Aufstellung des ASC Neuenheim
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Tore
5 Karten für Neuenheim
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10. Minute: Paul Grafe adressiert einen ansatzlosen Pass in die Lücke der Horrenberger Abwehr. Fligranstürmer Michael Rebmann läuft allein auf FV-Torwart Marcel Mehl zu und vollstreckt abgezockt zum 0:1. 19. Minute: Ein mächtiger Diagonalschuss von Kampfitaliener Vincenzo Terrazzino schrammt knapp am langen Pfosten vorbei. 20. Minute: Der mit allen Wassern gewaschene Sechserstratege Caner Tilki tritt nach sauberer Balleroberung an der Mittellinie zu einem Solo an, passt genau auf Boris Gatzky, der nach steilem Doppelpass mit dem spielintelligenten Michael Rebmann auf 0:2. erhöht. Die SG wirkt in dieser Phase vom Tempo, dem schon in vorderster Linie praktizierten Pressing und der alle Mannschaftsteile durchströmenden Energie der bis in die Haarspitzen motivierten Gäste wie überrumpelt.
Den ersten Torschuss auf die aufmerksam gehütete Neuenheimer Beziehungskiste in der 26. Minute hält ASC-Torhüter Dominic Treiber ungerührt fest. Kurz vor der Pause fast das 0:3: Instinktfußballer Boris Gatzky schnappt sich im Sprint einen Irrläufer der SG-Abwehr, zieht allein auf das SG-Tor zu und kann nur per Notbremse von den Beinen geholt werden. Doch der junge Schiedsrichter belässt es bei der gelben Karte für den Horrenberger Verteidiger (42.). Auch in den zweiten Durchgang startet der ASC mit derselben Zielstrebigkeit und Pass/Ballsicherheit. 47. Minute: Patrick Schleich - in puncto Schnelligkeit das pure Gegenteil von seinem Namen - scheitert im direkten Duell mit dem reaktionsschnellen FV-Keeper. Der eingewechselte Neuzugang Hasan Karakus fügt sich nahtlos in die reibungslos funktionierende Heidelberger Druckmaschine ein und gibt auf der linken Außenbahn sofort Vollgas. Seine Maßflanke verwandelt der nach seiner Rotsperre hungrig und bissig wie ein Wolf ins Freigehge zurückgekehrte Sebastian Kraft mit einem hochschulmäßigen Kopfball zum 0:3 (59.). Die Vorentscheidung? In diesem Wahnsinnsspiel mitnichten!
SG-Trainer Michael Thumfart, der seine eigene Gib-nie-auf-Mentalität als einst hochklassiger Führunsgspieler offenbar auch seinem jungen Team eingeimpft hat, hat nach der Pause Torjäger Mario Burato für die angepeilte Aufholjagd gebracht. Der brandgefährliche Italiener ist es auch, der einen umstrittenen Foulelfmeter sicher verwandelt (61.). Dass ASC-Torwart Dominic Treiber als nur vermeintlicher Verursacher die gelbe Karte sieht, wird noch Folgen haben. Die Intensität und Atemlosigkeit der Partie bleibt ungebrochen. 66. Min: Der erneut glänzend aufgelegte Boris Gatzky zieht aus spitzem Winkel ab und torpediert den Innenpfosten. Die von Alexander Stiehl großartig auf- und eingestellte Mannschaft verteidigt kompromisslos, kombiniert schnörkellos und fackelt beim Abschluss nicht lange. Der neue Zehner Maximilian Kuberczyk, geschmeidig und giftig wie eine Kobra, düpiert mit seinem Turbodribbling zwei, drei Abwehrspieler und überwindet Marcel Mehl mit einem abgefälschten Schuss zum 1:4 (73.). Jetzt endlich die Vorentscheidung? Nicht in diesem Fußballtatort von Horrenberg! Eine der ganz wenigen Ungereimtheiten in der ASC-Defensive nutzt Burato zu einem Durchbruch an die Strafraumgrenze. Dominic Treiber kann Horrenbergs Super-Mario nur durch ein Foul stoppen - und verlässt konsterniert mit der gelbroten Karte den Platz. Sven Goos, der nun zwischen die Pfosten muss, hat gegen den zweiten Strafstoß von Mario Burato keine Haltbarkeitschance (75.).
Horrenberg wirft in der turbulenten Schlussphase alles nach vorn. Eine Flanke nach der anderen saust in den ASC-Strafraum. Doch die von ihren Vorderleuten hingebungsvoll unterstützte Viererkette um den alles wegköpfenden blonden Leuchtturm Tim Friesendorf und seinen wehrhaften Innenpartner Daniel Janesch lässt keine echte Gefahr mehr zu. Und der Rest ist eine Beute des sicheren Fängers im Roggen Sven Goos. Doch diese ungewöhnliche Kreisliga-Partie wäre nicht so ungewöhnlich, wenn sie nicht noch eine aufregende Schlusspointe parat hätte. Wieder pflückt der gelbe Riese Sven Goos eine Flanke sicher aus dem Abendhimmel. Plötzlich wälzt sich sein Körperkontakt schreiend am Boden. Rote Karte für den verdutzten Sven Goos. Rudelbildung. Das Video von FuPaTV beweist: Der eingewechselte ASC-Torwart hat nicht nachgetreten. Er hat sich nur aus der gegnerischen Fußangel befreit. Der Schiedsrichter befreit sich selbst aus der kniffligen Lage, indem er diese denkwürdige Partie kurzerhand abpfeift. Fazit: Eigentlich müsste diese Spielstory wie die Postings von Til Schweiger zu den ultrarechten Hasstiraden auf seiner Facebook-Seite vor Ausrufezeichen nur so strotzen!!!
PS: Auf dem meterlangen Wechselbanner neben dem Horrenberger Tor steht: "8 Jahre Kreisliga sind genug. Landesliga wir kommen"! Diese selbstbewusste Ansage ist nach dem dritten Tabellenplatz der SG Horrenbberg in der letzten Saison keineswegs fehl am Platz. Sowohl die SG als auch der ASC werden von der Konkurrenz hoch gehandelt. DIe Visitenkarte eines Spitzenspiels haben beide Teams an diesem Abend schon mal abgegeben. Mit einem aufgrund der klaren Chancenüberzahl - Horrenberg hatte nur zwei Möglichkeiten aus dem Spiel heraus - verdienten Sieger aus Heidelberg. Allerdings ist der zweite Tabellenplatz für den ASC Neuenheim (4 Punkte) nur eine erste Momentaufnahme!
Joseph Weisbrod