Von Wolfgang Brück
Heidelberg. 17 Spiele, 15 Siege, zwei Unentschieden. Die meisten Tore (55) und die wenigsten Gegentreffer (12): Der FV Nußloch hat in der Fußball-Kreisliga Heidelberg Maßstäbe gesetzt. Die Bestmarke der DJK/FC Ziegelhausen-Peterstal ist in Gefahr. In der Saison 2017/18 ging die Köpfel-Elf mit 82 Punkten und einem Torverhältnis von 105:25 durchs Ziel.
Wer glaubt, dass für den Höhenflug der Lokalpatriotismus des Bau-Unternehmers Willi Stapf verantwortlich ist, hat nicht Unrecht. Aber es ist nur die halbe Wahrheit. Bernd Bechtel ist ein außergewöhnlicher Trainer. Der 52-jährige Disponent hat nicht nur Ahnung, sondern auch Beziehungen. Ohne sein Netzwerk wären Hashem Alawneh und Alfred Berewa nicht in Nußloch, auch bei der Verpflichtung arrivierter Spieler wie Emre Büyakakpinar, Daniel Herm, Tobias Keusch, Steffen Kochendörfer oder Ren้ Schwall war der gute Name des früheren Jugendtrainers im Nachwuchs-Leistungszentrum des Zweitligisten SV Sandhausen hilfreich.
Vitamin B spielte auch bei Shooting-Star Moritz Strompf eine Rolle. Dessen Brüder Felix und Philipp kannte Bechtel vom Hardtwald. Der Spitzenreiter hat sieben Punkte Vorsprung. Er kann die letzten, geringen Zweifel beim Restrückrunden-Auftakt in Rot beseitigen.
Beim schärfsten Verfolger hat man guten Grund für Selbstbewusstsein. Mit elf Siegen in Folge eroberte der FC Rot die beste Ausgangs-Position im Kampf um den zweiten Platz, der zur Landesliga-Relegation berechtigt. Gegenüber der letzten Runde (Rang acht) wurden ein paar Stellschrauben gedreht. Es waren entscheidende. Joshua Baumgart aus Nußloch hat sich als Verstärkung erwiesen. Stephan Endrich setzt nahtlos die Arbeit von Martin Kastner fort, der jetzt Ehren-Vorstand ist. Vor allem aber lagen Endrich, Kastner und Finanz-Chef Hermann Lang bei der Wahl des Trainers goldrichtig. "Schon nach dem ersten Telefonat war uns klar: Das ist der Richtige", erinnert sich der neue Sport- Vorstand. Jochen Schuppe, aus Baiertal für gute Arbeit bekannt, beherrscht das, was für jeden Trainer Kerngeschäft sein sollte: Die Kommunikation. "Seine Ansprachen sind klasse. Er redet mit allen. Bei ihm setzen sich auch arrivierte Spieler auf die Bank, weil er Menschen überzeugen kann", sagt Endrich. Der Verein des 57-jährigen Marketing-Mitarbeiters bei der SAP hat zwei Eisen im Feuer. Im Pokal-Endspiel ist die SpVgg Neckargemünd der Gegner.
Geklärt ist bei den beiden Spitzen-Mannschaften die Trainerfrage. Mit Schuppe wurde um ein Jahr verlängert. Stapf und Fußballchef Karl-Ludwig Jung sind sich mit Bechtel über eine langfristige Zusammenarbeit einig.
"Happy und ein bisschen stolz" ist Jürgen Herbel. Der 55-jährige Inhaber eines Dental-Labors präsentiert vor der Restrückrunde nicht weniger als acht Neuzugänge. "Unser Trainer Volkan Cetinkaya kann jetzt aus dem Vollen schöpfen. Wir wollen angreifen. Nur der zweite Platz zählt. Unser Ziel ist der Aufstieg in die Landesliga", erklärt der frühere Spieler des Karlsruher SC und SV Sandhausen. Neu im Otto-Hoog-Stadion sind Valentin Starz, Lukas Körmös und Lukas Gischke (alle vom ASC Neuenheim II), Marc Höltkemeier (SG Dielheim), Ali Al Masoodi (FC Badenia St. Ilgen), Markus Raad (FT Kirchheim), Ricardo Belfiore (SG Lobbach) und Torwart Bastian Orth (TSG Rheinau). "Jetzt können wir gegen alle bestehen", ist Herbel überzeugt, "auch gegen den FV Nußloch."
Veränderungen meldet auch der VfB Rauenberg. Sebastian Brock folgt seinem Ex- Trainer Dimon Tsatsopitas nach Frauenweiler, Noah Krauß glaubt, dass er in Mühlhausen besser aufgehoben ist. Die Neuen, Marcel Angermund (St. Ilgen) und Robert Zenuni (TSG Plankstadt), bringen Landesliga-Erfahrung mit. Timo Bosselman kommt aus Speyer. Die Nachwuchsspieler David Erhart und Paul Eric Poley rücken auf. Mit dem vierten Platz und gerade mal fünf Punkten weniger als Rot ist Sportchef Christian Erhart sehr einverstanden.
Die Corona-Saison beendete Rauenberg als Letzter. Der Aufschwung sei nicht zuletzt Trainer Manuel Muth zu verdanken. Weibliche Intuition ermöglichte den Glücksgriff. "Meine Frau Diana kennt Manuel aus ihrer Zeit als Physiotherapeutin in Dielheim. Sie hat ihn empfohlen", verrät Erhart. Nicht vergessen solle man auch das "Team hinter dem Team". Horst Hillesheim, Dieter Gauch und Andreas Sauer tragen mit ihrem Engagement zum Erfolg bei. Jetzt gilt: Nichts muss, alles kann.
Das Gleiche trifft auch für den TSV Rettigheim, den ASC Neuenheim II und den FC Dossenheim zu. Sie zählen zum erweiterten Kreis der Anwärter auf den Relegationsplatz. In Dossenheim will Marco Günther nicht "um die goldene Ananas spielen". Die Jungs von Trainer Jan Gärtner sind wie Neuenheim zwei Spiele hinten dran. Sie könnten im besten Fall bis auf sechs Zähler an Platz zwei ran rücken. Tim Hüwelmeier aus Viernheim wird die neue Nummer zwei hinter Stammkeeper Steven Rimmler. Marc Miltner zog in den Schwarzwald. Der 20-jährige Stürmer Jens Van Veen, zuletzt bei Pfingstberg und Neckarau, versucht nun sein Glück beim Körbel-Klub. Entschieden sei noch nichts, teilt Günther mit, doch alles andere als eine weitere Spielzeit mit dem Dauer-Dossenheimer Jan Gärtner würde wundern.
Dagegen hat man beim TSV Rettigheim schon Nägel mit Köpfen gemacht. "Wir sind froh, dass Heiko Rosenfelder weiter macht", erklärt Abteilungsleiter Timo Kretz. Der 57-jährige Informatiker im DKFZ in Heidelberg geht damit in sein siebtes Trainer-Jahr. Obwohl man zuletzt schwächelte, sind Kretz und Rosenfelder nicht unzufrieden. Die Belastungen in Meisterschaft und Pokal waren groß, wichtige Spieler wie Kapitän Adrian Kretz fielen aus. Daniel Herbold wechselt nach Waldangelloch. Bei Jonas Rehn sind 18 Tore in 16 Spielen Fluch und Segen. Der 21-jährige Angreifer ist begehrt. Sein Trainer empfiehlt, noch mindestens ein Jahr mit einem Wechsel zu warten.
Beim ASC Neuenheim II bedauert Frank Schüssler die Niederlagen in Mauer, Rauenberg und Rot. Der Trainer ist ehrgeizig, will die Aufwärts-Entwicklung fortsetzen. Nach dem Aufstieg ging es von acht auf fünf und dann auf vier stetig nach oben. Diesmal könnte der zweite Platz nicht nur ein Muster ohne Wert sein. Das Landesliga-Team hat gute Aufstiegschancen, könnte den Weg freimachen für die Reserve. Die Lücken, die Körmös, Gischke und Starz hinterließen, sollen durch David Piazolo und Nistret Pollomi geschlossen werden.