Aufstellung des ASC Neuenheim
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Tore
3 Karten für Neuenheim
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Willst Du Amboss sein oder Hammer? Der ASC hat sich in dieser Saison entschieden, lieber Schläge auszuteilen als einzustecken. Auch wenn der Gegner in diesem muskulösen Topspiel wegen seines aufopferungsvollen Einsatzes einen solchen brutalen k.o-Schlag in buchstäblich letzter Minute nicht verdient hat. Dennoch hat ASC-Trainer Alex Stiehl (Foto: mit Ex-Trainer Matthias Hohmann und FT-Coach Martin Dufke) recht, wenn er über diesen Sieg nach dem Lucky Punch von Theo Jaspert nüchtern sagte: "Er ist verdient, weil wir die besseren Chancen hatten".
Die erste Chance hat der Gast vor einer stattlichen Heimkulisse bereits in der 5. Minute. Max Kuberzcyk dringt in den Strafraum ein und wird beim Einbiegen auf die Torstraße zu Fall gebracht. Doch der in manchen grenzwertigen Situationen überforderte Schiedsrichter Fabian Hilz (FV Fortuna Kirchfeld) lässt weiterlaufen. Eine Viertelstunde danach hat der wieselflinke Max Kuberzczyk erneut Pech. Nach einer Flanke von Theo Jaspert schießt er aus spitzem Winkel auf’s kurze Eck. Doch der Ball kullert vom Innenpfosten Richtung Torlinie, wo ihn ein FT-Verteidiger abfängt (20.).
Ob es der Beton-Kunstrasen war, der dem Gastgeber zwei schlimme Verletzungsausfälle einbrachte? Nach einer halben Stunde erwischte es den Kirchheimer Roman Zech, der sich vor Schmerzen krümmte und mit dem Rettungswagen mit Verdacht auf Kreuzbandriss in die Klinik gefahren werden musste. Und kurz vor Schlus verletzte sich der technisch versierte Dario Schneider an den Bändern. Beiden FT-Spielern wünscht der ASC Neuenheim gute Besserung und einen optimalen Genesungsprozess!
Auch nach dem Wechsel halten die Defensivreihen die jeweilige Abteilung Attacke aufmerksam in Schach. Die verbissenen Partisanenkämpfe Mann gegen Mann nehmen zu. Erst nach einer Stunde wird ASC-Torwart Sven Goos ernsthaft gefordert. In Manuel-Neuer-Manier eilt er weit vor seinen Strafraum und klärt mit perfektem Timing gegen den allein auf ihn zustürmenden FT-Angreifer (60.).
"Friese" ist es auch, der mit seiner Aktion den Neuenheimer Lucky Punch einleitet. Nach seiner cleveren Balleroberung bedient "der Lange" den nach der Pause eingewechselten, sofort präsenten und gut performanden Florian Wörner. Dessen DIN-genauen Steilpass auf den ebenfalls eingewechselten Emanuel Smarsly nutzt der schnelle Angreifer zu einem Speed-Dating mit einem FT-Verteidiger, an dem er vorbeizieht und aus vollem Lauf in den Strafraum flankt. Dort, im Rücken der FT-Abwehr, lauert Theo Jaspert und holt seine Strativari aus dem Geigenkasten. Nicht wie ein Schädel-Harry, nein, wie ein Wolfgang Amadeus Mozart, bringt der angehende Lehrer und Hobbymusiker seine Stirn an den Ball und zaubert ihn unhaltbar für den jungen FT-Keeper Mert Yavuz mitten hinein ins Kirchheimer Osterherz (90.).
Statistisch bemerkenswert: Von den 18 Gegentoren, die der Aufsteiger mit der Betonabwehr in der gesamten Saison nur kassierte, legten die offensivstarken Anatomen dem Team von Trainer Martin Dufke mit fünf Treffern fast ein Drittel ins Nest.
Von Wolfgang Brück
Kirchheim. Es war noch im letzten Jahrtausend, als der ASC Neuenheim – nur für eine Saison – das einzige Mal in der Landesliga war. Seit gestern sind die Chancen auf eine Rückkehr gestiegen. Durch ein spätes Tor von Theo Jaspert (88.) gewann Neuenheim das Kreisliga-Verfolger-Duell bei den FT Kirchheim mit 1:0.
Der Torschütze bedankte sich beim Vorlagengeber: "Es war eine perfekte Flanke von Emanuel Smarsly." Theo Jaspert wuchs im Ruhrgebiet auf, er studiert in Heidelberg, will Lehrer werden. Auch außerhalb des Platzes legt er als Klavier- und Geigenspieler Wert auf ein harmonisches Zusammenwirken. "Theo ist eines unserer größten Talente", freute sich Alexander Stiehl. Zum Sieg sagte der Trainer: "Er ist verdient, weil wir die besseren Chancen hatten."
Auch Dr. Werner Rupp strahlte. Der Stellvertretende Vorsitzende des Fußballkreises und Präsident des ASC Neuenheim macht aus den Aufstiegs-Ambitionen keinen Hehl: "Die Landesliga ist die attraktivste Klasse. Es gibt viele Derbys und die Entfernungen sind nicht größer als in der Kreisliga. Im Gegenteil." Seit es den Fußball-Campus gibt, können die Anatomen noch schneidiger zu Werke gehen. Die Zahl der Mitglieder hat sich auf 500 verdoppelt. Die Reserve hat Chancen zum zweiten Mal hintereinander aufzusteigen – in die A-Klasse. Verstärkungen sind schon in Sicht. Matthias Mayer, Torjäger des FC Bammental, war gestern als Zuschauer da. Es laufen Gespräche.
Als Neuenheim das Siegtor erzielte, waren die Kirchheimer nur noch zu neunt. Dario Schneider wurde wegen einer Bänderverletzung behandelt. Noch schlimmer hatte es zuvor Roman Zech erwischt. Er kam mit Verdacht auf Kreuzbandriss ins Krankenhaus.
Es war ein bitterer Nachmittag für Kirchheim, dennoch behielt Martin Duffke die Fassung. Der Trainer hofft: "Noch ist nichts entschieden." Was bei den Freien Turnern geschaffen wurde, ist bewundernswert. Ein ermutigendes Beispiel, dass man auch mit wenig Geld, dafür aber mit Engagement und guten Ideen viel erreichen kann.
Als Philipp Richter vor zehn Jahren aus Magdeburg nach Heidelberg kam, stand der Verein in der C-Klasse auf dem letzten Platz. Die heute 28-jährige Führungskraft einer Mannheimer Internet-Firma verpflichtete mit Sascha Gastrop einen Fitnesstrainer, mit Willi Treiber einen Physiotherapeuten und mit Andreas Schuster einen Team-Manager. Mit Finanzchef Markus Kappel begeisterte Richter Sponsoren. Er stattete die Spieler mit Ausgehanzügen und Sporttaschen aus. Und er holte Kirchheimer nach Kirchheim zurück, eine Jugendabteilung wurde gegründet. "Philipp ist ein Glücksfall", sagt Klaus Fuchs, der seit über zwei Jahrzehnten den Verein führt.
Kirchheim: M. Yavuz – Zech (31. Neuert), Jakob, K. Yavuz,
Schechter – Raad, S. Bender – Lange, Braun, Schneider
(90. Bopp) – Barth (82. Schmittus).
Neuenheim: Goos – Kraft, Friesendorf, Terrazzino, Karakus
(46. Wörner) – Tilki, Janesch (67. Schleich) – Kuberczyk,
Jaspert – Rebmann (73. Smarsly), Gatzky.
Schiedsrichter: Hilz (Karlsruhe) – Tor: Jaspert (88.) – Gelb-Rote Karte: Jakob (78.).