3 vorentschied. Zwei gute Aktionen von David Kiefer wurden nicht von Erfolg gekrönt. Nach der Pause konnte Kirchheim auch eine halbe Stunde überzahl (Siby Boubacar hatte innerhalb von zwei Minuten Gelb und Gelb-Rot gesehen) nicht ausnutzen und verlor daher verdient.
AM
SG HD-Kirchheim: Jonas Wies, Jonas Rehm, David Kiefer, Roman Just, Marc Haffa, Yassin Belkihel (74. Jonathan Weisser), Adrian Gashi, Gaius Paulo (79. Siakra Berete), Marius Klein, Enis Kajtazovic (79. Fathullah Niyazi), Maurice Strohmeier (17. Robin Egner) - Trainer: Manuel Wengert
ASC Neuenheim: Daniel Tsiflidis, Boubacar Siby, Dominik Räder, Famara Sanyang, Lucas Ring, Philipp Knorn, David Cardal (67. Dawid Polotzek), Alexander Kerber (84. Jonas Schmid), Tarek Aliane, Levin Sandmann (85. David Piazolo), Ben-Richard Prommer (84. Kim-Jonathan Kaul) - Modoulamin Danjo (ETW), - Trainer: Ulrich Brecht
Tore:
3 Karten für ASC Neuenheim:
Schiedsrichter: Rouven Ettner