Landesliga Rhein-Neckar
Saison 2020/21, 5. Spieltag

Vorbericht zum 5. Spieltag

Sonntag 20.09.2020, 16:00 Uhr
FT Kirchheim - ASC Neuenheim 1:0 (0:0)

Wie gewonnen, so zerronnen

ASC Neuenheim lässt sich im Stadtderby von FT Kirchheim den Schneid abkaufen und leistet sich nach dem Paukenschlag gegen FC Bammental eine fatale 0:1-Schlappe!

Nach dem beeindruckenden 5:0-Comeback gegen den FC Bammental sollte sich die wegen des schwachen Ligastarts oft gehörte Frage "Was ist denn beim ASC los?" eigentlich erübrigt haben. Beim Stadtderby an der Pleikartförster Straße stellte sich die unangenehme Frage erneut: Ein über weite Strecken unerklärlich passiver, leidenschaftsloser Auftritt und eine ebenso bittere wie folgerichtige 0:1-Niederlage bei den rustikalen Fußball-Malochern von FT Kirchheim.


Arik Edelmann (Foto: Weisbrod)

Der Versuch einer Antwort könnte bei Jürgen Klopps Vorgänger-Legende Bill Shankly ansetzen. Der Meistertrainer des FC Liverpool (1959-1974) erkannte: "Eine Fußballelf ist wie ein Klavier. Man braucht acht Leute, die es reintragen, und drei, die es spielen können." Beim Neuenheimer Rückschlag im gut besuchten Heidelberger Derby drängte sich erneut der Eindruck auf, dass im ASC-Landesligateam zu wenig Spieler das Klavier tragen und zuviele es gerne spielen wollen.

Zu wenige, die das Klavier tragen wollen!

Statt volle Pulle drauf gehen, auch mal die Grätsche auszupacken und mit unbändigem Willen, Leidenschaft und Angriffslust zu zeigen, wer der Boss auf dem Platz ist, ließ Neuenheim sich wie bei fast allen Derbys in den letzten Jahren den Schneid abkaufen. Neuenheim inszenierte zwar einige gefällige Angriffe. So verfehlte Levin Sandmann nach feinem Zuspiel von Thorsten Kniehl in den Strafraum nur knapp den linken Pfosten (20.).

Auch ein trickreiches Dribbling von Draufgänger Dorian Weiß Mare, der erstmals in der Startelf stand, fand ein jähes Ende (32.). Doch die FT-Offensive, personell verstärkt durch Torjäger Julian Heinen, hatte deutlich mehr Chancen und Torschüsse, so dass der ASC mit dem Nullnull zur Pause gut bedient war.

Nach dem Kabinengang entfachte Kirchheim mehr Angriffsfeuer und belohnte sich prompt mit der Führung. Torjäger Emre Efe schlenzte einen Freistoß über Freund und Feind hinweg ins lange Eck (55.). ASC-Trainer Uli Brecht reagierte, wechselte mit Stefan Berger (66.), Oliver Kubis (79.) und dem jungen Tim Czwieling frische Kräfte ein.

Dass mit Marcel Sandritter, Bruder von ASC-Torhüter Dominik Sandritter, der Kirchheimer Stabilisator und Organisator nach 70 Minuten verletzt ausschied, konnte der Gast nicht für sich nutzen. Aus dem Spiel heraus gelang einfach zu wenig. Die vielen Eckbälle und Freistöße von Alexander Kerber flogen wie Drohnen, manchmal zu niedrig, in den FT-Strafraum. Dort wurden sie meist eine leichte Beute der kopfballstarken FT-Abwehr vor dem aufmerksamen Torwart Marcel Lukan.

Man muss auch reingrätschen können: Fünf gelbe, eine gelbrote Karte für die FT, zwei gelbe für den ASC!

Leere, enttäuschte ASC-Gesichter und tiefer Frust nach der selbstverschuldeten Niederlage. Dass die Freien Turner die Disziplin Kampfsport in puncto Härtegrade gelegentlich überschreiten, belegen nicht nur die fünf gelben und eine späte gelbrote Karte, die auch eine glatt rote hätte sein können: nichts Neues! Dass der ASC nur zwei gelbe Karten kassierte: auch ein Signal! Schiedsrichter Alexander Drach, der wie die meisten Spieler Fehler, aber keine spielentscheidenden Schnitzer machte, darf erst recht kein Alibi für das eigene mentale Versagen sein!

Dabei hätte der schon beim Warm Up an die nötige Einstellung appellierende ASC Trainer Uli Brecht doch keinen Spieler motivieren müssen: Spitzenreiter ASV/DJK Eppelheim wurde am Vortag vom Aufsteigen SG Horrenberg unsanft vom Pferd gestoßen. Mit einem Sieg beim Angstgegner FTK hätte der ASC auf sieben Punkte erhöhen und am nächsten Sonntag zuhause auf dem Fußballcampus mit Eppelheim nach Punkten gleichziehen können.

Da hilft aus ASC-Sicht jetzt nur noch: Miteinander (auch Tacheles!) reden, sich an die eigene Nase fassen und die Mahnng von Augustinus zu beherzigen: "In Dir muss brennen, was Du in anderen entzünden willst!"

Joseph Weisbrod

Spielbericht aus der RNZ

Die Freien Turner präsentierten sich hoch konzentriert. Neun Karten zeugten von der durchaus robusten Spielweise beider Mannschaften. Nach der Pause genügte Efe eine kleine Unachtsamkeit und der Torjäger ließ mit seinem dritten Saisontor in der 55. Minute sein Können aufblitzen. Den knappen Vorsprung brachten die Kirchheimer trotz der Neuenheimer Bemühungen über die Zeit.

MK

Spieltag und Tabelle

FT Kirchheim: Marcel Lukan, Marcel Sandritter (72. Tyrese Dia), Sadeq Nashbir, Sergej Bender, Marcus Raad, Emre Efe (77. Ümit Ünlü), Sergen Sertdemir, Adan Riess, Julian Heinen (90. Sebastian Kraft), Max Lange, Bilal Abdulrahman (90. Maurice Krämer) - Trainer: Felix John

ASC Neuenheim: Dominik Sandritter, Arik Edelmann, David Kiefer, Dominik Räder, Famara Sanyang, Levin Sandmann (66. Stefan Berger), Philipp Knorn, Alexander Kerber, Thorsten Kniehl, Marcus Meyer (79. Tim Czwielung), Dorian Weiß Mare (79. Oliver Kubis), - Sven Goos (ETW), David Piazolo, Felipe Tobar Cabello - Trainer: Ulrich Brecht

Tore:

2 Karten für ASC Neuenheim:

Schiedsrichter: Alexander Drach (Gamburg)

Zuschauer: 0