Landesliga Rhein-Neckar
Saison 2021/22, 14. Spieltag

Vorbericht zum 14. Spieltag

Sonntag 07.11.2021, 14:30 Uhr
ASC Neuenheim - FT Kirchheim 1:0 (1:0)

Wenn drei Konkurrenten verlieren, freut sich der Tabellendritte

Der ASC Neuenheim gewinnt das ausgeglichene Heidelberger Gipfelderby gegen starke FT Kirchheim mit 1:0!

Mindestabstand von einem Punkt gesichert, Derbyziel erreicht! Mit einer konzentrierten Kollektivleistung und dem gegen diesen aggressiven Gegner unerlässlichen Kampfgeist entscheidet der ASC Neuenheim das bis zum Abpfiff offene Gipfeltreffen am 14. Spieltag der Ländesliga (Achtung Umlaut) letztlich verdient für sich.

Gleich zu Beginn dieses würdigen Spitzenspiels haben beide Stadtrivalen ihre Schreckmomente. Der wohl an den eigenen Keeper adressierte Kopfball eines FT-Verteidigers trudelt nur knapp am Tor von Dominik Sandritter vorbei (3.). Kurz darauf muss ASC-Torwart nach einer ebenfalls missglückten Rückgabe die erste und einzige wirklich gefährliche Gästeaktion mit einer Blitzparade entschärfen. Doch insgesamt offensiver agiert der Gastgeber. Vier Ecken in den ersten acht Minuten sprechen eine offensive Sprache.

Früher Vogel fängt den Wurm: Das Derbytor des Tages in der 11. Minute!

Auch ohne den gesperrten Landesliga-Topscorer Ben-Richard Prommer gelingt der Mannschaft von Trainer Uli Brecht, was sie in dieser Saison schon oft geschafft hat: Ein frühes Tor! In der 11. Minute krönt ASC-Freestyler Tarek Aliane einen variablen Angriff gewohnt nervenstark. Mit seinem prägnanten Flachschuss ins lange Eck lässt er dem Ex-Neuenheimer FT-Torwart Dominik Sandritter unter gütiger Mithilfe des Innenpfostens keine Chance.

Wie schon oft in dieser Saison schießt der ASC ein frühes Tor. Im Heidelberger Gipfelderby zwischen dem Dritten und dem Zweiten lässt der Neuenheimer Neuner Tarek Aliane dem tadellosen FT-Torwart Dominik Sandritter mit seinem Flachschuss ins lange Eck keine Chance.

Abwehrketten aus Edelstahl drücken dem Spiel ihren Stempel auf!

Im weiteren Spielverlauf bespielen und bekämpfen sich die Heidelberger Topteams auf beachtlichem Niveau, taktisch bestens gebrieft von ihren Trainern Uli Brecht (ASC) und Felix John (FT). Für den 29jährigen Gästecoach lag der Druck vor diesem Derby klar auf der Seite der Neuenheimer mit ihren vier Punkten Rückstand. Offenbar kann Neuenheim mit diesem Derby-Druck gut umgehen. Und übt auch auf dem Platz mehr Druck aus als die "Freien Turner", deren Kapitän Marcel Sandritter, Zwillingsbruder von Torwart Dominik, sich zwar lange warm läuft, aber erstaunlicherweise nicht zum Einsatz kommt.

Die beiden Abwehrketten zeigen auch nach der Pause, warum sie die bisher wenigsten Gegentore der Landesliga kassiert haben. Die Kirchheimer Defensive (13) und die Neuenheimer Abwehr (14) um das bärenstarke Dreigestirn, Dominik Räder, Famara Sanyang und Fabian Springer lassen im gesamten Spiel kaum torgefährliche Situationen zu. Dass im Eifer des verbalen Schlussgefechts Schiedsrichter Icli Furkan für den Roten Jan Horak die rote (87.) und für den ansonsten besonnenen Gelben Lucas Ring (89.) die gelbrote Karte zückte, hat die bei allem Derbycharakter ausgesprochen faire Partie wahrlich nicht verdient.

Willkommener Nebeneffekt des Derbysiegs: Durch die alle überraschenden Niederlagen von Tabellenführer FC Türkpsor Mannheim (zuhause 1:2 gegen FV 1918 Brühl!) und des Vierten DJK/FC Ziegelhausen/Peterstal (0:4 bei Spvgg 06 Ketsch!) hat der ASC als Tabellendritter (28 Punkte, 39:14) eine reizvolle Ausgangsposition im oberen Tabellendrittel.

Joseph Weisbrod

RNZ-Bericht

Einst übermüdete Klinikärzte, jetzt hellwach

Mit dem 1:0 im Landesliga-Spitzenspiel gegen FT Kirchheim setzt der ASC Neuenheim den Marsch nach oben fort

Von Wolfgang Brück

Heidelberg. Eine Überschrift in der Rhein-Neckar-Zeitung leitete den Höhenflug ein: "Anatomen mit dem Skalpell besser als mit dem Ball." Joseph Weisbrod las vor vier Jahrzehnten den Beitrag. Er beschloss zu helfen. Der Torjäger eines Bezirksligisten in der Nähe von Baden-Baden war gerade nach Heidelberg gezogen. Er schloss er sich dem ASC Neuenheim an, den Studenten 1978 gegründet hatten. Bis zum ersten Sieg dauerte es eineinhalb Jahre. Weisbrod, mittlerweile Vize-Präsident, erinnert sich: "Nach Nachtdiensten in der Klinik kam damals der eine oder andere zu spät oder gar nicht zu den Spielen."

Gestern Nachmittag waren alle ausgeschlafen. Durch ein frühes Tor von Tarek Aliane (11.) gewann der ASC Neuenheim das Landesliga-Spitzenspiel mit 1:0 gegen die Freien Turner Kirchheim. Weil Tabellenführer Türkspor Mannheim überraschend dem FV Brühl unterlag, sind die ersten Drei, Türkspor, Kirchheim und Neuenheim, enger zusammengerückt. Die Spannung steigt.

Da auch die zweite und dritte Mannschaft ihre Heimspiele auf dem Fußball-Campus in der Tiergarten-Straße gewannen, war es ein Spieltag wie gemalt für Neuenheim. Präsident Dr. Werner Rupp konnte am Super-Sonntag zufrieden sein. Die Zahl der Mitglieder hat sich in den letzten Jahren verdreifacht. Mehr als die Hälfte der 700 sind Kinder und Jugendliche. Im Herrenbereich könnte man eine vierte Mannschaft bilden.

Nur eines ärgert. "Wir sind nicht der Krösus, zu dem uns die anderen machen wollen", meint Weisbrod. "Wir haben uns alles hart erarbeitet", versichert der Medienchef, "wir hängen nicht am Tropf eines einzelnen Mäzens." Rund 50 Sponsoren unterstützen den Stadtteil-Verein. Darunter ein Beerdigungs-Institut und die Körperwelten. Der Anatomie-Sportclub eben.

Auf der anderen Neckarseite hält man sich vorerst an die Lebenden und Liebenden. Ein Werbevertrag mit einem Heidelberger Freudenhaus wurde wegen moralischer Bedenken aber wieder gekündigt.

Die Freien Turner haben eine Tradition als Arbeiterverein, in Neuenheim sind betuchte Bürger zu Hause. Von Klassenkampf kann aber keine Rede sein. "Unser Verhältnis ist ausgezeichnet", stellt Weisbrod fest, "Respekt vor Philipp Richter, er macht eine tolle Arbeit."

Bei Richters war Taufe. Weil Marcus Raad Patenonkel der kleinen Paulina ist, fehlte der Kapitän im Spitzenspiel. Die Roten von der Pleikartsförster Straße waren weitgehend auf Augenhöhe. Die Gastgeber gewannen jedoch verdient. Sie hatten die zahlreicheren und besseren Chancen.

Tarek Aliane traf in der Schlussphase die Unterkante der Latte. Oder war es ein Wembley-Tor? Der 22-jährige filigrane Angreifer kam vom Verbandsligisten Lörrach, er wuchs in Berlin auf, kickte für die Reinickendorfer Füchse. "Ein guter Junge", sagt Uli Brecht über den Spieler des Tages.

Der Trainer sagt auch, dass kein Druck bestehe, unbedingt aufsteigen zu müssen. Dr. Rupp gibt zu bedenken, dass es in der Landesliga mehr Derbys und kürzere Fahrten gibt.

Doch Neuenheim muss aufpassen. Ruckzuck könnte man in der Verbandsliga sein. Gestern fiel selbst der Ausfall von Torjäger Ben-Richard Prommer nicht entscheidend ins Gewicht. Der 14-malige Torschütze war nach der gelb-roten Karte beim 0:1 in Bammental gesperrt. Im neuen Jahr werden Marcel Hofbauer und Arik Edelmann zurück erwartet. Mit Raul Fuder meldet der Rangdritte einen interessanten Neuzugang. Der 18-jährige frühere Jugend-Nationalspieler aus dem Nachwuchs von Mainz 05 will nach zwei Jahren Pause wieder Fußball spielen.

Pausieren müssen auch Lucas Ring und Jan Horak. Sie wurden am Sonntag vom Platz gestellt. Der Schiedsrichter ließ sich von der Hektik der Schlussphase anstecken. Trainer Felix John war deshalb verärgert und wollte nichts sagen. Dafür sprach sein Vorgänger. Martin Dufke hatte die Freien Turner aus der C-Klasse bis in die Landesliga geführt. Für ihn ist die erste Niederlage nach elf ungeschlagenen Spielen kein Beinbruch. Er erklärt: "Nach wie vor gilt, dass wir eine großartige Runde spielen."

RNZ vom 08.11.2021

Spieltag und Tabelle

ASC Neuenheim: Daniel Tsiflidis, Boubacar Siby, Fabian Springer, Lucas Ring, David Cardal, Famara Sanyang, Dominik Räder, Stefan Berger (74. Jonas Schmid), David Piazolo (85. Dawid Polotzek), Tarek Aliane (90. Oliver Kubis), Levin Sandmann - Modoulamin Danjo (ETW), Alexander Kerber, Philipp Knorn - Trainer: Ulrich Brecht

FT Kirchheim: Dominik Sandritter, Immanuel Gregg, Max Lange, Jan Horak, Tyrese Dia, Sergej Bender, Robby Lange (66.Tcha-Gnaou), Edmand Osmanai, Julian Heinen, Ümit Ünlü (83. Rafik Laribi), Emre Efe (76. Amer Mahmood) - Trainer: Felix John

Tore:

6 Karten für ASC Neuenheim:

Besondere Vorkomnisse

Schiedsrichter: Furkan Icli

Zuschauer: 150