Das Kopf-an-Kopf-Rennen um den Aufstieg in die Verbandsliga könnte kaum spannender sein. Das 1:1-Remis zwischen dem Landesliga-Zweiten ASC Neuenheim (58 Punkte) und neuen Tabellensechsten FC Victoria Bammental (51) war keine Überraschung, die 1 :2-Niederlage von FT Kirchheim (Platz 3/58) bei der launischen Diva SpVgg 06 Ketsch hingegen schon! Neuer Spitzenreiter ist der VfL Kurpfalz Neckarau (60), der das heiße Mannheimer Stadtderby beim neuen Tabellenvierten FC Türkspor (54) mit 3:2 gewann.
Dem ASC-Team fiel im Topspiel gegen den FC Victoria Bammental schon nach einer halben Minute der Föhn die Badewanne. Kaum hatte der überzeugende Schiedsrichter Tim Diepold nach dem herzerquickenden Team-Einlauf mit den ASC-Kids (Fotos: JAP) angepfiffen, geht der FCB durch den beherzten Nachschuss des 19jährigen Stürmers Dario Schwind nach einer Blitzparade von ASC-Torwart Daniel Tsiflidis rekordverdächtig geschwind in Führung (1.). So früh musste der eloquente Stadionsprecher Niklas Eulentrop mit seiner sonoren Stimme wohl noch nie ein Tor durchsagen!
Nächste kalte Dusche für Neuenheim: Verteidiger Fabian Springer muss schon nach zehn Minuten muskelverletzt weichen. Für ihn rückt Famara Sanyang in die Neuenheimer Dreierkette. Beide Kontrahenten sichern ihr Aufbauspiel konsequent durch, so dass die Zuschauer nur wenig "Expected Goals" zu sehen bekommen. Das ändert sich nach einer vorsichtigen Schnupper-Viertelstunde. Ein scharfer Distanzschuss von Tarek Aliane zischt knapp am linken FCB-Pfosten vorbei (15.) Vier Minuten später fliegt der Kopfball von Ben-Richard Prommer nach einer Sahneflanke von Tarek Aliane über die Bammentaler Sonntagslatte (19.).
Kaum hat die Mannschaft von ASC-Coach Ulli Brecht ihren immer noch fragilen Rhythmus gefunden, trifft die ASC-Abwehr der nächste Ausfall. Auch Arik Edelmann muss angeschlagen passen (25.). Für ihn kommt Mittelfeldstratege Alexander Kerber in die taktisch ausgewogene Partie.
Der Neuenheimer Ausgleich liegt in der lauen Mai-Luft, als Kapitän Levin Sandmann seinen Kopfball nach der nächsten Edelflanke von Tarek Aliane knapp neben den rechten FCB-Pfosten drückt (32.). Auf der anderen Seite taucht ASC- Torwart Daniel Tsiflidis einen raffinierten Freistoß von Marc Schreckenberger im kühnen Tiefflug aus der Ecke (43.).
Nach dem Wiederanpfiff und der von Alexander Stiehl im Stile eines Entertainers moderierten Verlosungsaktion für die fröhlichen ASC-Kids, kehrt das von Uli Brecht in die Pflicht genommene ASC-Ensemble mit einer deutlich entschlosseneren Haltung und Körpersprache auf den Centre Court des Fußballcampus zurück. In der 49. Minute zieht Topsniper Ben-Richard Prommer kraftvoll ab. Doch FCB- Teufelskerl Nikolas Dawid pantert den Prachtschuss fabelhaft aus dem Winkel.
61. Minute: Hier der verdiente Ausgleich im Landesliga-Topspiel zwischen dem ASC
Neuenheim (Platz 2) und dem FC Bammental (Platz 5) aus der VEO-Vogelperspektive:
Endverwerter des schönen Spielzugs ist Turbo-Angreifer Stefan Berger, der zum
frühen, leistungsgerechten 1:1-Endstand vollstreckt.
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Hatte die selbstbewusste Victoria von Turnaround-Coach Marc-André Waxmann im ersten Durchgang die etwas bessere Performance, macht der ASC dem FCB nun mächtig Feuer unterm schwarz-blauen Hintern. Eine der druckvollen Angriffswellen führt dann auch zum verdienten Ausgleich. Nach einer mehrstufigen Ballstafette geht's es plötzlich ganz schnell. Abwehrchef Dominik Räder adressiert einen 60- Meter-Ball diagonal auf den rechten Flügel. Der agile Außenbahner Oliver Kubis passt volley mit dem Innenrist in den Strafraum. Speedmaster Stefan Berger streichelt die Kugel ebenfalls per Direktabnahme ins Bammentaler Toreck (61.).
Der ASC ist im letzten Drittel zwar näher am Siegtreffer als der FCB um Kapitän David Brechtel. Zumal erneut Reaktionswunder Nikolas David ein Kopfball-Torpedo von Levin Sandmann wie ein Goliath pariert (71.). Doch unterm Strich geht das technisch anspruchsvolle Unentschieden in Ordnung.
Da die SG HD-Kirchheim (54) ihr Spiel gewann, lösen die Wengert-Guys den FC Bammental (51 Punkte) auf dem 5. Tabellenplatz ab. Aufgrund der beeindruckenden SGK-Performance könnte am Ende die RNZ-Schlagzeile von Wolfgang Brück statt "Hilft die SG Kirchheim den Freien Turnern" auch so lauten: "Hilft die SG Kirchheim den Neuenheimern?
Wenn die SG HD-Kirchheim nämlich am nächsten Sonntag beim neuen Spitzenreiter VfL Kurpfalz Neckarau und der ASC Neuenheim im Heidelberger Derby beim SGK-Erzrivalen FT Kirchheim gewinnen sollte, hätten die Anatomen - zumal mit dem besten Torverhältnis (81:31) - wieder die Nase in der Landesliga Rhein-Neckar vorn.
Joseph Weisbrod
Von Wolfgang Brück
Heidelberg. "Aus! Fertig! Schluss!" Marketing-Chef Alex Stiehl jubelte. Nicht über seine Neuenheimer, sondern über eine Handy-Nachricht. Es blieb bei der 1:2-Niederlage der Freien Turner Kirchheim in Ketsch. Der ASC Neuenheim zog damit wieder am Stadt-Rivalen und Titel-Konkurrenten vorbei, obwohl man sich gegen den FC Bammental mit einem 1:1 begnügen musste.
Gedämpft wurde die Freude durch das Ergebnis des VfL-Kurpfalz Neckarau. Die Enkel von Fips Rohr und seinen Söhnen, – sie gehörten mal der Zweiten Liga an – gewannen 3:2 bei Türkspor Mannheim und übernahmen die Tabellenführung in der Fußball-Landesliga Rhein-Neckar.
Vier Runden vor Schluss könnte der Kampf um Meisterschaft und Relegations-Platz kaum spannender sein. Es läuft auf einen Dreikampf zwischen Neckarau (60 Punkte) sowie Neuenheim und Kirchheim (jeweils 58) hinaus. Türkspor ist nach dem 2:3 gegen den neuen Spitzenreiter wohl aus dem Rennen.
Im Begrenzer Wald wurde der 35. Geburtstag von Philipp Richter getrübt. Richter, mit dem der märchenhafte Höhenflug von der C-Klasse bis an die Landesliga-Spitze begann, war mit der Familie wandern. Als Team-Manager Eduard Bender das 0:1 durch Ümit Ünlü (19.) mitteilte, war die Welt noch in Ordnung.
Doch Ketsch drehte das Spiel durch Tore von Nils Haubrich (47. und 63.). "Wir haben verdient verloren", gab Bender zu. "In der besseren ersten Halbzeit haben wir die Chancen nicht genutzt", bedauerte Medien-Direktorin Tiziana Heckmann.
Richter rätselt, weshalb die Kluft zwischen starken Heim- und schwachen Auswärtsspielen groß ist. An der Pleikartsförster Straße gab es 13 Siege und nur eine Niederlage. Zu Hause sind die Freien Turner die Nummer eins, auswärts nur Achter. Zwischen 500 und 700 Zuschauer erwartet das gestrige Geburtstagskind im Heimspiel am Sonntag (15 Uhr) gegen Neuenheim. Auch den Oberbürgermeister würde man gerne begrüßen. Philipp Richter: "Die zwei besten Heidelberger Mannschaften treffen aufeinander, Herr Würzner könnte seine Wertschätzung zeigen."
Richter ist stolz, dass seine Freien Turner nach einer überragenden Hinrunde weiter im Rennen sind. Aber er weiß, dass Uli Hoeneß Recht hat: "Der Weihnachtsmann ist nicht der Osterhase." Abgerechnet wird nicht an Heiligabend.
Ob es am Sonntag um Platz eins oder zwei geht, darüber entscheidet – kurioserweise – auch der Ortsrivale. Die SG Kirchheim, das beste Rückrunden-Team, spielt am Neckarauer Waldweg. Leistet die SGK Nachbarschafts-Hilfe?
Hinter der SG Kirchheim hat der FC Bammental die zweitbeste Rückrunde gespielt. Seit Marc-André Waxmann übernommen hat, gab es in sieben Spielen sechs Siege. Nach der 1:0-Führung durch Dario Schwind (1.) konnte man hoffen, dass die Tür zum Relegations-Platz noch mal aufgehen würde. Der Torschütze zeichne sich durch großen Eifer aus, sagt Fußball-Chef Friedbert Ohlheiser. Wann immer er Zeit hat, geht Dario mit seinem Vater zum Sondertraining auf den Sportplatz. Bis letzte Runde spielte der 19-jährige Angreifer noch in der C-Klasse für den FC Spechbach.
Schwinds viertes Saisontor glich Stefan Berger mit seinem dritten Treffer in dieser Runde aus (61.). Es war ein gerechtes Unentschieden zwischen zwei spielerisch gleichwertigen Teams. Der ASC Neuenheim blieb damit auch ihn vierten Spiel hintereinander ohne Sieg. Die Experten fragen sich, ob es am Kopf oder an den Beinen liegt. Für Trainer Uli Brecht steht fest. "Wegen Verletzungen und Krankheiten war die Vorbereitung nicht optimal. Deshalb sind wir nicht zu hundert Prozent fit." Der 13-malige Torschütze Levin Sandmann vermutet: "Die Kraft wird weniger, der Druck größer."
Falls die Anatomen tatsächlich vor dem Ziel straucheln, bleibt ein kleiner Trost. Die bekannteste Wade in Deutschland kommt aus Neuenheim. Felix Dipper, der vor einer Woche beim Torwandschießen Rudi Völler besiegte, schickte ein Foto vom tätowierten Autogramm des Weltmeisters ins "Aktuelle Sportstudio". Am Samstag präsentierte Moderatorin Katrin Müller-Hohenstein einem Millionen- Publikum ein Beweisfoto vom 22-jährigen Heidelberger Jura-Studenten.
ASC Neuenheim: Daniel Tsiflidis, Fabian Springer (10. Famara Sanyang), Arik Edelmann (25. Alexander Kerber), Boubacar Siby, Lucas Ring, Dominik Räder, Stefan Berger (82. Kim-Jonathan Kaul), Oliver Kubis, Tarek Aliane (82. Philipp Knorn), Levin Sandmann, Ben-Richard Prommer - Leif Lichtenberger (ETW), Samuel Schmidt, Dawid Polotzek - Trainer: Ulrich Brecht
FC Bammental: Nikolas Dawid, Cedric Waxmann, Tim Dosch, Sergen Sertdemir, Marc Schneckenberger, David Bechtel (74. Stefan Wurm), Dario Schwind (67. Philipp Kampp), Carsten Klein (84. Nikolai Graumann), Dominic Wacknitz, Nico Schneckenberger (77. Lukas Rehberger), Rehberger, Jan - Trainer: Marc-André Waxmann
Tore:
5 Karten für ASC Neuenheim:
Schiedsrichter: Tim Diepold (Ketsch)