Trotz des zweiten Saison-Remis übernachtete der ASC Neuenheim (29 Punkte, 39:14 Tore) erstmals auf dem zweiten Tabellenplatz der Landesliga Rhein-Neckar. Vom Spielverlauf her hätte es auf dem Köpfel statt 0:0 auch 2:2 ausgehen können - wie im anderen Samstagsspiel zwischen Horrenberg und Ketsch.
So trüb wie das Flutlicht und das nasskühle Wetter, bei dem nicht einmal die Ziegen Bock auf ihre Hangwiese über dem Spielfeld haben, fühlt sich auch das - im Vergleich zur von Teambetreuer Thorsten Weick präparierten ASC-Kabine - phasenweise wenig geordnete Spitz-auf-Knopf-Spiel an.
ASC-Cheftrainer Uli Brecht setzt einmal mehr auf das bewährte 3-5-2-System. Sein Startelf-Debüt in der Dreierkette gibt Neuzugang Dawid Polotzek. Er fügt sich in das mit Abwehrchef Dominik Räder und Famara Sanyang gebildete Trio so nahtlos ein, dass am Ende in Tateinheit mit dem erneut unbezwingbaren Torwart Daniel Tsiflidis hinten wie auch schon gegen FT Kirchheim die Null steht.
Die ersten Neuenheimer Torschüsse feuern Landesliga-Topgunner Ben-Richard Prommer (14 Tore) und Tarek Aliane in der 9. und 13. Minute ab.
Doch nach einer zerfahrenen Viertelstunde mahnt ASC-Chefcoach Uli Brecht von der Seitenlinie: "Das ist zu wenig!". Das gilt aber auch für den bis dahin erstaunlich passiven Gastgeber. Nach 25 Minuten hallt erneut die Brecht-Stimme über den Platz: "Fehlerquote minimieren, Passquote verbessern!" Die größte DJK/FC-Chance vereitelt ASC-Keeper Daniel Tsiflidis, der nach einem Schuss aus der Nahdistanz blitzschnell seine Teleskop-Arme ausfährt und geschmeidig wie eine Katze diese "Hundertprozentige" pariert (30.).
Das ist bei nachlassenden Regen der Alarmruf für eine nun deutlich fokussierte, den Angriffsdruck forcierende Neuenheimer Mannschaft. Die Freistöße und Eckbälle häufen sich. Der modellathletische DJK/FC-Keeper Björn Lohmann muss sein Können bei Scharfschüssen von Levin Sandmann (36.), David Cardal (38.), Tarek Aliane (39./40.) und Ben-Richard Prommer (43.) und sicher herunter gepflückten hohen Flanken mehrfach zeigen.
Nach dem Wiederanpfiff des mit seinen aufmerksamen Assistentinnen durchweg überzeugenden Schiedsrichters Johannes Oeldorf (SG Hohensachsen) entwickelt sich ein mehr und weniger offener Schlagabtausch, bei dem die einsatzfreudigen Kontrahenten jeweils von den Fehlern des anderen zu profitieren versuchen.
Allein: Die Abwehrcrews, allen voran die großartigen Torhüter Björn Lohmann (DJK/FC) und Daniel Tsiflidis (ASC) halten, was zu halten ist. So scheitert der eingewechselte ASC-Speedmaster Stefan Berger nach seinem Tempo-Durchbruch am glänzend reagierenden Heimkeeper (64.).
Am letztlich versöhnlichen Ende eines ausgesprochen fairen Heidelberger Derbys bleibt es beim leistungsgerechten torlosen Remis, erst dem dritten zwischen diesen Vereinen: Bei drei Siegen für die Mannschaft von Spielertrainer Christoph Pieruschka und sechs Siegen für den Anatomie-Sport-Club.
Das Brecht-Ensemble wahrt mit diesem Unentschieden den Vier-Punkte-Vorsprung auf den Gastgeber und klettert bis am Sonntag abend, an dem der bisherige Landesliga-Zweite FT Kirchheim höchstwahrscheinlich (oder liegt da eine Überraschung in der Luft?) den Tabellen-15. TSV Kürnbach besiegt haben wird, sogar auf den komfortablen zweiten Relegations-Rang.
Joseph Weisbrod
Von Wolfgang Brück
Ziegelhausen. Dietmar Hopp mag es einfach. Die Freunde des Milliarden schweren Mäzens der TSG Hoffenheim wissen, dass es die Laune des Chefs hebt, wenn sie ihn auf den kleinen Sportplätzen mit einer Bratwurst versorgen. Fürs leibliche Wohl sind in Ziegelhausen, Neuenheim und Wieblingen Gisela Huwer, Marion Schmitz und Katrin Knorn zuständig. "Unsere Frauen, die Würste, Kuchen und Getränke verkaufen, gehören zu den wichtigsten Leuten im Verein", lobt der Ziegelhäuser Fußballchef Christoph Dostal. Klaus Schön, gemeinsam mit Mario Brambach Team-Manager beim TSV Wieblingen, meint: "Ohne die Bratwurst wäre der Fußball ärmer."
Der kleine Abstecher zu den Ständen, Kiosken und Büdchen sei erlaubt. Rückschlüsse auf die Qualität des Landesliga-Spitzenspiels zwischen der DJK/FC Ziegelhausen-Peterstal und dem ASC Neuenheim möge man daraus nicht ziehen. Zwar mussten knapp hundert Zuschauer beim torlosen Unentschieden mit Nulldiät vorlieb nehmen, von Magerkost konnte aber keine Rede sein.
Ziegelhausen und Neuenheim zeigten ein gutes Spiel. Die Abordnung vom Kreisligisten TSV Wieblingen mit Brambach, Schön, Schmitz und Michael Koker gab zu Protokoll: "Wir sind wegen einem Landesliga-Spitzenspiel gekommen und wir haben ein Landesliga-Spitzenspiel gesehen." Das 0:0 täuscht. Es gab im November-Nieselregen reichlich Torszenen. Auch ein 2:2 oder 3:3 war möglich. Die Präzision habe gefehlt, bedauerte Uli Brecht. Der Trainer des ASC Neuenheim war zwar nicht mit der Leistung, wohl aber dem Ergebnis zufrieden. Der 52-jährige Finanz-Dienstleister bezeichnete die Punkteteilung als verdient. Das sahen die meisten genau so.
Positiv: Wie schon beim 1:0 gegen die Freien Turner Kirchheim stand erneut die Null. Und: Der Vier-Punkte-Abstand zu Ziegelhausen wurde gewahrt. Gegen Horrenberg und in Ketsch beenden die Anatomen das Kalenderjahr. "Wir wollen beide Spiele gewinnen", fordert Brecht, "um mit einer guten Ausgangsposition in die Rückrunde ab Ende Februar zu gehen."
Der gute Ruf des ASC Neuenheim, untermauert durch fähige Leute wie den Sportlichen Leiter und Marketing-Chef Alexander Stiehl sowie den Mediendirektor Joseph Weisbrod, spricht sich weit über die Grenzen der Stadt hinaus herum. In den letzten Wochen gingen mehrere Mails ein. Anfragen von Spielern, die nach Heidelberg wegen Studium oder Arbeit wechseln. "Ein oder zwei könnten für die Landesliga-Mannschaft interessant sein", glaubt Brecht.
Einen Neuzugang kann Neuenheim bereits vermelden: Raul Fuder hat beim Bundesligisten Mainz 05 den Weg in eine Profi-Karriere eingeschlagen. Nach zweijähriger Pause will der 18-jährige Innenverteidiger einen neuen Anlauf nehmen.
Die DJK/FC Ziegelhausen-Peterstal wollte näher ran kommen ans Spitzentrio, doch hinterher trösteten sich die Vorstandsmitglieder Peter Knapp, Sascha Haynes und Christoph Dostal: Nach dem ernüchternden 0:4 in Ketsch hat die Köpfel-Elf die richtige Antwort gegeben. Wer Ziegelhausen abschreibt, macht einen Fehler, glaubt Trainer Christoph Pieruschka. In den Spielen bis zur Winterpause in Kürnbach sowie daheim gegen St. Leon und Spitzenreiter Türkspor Mannheim soll der Anspruch untermauert werden.
Pieruschka kennt seine Pappenheimer. Wer nicht nur in Ketsch, sondern auch beim Abstiegs-Kandidaten Srbija Mannheim verloren hat, muss auch am nächsten Sonntag in Kürnbach aufpassen. Ziegelhausen fremdelt. Die Auswärtsbilanz von nur zwei Siegen, aber schon fünf Niederlagen reicht nicht für ganz oben.
Daheim ist Ziegelhausen Spitze. Auf dem Köpfel mit sechs Siegen und einem Unentschieden noch ungeschlagen. Auch die Corona-Kontrolleure unter Regie von Barbara Müller leisteten am Samstagabend gute Arbeit. Mit einer grau getigerten Katze auf dem Handy-Display statt dem vorgeschriebenen Code auf der Corona-App ? damit verschafften sich Narren im Kölner Karneval Zutritt ? war man auf dem Köpfel chancenlos.
DJK/FC Ziegelhausen-Peterstal: Björn Lohmann, Norbert Kirschner, Sven Schwarz, Patrick Foshag (59. Jan-Luca Kreß), Christoph Pieruschka, Julien Draheim, Finley Martin, Dilbirin Yilmaz, Julius Wagener, Timo Raab, Yves Hillger - Trainer: Christoph Pieruschka
ASC Neuenheim: Daniel Tsiflidis, Boubacar Siby, Dominik Räder, Famara Sanyang, David Cardal (85. Jonas Schmid), Dawid Polotzek, David Piazolo (46. Stefan Berger), Oliver Kubis (70. Alexander Kerber), Tarek Aliane, Levin Sandmann, Ben-Richard Prommer - Modoulamin Danjo (ETW), Philipp Knorn - Trainer: Ulrich Brecht
Tore:
2 Karten für ASC Neuenheim:
Schiedsrichter: Johannes Oeldorf (SG Hohensachsen)
Zuschauer: 100