Das mit Spannung erwartete Kreisliga-Gipfeltreffen zwischen dem Tabellenzweiten ASC Neuenheim II und Spitzenreiter FV Nußloch ist logischerweise auch das SPIEL DES TAGES im RNZ-Lokalsport. Hier der informative Beitrag von Christoph Offner.
Von Christoph Offner
Heidelberg. Joseph Weisbrod ist ein Mann klarer Worte: "Wir sind gut in Form. Ich erwarte, dass wir gewinnen", gab der Medienchef des ASC Neuenheim die Marschroute vor dem Spitzenspiel der Kreisliga Heidelberg vor. Der ungeschlagene Tabellenführer FV Nußloch gastierte beim Tabellenzweiten aus Neuenheim. Nicht mit dabei war allerdings Dennis Franzin, der dem FV weiterhin verletzt fehlt. "Das schmälert unsere Chancen sicher nicht", sagte Weisbrod augenzwinkernd.
Unter den Augen der fast 150 Zuschauer entwickelte sich vom Anpfiff weg eine muntere Partie. Zur Führung der Gastgeber trug der FV dann aber maßgeblich selbst bei. Torwart Robin Albrecht spielte den Ball völlig unbedrängt ASC- Stürmer Ralf Berger in die Füße, der im Strafraum nur noch per Foul gestoppt werden konnte. Den fälligen Elfmeter donnerte der erst 19-Jährige Kim-Jonathan Kaul abgebrüht zum 1:0 in die Maschen (24.). "Diese Unbekümmertheit zeichnet ihn aus", lobte Kapitän David Wehner, der mit seinen 26 Jahren im ASC-Team beinahe schon zum alten Eisen gehört, den jungen Stürmer.
In der Folge ging es hin und her. Beide Mannschaften erspielten sich gute Chancen, ließen beim Abschluss aber die letzte Konsequenz vermissen.
Nußlochs Trainer Bernd Bechtel schien in der Halbzeitpause die richtigen Worte gefunden zu haben. Seine Elf kam voller Tatendrang aus der Kabine und kam in der 52. Minute durch den starken Daniel Herm zum Ausgleich. Der Tabellenführer zeigte in Durchgang zwei eindrucksvoll, warum er ganz oben steht. Nach schöner Vorarbeit von Hashem Ayman Alawneh erzielte Tahircan Acik schließlich das 1:2 (74.). Diese Führung gaben die Nußlocher nicht mehr her und brachten den Auswärtssieg abgezockt über die Zeit.
"In der zweiten Halbzeit haben wir die richtigen Entscheidungen getroffen und am Ende verdient gewonnen", war Bechtel zufrieden, der sich auch auf die Breite seines Kaders verlassen konnte: "Natürlich ist ein Dennis Franzin nicht eins zu eins zu ersetzen, aber wir haben auch ohne ihn viel Qualität."
Neunheims Trainer Frank Schüssler war trotz der knappen Niederlage nicht unzufrieden: "Wir haben lange Zeit auf Augenhöhe agiert. Am Ende hat sich die hohe individuelle Klasse der Nußlocher durchgesetzt."
Im Kampf um die Tabellenspitze müssen die Anatomen nun vorerst abreißen lassen. "Das ist für uns kein Beinbruch. Die Tabelle ist zweitrangig. Unser Fokus liegt ganz klar darauf, junge Spieler zu entwickeln und an die erste Mannschaft heranzuführen", stellte Schüssler klar. Das gelingt bestens: Philipp Knorn, David Piazolo und Dorian Weiß Mare schafften vor der Saison bereits den Sprung von der zweiten Mannschaft in den Landesliga-Kader des ASC.
Mit Kim-Jonathan Kaul könnte bald ein weiteres Talent folgen. Der Torjäger hat bereits sechs Treffer auf dem Konto. Das 19-jährige Eigengewächs des ASC absolviert derzeit ein Freiwilliges Soziales Jahr in einem Kindergarten in Edingen. Auch wenn es ihm dort gut gefalle, "Tore zu schießen macht mehr Spaß als Windeln zu wechseln", lacht der Stürmer.
Nach fünf Siegen, einem Remis und nur einer Niederlage (beim neuen Tabellenzweiten SpVgg Baiertal) hatte der ASC Neuenheim II am Sonntag zur High Noon-Zeit die Chance, Spitzenreiter FV Nußloch im "Spiel des Tages" abzulösen. RNZ-Redakteur Christoph Offner zitiert in seinem Extra-Artikel ASC-Trainer Frank Schüssler mit dem zutreffenden Fazit: "Wir haben lange Zeit auf Augenhöhe agiert. Am Ende hat sich die hohe individuelle Klasse der Nußlocher durchgesetzt."
Sehr verkürzt formuliert: Die erste Hälfte geht an den ASC, die zweite an den FVN. Die erste dicke Torchance hat ASC-Torjäger Ralf Berger, mit acht Ligatreffern hinter dem verletzt fehlenden FVN-Serienkiller Dennis Franzin (9) gelistet. Im Auge-in-Auge-Duell mit FVN-Torwart Robin Albrecht schießt der Neuenheimer Zentimeter am Pfosten vorbei (13.).
Vor fast 150 Zuschauern, die zur Brunchtime ab 11.30 Uhr die milde Herbstsonne und das rassige Spitzenspiel auf dem Fußballcampus genießen, kontrollieren sich beide Teams zunächst außerhalb der torinfektiösen Risikogebiete zwischen den Strafräumen. Neuenheim ergreift zuerst die Initiative und verschärft seine Offensivaktionen.
Mit Erfolg! Goalgetter Ralf Berger bedankt sich für das unfreiwillige Zuspiel von FVN-Keeper Robin Albrecht und dringt mit dem Ball am Fuß in den Strafraum ein. FVN-Stratege Daniel Herm kann den auf das Tor zueilenden ASC-Stürmer nur illegal stoppen.
Schiedsrichter Nicolas Heuss entscheidet zunächst auf Freistoß. Doch sein Assistent Dominik Genthner hat erkannt, dass das Foul spätestens an der zum Strafraum gehörenden Sechzehner-Linie seinen Ursprung nahm.
Pikanterweise ist Schiri-Assistent Dominik Genthner wie auch sein Linien-Kollege Karsten Zimmermann beim FC Dossenheim beheimatet. Der FCD stand vor dieser Partie punktgleich mit dem ASC II auf dem vierten Tabellenplatz. Eine Schiedsrichter-Besetzung nicht ohne Geschmäckle, die aber in dieser Szene und im weiteren Spielverlauf nicht weiter relevant war.
Dem 19 Jahre jungen Goalgetter Kim-Jonathan Kaul ist das alles völlig schnuppe: Abgebrüht wie ein Alter adressiert er den Elfmeter in der 24. Minute messerscharf ins FVN-Netzwerk - siehe voriger Videopost. Die beste Nußlocher Möglichkeit vereitelt ASC-Torhüter Sven Goos, als er nach einem Scharfschuss gleich dreimal parieren muss, um den Ausgleich vor der Pause zu verhindern (35.).
Der fällt jedoch schon sieben Minuten nach dem Wiederanpfiff des überzeugenden 23jährigen Schiedsrichters Nicolas Heuss (1. FC Mühlhausen). Der sehr aktive FVN-Achter Daniel Herm macht seinen ursächlichen Beitrag zum ASC-Strafstoß mit seinem 1:1-Ausgleich wieder wett (52.).
Von der nach einer knappen Stunde einsetzenden beidseitigen Wechselperiode ist auch der Ex-Neuenheimer Christoph Kazmaier betroffen. Der vom ASC-Landesligakader zum Kreisliga-Topfavorit transferierte Sturmcenter hatte gegen die fokussierte ASC-Abwehr um Chefdirigent Jan Breuninger einen allzu schweren Stand.
RNZ-Autor Christoph Offner bringt es auf den Punkt: "Der Tabellenführer zeigte in Durchgang zwei eindrucksvoll, warum er ganz oben steht." Beim viel Leidenschaft und Laufbereitschaft investierenden ASC-Team lassen langsam die Kräfte nach. Damit eröffnen sich Räume für die clevere FVN-Offensive.
So hat der FVN-Spieler mit dem epischen Namen Hashem Ayman Mohammad Alawneh den Platz und die Klasse für seinen filigranen Durchstecher auf Offensivkollege Tahurcan Acik, der dem hechtenden ASC-Keeper Sven Goos mit seinem Schuss ins lange Eck keine Chance lässt (74.).
Der FV Nußloch managt seine 2:1-Führung abgeklärt und ballsicher durch die Schlussviertelstunde. Während die effiziente Mannschaft von FVN-Trainer Bernd Bechtel den Vorsprung mit 22 Zählern vor dem neuen Kreisliga-Vize SpVgg Baiertal (19) ausbaut, lauert der ASC Neuenheim (16 Punkte) auf dem starken dritten Tabellenplatz. Am nächsten Sonntag um 14.30 Uhr gastiert die Schüssler-Crew beim noch sieglosen Aufsteiger und Schlusslicht VfB Rauenberg.
Joseph Weisbrod
ASC Neuenheim II: Sven Goos, Malte Baumann (85. Jannik Muthny), Jan Breuninger, Matthias Klauditz, Lukas Kanuscak, Daniel Hinninger (82. Dennis Schnepf), Antonio Jochmann, David Wehner, Ralf Berger, Kim-Jonathan Kaul (71. Felix Dipper), Marvin Haase (57. Tim Czwielung) - Noel Uhlein (ETW), Lukas Körmös, Tyrell Odinma, Georg Leistikow, David Bouknight - Trainer: Frank Schüssler
FV Nußloch: Robin Albrecht, Tobias Keusch, Ricardo Reusch, Daniel Herm (88. Carsten Herbold), Christoph Kazmaier (66. Tim Zschau), Emre Büyükakpinar, Tahircan Acik, H. Alawneh, Marcel Musiol, Marcel Pfau, Steffen Kochendörfer - Trainer: Bernd Bechtel
Tore:
3 Karten für ASC Neuenheim II:
Schiedsrichter: Nicolas Heuss (Wald-Michelbach)
Zuschauer: 150