Der Kreisliga-Vierte ASC Neuenheim II hat bisher alle Pflichtspiele in dieser Saison gewonnen. Das Team von Trainer Frank Schüssler gastiert am Sonntag um 15.00 Uhr beim Tabellennachbarn VfB Leimen (7 Punkte).Kreisliga Heidelberg
Saison 2021/22
Vorbericht zum 5. SpieltagASC Neuenheim II gipfelt am Sonntag beim VfB Leimen!
Joseph Weisbrod
Keller klagt an: Notstand im Fußballkreis
Die Zahl der Verletzungen ist ungewöhnlich groß – Boss Johannes Kolmer weist Kritik zurück – Spitzenspiele in Nußloch und Leimen
Von Wolfgang Brück
Heidelberg. Johannes Kolmer genießt die Zeit. Seit der Ball wieder rollt, ist der 66-jährige Vorsitzende des Fußballkreises Heidelberg viel unterwegs. Als Schiedsrichter, aber auch als Zuschauer. Nach der monatelangen Corona-Pause ist der Nachholbedarf groß. "Endlich wird wieder gekickt. Es ist schön, die alten Freunde wieder regelmäßig zu sehen", freut sich der Herr über 20 000 Fußballer im Kreis Heidelberg.
Es gibt aber auch kritische Stimmen. Der Kaltstart hat zu einer vermehrten Zahl von Verletzungen geführt. Bernd Keller meint deshalb: Weniger wäre mehr gewesen. Seine Spielvereinigung Baiertal, in der vergangenen Saison Vizemeister, steht nach vier Spieltagen mit null Punkten überraschend auf dem vorletzten Platz. Wegen der vielen Ausfälle musste Trainer Gerhard Nagel am Sonntag beim 1:3 in Rot auf Jugendspieler zurückgreifen. Auch im Heimspiel gegen Neckargemünd werden Stammkräfte fehlen. Keller ist gleichwohl überzeugt: "Abstieg ist bei uns kein Thema. Wir kommen unten raus."
Der Zahntechniker glaubt, dass man die Schmerzen hätte vermeiden können. "Wenn einer lange nicht gearbeitet hat, fängt er erst mal mit der Hälfte der Stundenzahl an", argumentiert Keller, "es wäre sinnvoll gewesen, in dieser Saison auf den Pokal zu verzichten."
Die Situation wird noch dadurch verschärft, dass der Saisonbeginn mit der Urlaubszeit zusammenfiel. Nachvollziehbar, dass die Spieler während der Zeit keinen Waldlauf machten, sondern mit der Freundin am Pool lagen. Frank Engelhardt, Trainer des Landeslisten ASV/DJK Eppelheim, hätte es deshalb besser gefunden, wenn die Meisterschaft erst im September begonnen hätte.
Kolmer kann die Sorgen nachvollziehen. Die Argumentation des ehemaligen Leiters der Polizei-Dienststelle in Neckargemünd ist schlüssig: "Wir haben einen anderen Modus vorgeschlagen, zum Beispiel eine einfache Runde und danach eine Auf- und Abstiegsrunde. Im Odenwald geht man diesen Weg. Bei uns stieß der Vorschlag auf wenig Gegenliebe."
Gerade die "englischen Wochen" gehen auf Muskeln und Knochen. Keller: "Die Spieler kommen von der Arbeit gehetzt. Ohne vernünftiges Aufwärmen ist die Gefahr groß, sich zu verletzten."
Der VfL Heiligkreuzsteinach steht auch ohne Doppel-Belastung ziemlich weit unten. "Ein Punkt aus den ersten drei Spielen ist zu wenig", räumt Spielertrainer Oliver Mahrt vor dem Heimspiel gegen die trotz der jüngsten 1:4- Heimniederlage gegen Eberbach ordentlich gestartete SG Viktoria Mauer ein. Die Odenwälder leiden unter einem Kollateral-Schaden der Corona-Krise. Nach der entbehrungsreichen Zeit wollen alle weg. Die meisten aus dem 17-köpfigen Kader fuhren in Urlaub – einige zur gleichen Zeit.
Außerdem hätten die guten Testspiele eine trügerische Sicherheit vermittelt, glaubt Mahrt. Trotz des schwachen Starts bleibt das Saisonziel: Ein einstelliger Tabellenplatz.
Kein Grund zum Klagen hat man beim FV Nußloch. Der Meisterschafts-Favorit wird seiner Rolle gerecht: Vier Spiele, vier Siege. Bernd Bechtel hat Vorsorge getroffen. Der Meistertrainer hat die Vorbereitung früh begonnen und langsam angehen lassen. Das Ergebnis: Nur eine einzige Muskelverletzung.
Dass Nußloch früh im badischen und Heidelberger Pokal ausschied, war nicht geplant, spielte aber auch in die Karten. Zudem war das Auftaktprogramm überschaubar. Jetzt kommen für den letztjährigen Corona-Meister die Wochen der Wahrheit. Am Sonntag gastiert der Tabellenzweite FC Dossenheim im Max-Berk- Stadion.
Danach geht es zum ASC Neuenheim II, der ebenfalls noch eine weiße Weste hat. Das könnte sich am Sonntag ändern. Im Verfolger-Derby sind die Heidelberger Vorstädter Gast beim gleichfalls noch ungeschlagenen VfB Leimen.
Der fünfte Spieltag hat es in sich. Denn in den Spielen Nußloch gegen Dossenheim und Leimen gegen Neuenheim stehen sich die vier Mannschaften gegenüber, die – so die Momentaufnahme – die besten Karten im Kampf um die ersten beiden Plätze zu haben scheinen.
Sonntag, 14.30 Uhr: TSV Rettigheim - FC Rot; 15 Uhr: FV Nußloch - FC Dossenheim, VfB Leimen - ASC Neuenheim II, SpVgg Baiertal - SpVgg Neckargemünd, 1. FC Wiesloch - VfR Walldorf, VfL Heiligkreuzsteinach - SG Viktoria Mauer, Eberbacher SC - VfB Rauenberg, TSV Wieblingen - FC Badenia St. Ilgen; SG-SV Lobbach spielfrei.
RNZ vom 03.09.2021, Seite 26