Von Wolfgang Brück
Heidelberg. Der Ball rollt wieder im Heidelberger Fußballkreis. Aber die Ungewissheit ist groß. Wird die Runde länger dauern als letzte Seuchen-Saison. Da wurden bereits Ende Oktober die Sportstätten wieder zugesperrt. Und: Wer ist diesmal einigermaßen heil aus der Corina-Pause gekommen?
Heiko Rosenfelder hat eine Idee. Der Trainer des TSV Rettigheim glaubt, dass der VfL Heiligkreuzsteinach gute Chancen hat, in der Kreisliga ganz oben mitzuspielen. "Mein lieber Scholli, was für Klasse-Spieler nach Heilig gegangen sind! Das ist fast eine Landesliga-Mannschaft", staunt der 57- jährige Diplom-Informatiker am Deutschen Krebsforschungszentrum in Heidelberg.
Er selbst hat zwei Abgänge zu beklagen, die die Offensive zu schwächen drohen: Felix Behr wechselte zum VfB St. Leon. Rosenfelder ist überzeugt, dass er den Sprung in die Landesliga schaffen wird. Der umworbene Nachwuchs- Angreifer Lennard Burkard schloss sich dem SV Tiefenbach an. Die Hoffnungen ruhen nun auf den 21-jährigen Neuzugang Klemens Kinzel vom 1. FC Mühlhausen.
Rosenfelder ist überzeugt, dass seine Rettigheimer diesmal besser aus der Corona-Pause kommen. "Die Jungs sind anders als vor einem Jahr in einem guten körperlichen Zustand", hofft er. Nachweisen können die Jungs das am Sonntag (17 Uhr) im Zweitrunden-Spiel des Kreispokals. Gegner ist Liga-Rivale SG Viktoria Mauer, dem Rosenfelder dank Trainer Frank Eversberg ein großes spielerisches Vermögen bescheinigt. Der Trainer, der in seine sechste Saison in Rettigheim geht: "Wir wollen den Hahnenberg wieder zur Festung machen."
Beim VfL Heiligkreuzsteinach weist Oliver Teich die in Rettigheim geflochtenen Lorbeerkränze zurück. "Meisterschaft?", schüttelt "Mister Heilig" belustigt den Kopf, "weiß Herr Rosenfelder nicht, dass wir die letzten zwei Jahre gegen den Abstieg gespielt haben?"
Das wird in dieser Runde sicher anders sein. Der neue Spielertrainer Oliver Mahrt brachte seinen Assistenten Benjamin Huwer aus Neckarbischofsheim mit. Nach dem 8:1-Sieg im Erstrundenspiel beim Eberbacher SC II ist die Begegnung am Sonntag (17 Uhr) zu Hause gegen den VfB Leimen eine Standort-Bestimmung . Darüber hinaus kommt es zum Wiedersehen mit Andreas Stober. Den wahrscheinlich prominentesten Trainer der Kreisliga kennt Teich schon aus der gemeinsamen Zeit auf dem Köpfel.
Neben Leimen (8:0 gegen die Aramäer), dem VfL Heiligkreuzsteinach und dem VfR Walldorf (6:0 beim VfB Rauenberg II) schoss sich auch der BSC Mückenloch ordentlich warm in der ersten Runde. Nach dem 7:1 bei der SG Wiesenbach, die jetzt wieder eigenständig unterwegs ist, konnte Ralf Ernst nicht meckern. Als Favorit mag der gewiefte Trainer aber nicht in den Titelkampf der A-Klasse gehen – trotz Platz eins in der nach acht Spieltagen abgebrochenen letzten Runde. Der Maurer beim Abwasser-Zweckverband Heidelberg, der am Dienstag seinen 56. Geburtstag feiern konnte, beklagt den Weggang von Marvin Weber (nach Schatthausen/Baiertal), der in der vergangenen Saison in sechs Spielen fünf Tore erzielte.
Ernst geht davon aus, dass sich fast die halbe Liga um die zwei Aufstiegsplätze streiten wird: Neben Mückenloch auch Dilsberg/Bammental, Dielheim, St. Leon, Hirschhorn, und Mühlhausen. Im Pokalspiel am Sonntag (17 Uhr) gegen den FC Dossenheim sieht der Trainer seine Mückenlocher zu Recht als Außenseiter.
Eine Etage tiefer hat Daniel Bieser weniger Aufstiegs-Kandidaten aus dem Zettel. Für den Boss des FC Germania Meckesheim-Mönchzell ist der FC Frauenweiler Favorit in der B-Klasse. Für Biesers Buben ging es nicht schlecht los. Mit einem 3:0 gegen den FC Dossenheim II verdiente man sich ein Heimspiel gegen den Kreisligisten TSV Wieblingen. Vielleicht schaut am Sonntag (17 Uhr) auch Philipp Klingmann mal vorbei. Der Profi, dessen Vertrag in Sandhausen auslief, wuchs in Mönchzell auf. "Es wäre ein Traum, wenn Philipp seine Karriere dort beendet, wo er sie angefangen hat", sagt Bieser. Träumen muss erlaubt sein.