Aufstellung des ASC Neuenheim
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Tore
6 Karten für Neuenheim
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Der Unterschied zwischen den zehn Punkten, die den Samstags-Tabellendritten (18 Punkte) vom tagesaktuellen Tabellenelften aus Eberbach (8 Punkte) trennen, zeigte sich in keiner Phase dieser nicht hochklassigen, aber bis zum Abpfiff spannenden Partie. Die frühe Chance für den ASC: Nach einem Fehlpass des VfB- Keepers stiebitzt Michael Rebmann den Ball, schießt aber knapp am langen Pfosten vorbei (5.).
Doch statt dem ASC geht der VfB in Führung. 35. Minute: Nach kluger Vorarbeit von VfB-Spielertrainer und Interims-Regisseur Max Kümmerling mit anschließendem Rückpass zimmert Ramon Greif den freien Ball unhaltbar ins Neuenheimer Netzwerk. Der gerechte Ausgleich sechs Minuten später: Der 20jährige Federgewichtler Theo Jaspert serviert die Kugel sanft in den Lauf von Hasan "Riga Toni" Karakus. Der Außen-Powermann flankt ideal in den Strafraum. Filigranstürmer Michael Rebmann läuft dahin, wo ein Torjäger sein muss, und köpft wunderbar an VfB-Torwart Manuel Scheffler vorbei zum 1:1-Pausenstand: siehe Videoclip auf ASC Facebook!
Nach dem Wechsel hat es Neuenheim seinem Rettungssanitäter Sven Goos zu verdanken, dass der Anatomie-Sportclub nicht kurz nach den Wiederanpfiff unter's Messer gerät. Nach einem im eigenen Strafraum geradezu harakirisch vertändelten Ball mit anschließendem Notfoul wehrt der junge ASC-Torwart gleich zwei Kurzstreckenraketen todesmutig ab (46.). Auch nach einer verunglückten Flanke, die heftig den Innenposten küsst, hat der hellwache Mann im signalgelben Dress das Glück des Guten und Tüchtigen (59.)
In der adrenalinreichen Schlussviertelstunde nimmt das Alexander-Stiehl-Team endlich das nötige Tempo auf, um die zweite Englische Woche doch noch mit dem dritten Sieg zu krönen. Das gelingt auch fast. Doch ein zierlicher Teenager in diesem Männerspiel verhindert die Erfüllung der Neuenheimer Version des Merkel- Mantras "Wir schaffen das!". Der erst 15jährige Schiedsrichter Justin Bechtel (TSG 1899 Hoffenheim) mag ja ein großes Talent an der Pfeife sein. Doch in den entscheidenden Momenten zumindest dieser Kreisliga-Partie sind der Jüngling und seine älteren Assistenten offenbar überfordert. Ob man einem jugendlichen Schiedsrichter einen Gefallen erweist, indem man ihm die Leitung eines eine gewissen Reife erfordernden Männer-Kreisligaspiels anvertraut, sollten die Verantwortlichen kritisch prüfen!
Zunächst erkennt der Schiri-Jüngling ein ASC-Tor nach abgefälschtem Schuss von Paul Grafe nicht an. Die Hand von Michael Rebmann soll dabei im Spiel gewesen sein. Doch der Neuenheimer Sturmführer versichert glaubhaft, dass der Ball von seiner Brust weiter geprallt sei. Von einer Absicht des unfreiwillig "Angeschossenen" kann schon gar keine Rede sein! Dass in der 80. Minute ein Super-Super-Freistoß von Mark Servatius am linken Lattenkreuz detoniert: Dafür kann der eifrig bemühte Nachwuchs-Schiedsrichter allerdings wirklich nichts! Doch in der 86. Minute ist für den (sch)mächtigen Justin Bechtel ein weiteres Tor, dieses Mal von Patrick Schleich, wegen einer angeblichen Abseitsposition des Flankengebers irregulär.
Last but least wird der eingewechselte Mark Servatius im Strafraum umgegrätscht (88.). Der Kinderarzt, der den Umgang mit Minderjährigen eigentlich von Berufs wegen beherrscht, regt sich über den verweigerten Strafstoß verständlicherweise auf. Dass der so offensichtlich Gefoulte für seinen wenig amüsanten, aber keineswegs beleidigenden Kommentar die rote Karte sieht, ist die umstrittene Schlusspointe dieser am Ende hochemotionalen Kreisligapartie. Ob man einem unerfahrenen 15jährigen Jüngling und den Vereinen einen Gefallen erweist, wenn man ihm die Leitung eines Männer-Kreisligaspiels anvertraut, sollten die Verantwortlichen mal grundsätzlich prüfen!
Doch die Neuenheimer Spieler sind intelligent und selbstkritisch genug, den verpassten Dreier nicht in erster Linie dem im robusten Seniorenfußball logischerweise unerfahrenen Jung-Schiedsrichter in die Schuhe zu schieben. Sie gestanden nach dem Abpfiff freimütig ein: "Wir waren heute einfach nicht gut genug"! Eine Haltung, die Respekt verdient!
Joseph Weisbrod
Gerd Mühlbauer, Trainer des TSV Pfaffengrund, hat recht: Man sollte "Fehler von jungen Schiedsrichtern ebenso tolerieren wie den Riesenbock eines A- Jugendspielers." Doch es geht um mehr: Um den Schutz eines 15jährigen Schiedsrichters, der noch deutlich unter dem A-Jugendalter liegt. Als die RNZ- Sportredaktion mich am Sonntag abend nach dem Spiel des ASC Neuenheim gegen den VfB Eberbach um das Einverständnis bat, den Namen des 15jährigen Schiedsrichters aus dem Spielbericht zu streichen, stimmte ich zu. Der Schutz des mutmaßlich hochtalentierten Schiedsrichters kann aber nicht mit dem Verschweigen des Namens beginnen, der ohnehin im Internet z. B. auf fupa.net/Baden ofer dfb.net zu finden ist.
Dieser notwendige Schutz beginnt bei der Schiedsrichterausbildung und –Einsatzplanung! Ohne anderen Vereinen im Fußballkreis nahe treten zu wollen: Hätte der sehr jugendliche Schiedsrichter, der sich auf seine älteren Assistenten an der Linie verlassen musste, diese spielentscheidenden Fehler (zwei ASC-Treffer, ein verwehrter Foulelmeter) nicht vor dem ebenso überschaubaren wie gelassenen Neuenheimer Anhang gemacht, sondern z. B. in (Pünktchen, Pünktchen, Pünktchen). Für den Nachwuchsmann wäre es wohl ein Spießrutenlauf in die Kabine geworden, der ihm die Lust an einer Schiri-Laufbahn vielleicht gründlich verdorben hätte.
Wenn der Heidelberger Ober-Schiedsrichter Hans-Dieter Krieg argumentiert, man möchte die "jungen Leute möglichst früh in die Verantwortung nehmen", ist das gut und schön. Richtiger wäre es, die jungen Schiedsrichter durch umsichtiges Coaching und Cocooning in Schutz zu nehmen und sie Schritt für Schritt in für die raue Männerfußballwelt zu qualifizieren. Das von Herrn Krieg ins Feld geführte Beispiel des 17jährigen Michael Kempter, dessen kometenhafter Aufstieg nach der tragischen Amerell-Affäre jäh zu Ende ging, ist erstens die im Nachhinein durchaus fragwürdige Ausnahme von der Regel. Und zweitens ist ein 17jähriger immerhin zwei wichtige Jahre reifer, in sich gefestigter und damit psychisch belastbarer als ein 15jähriger, noch so pfeifbegabter Grünschnabel.
Daher mein Vorschlag: Machen wir es doch wie mit dem Führerschein. Da dürfen junge Menschen aus guten Gründen auch erst mit 18 Jahren ohne Erwachsenen am Straßenverkehr teilnehmen. Warum gilt das nicht auch für den Kreisliga-Verkehr? Wie beim begleiteten Fahren könnte man ja einen Siebzehnjährigen als Linienrichter in Kreisligapartien einsetzen und nach einer Probezeit ab 18 Jahren ans Steuer setzen bzw. mit der Spielleitung beauftragen. Bei frühreifen Talenten mit stabilem Selbstwertgefühl wäre eine vorzeitige Sondererlaubnis für die Teilnahme am Seniorenspielbetrieb zu erwägen.
Wenig hilfreich für die "Milchbärte"-Debatte ist jedenfalls das verständnislose Pauschalurteil des sehr honorigen, sehr ehemaligen Bundesliga-Schiedsrichters Kurt Witke, dass die Vereine sich ihre Schiedsrichter "am besten selbst so backen", "damit sie ihre Spiele immer gewinnen"! Diese abschätzige Äußerung weise ich auch zur Ehrenrettung anderer seriöser Vereinsschreiber entschieden zurück. Gerade der ASC Neuenheim gehört nachweislich (siehe Spielberichte auf www.asc-neuenheim.de und www.fupa.net) zu den Vereinen, die Schiedsrichter- Leistungen auch dann positiv würdigen, wenn die eigene Mannschaft verloren hat!
Ich bleibe jedenfalls bei meiner abschließenden Aussage im erwähnten Spielbericht: "Ob man einem unerfahrenen Fünfzehnjährigen einen Gefallen erweist, wenn man ihm die Leitung eines Männer-Kreiisligaspiels anvertraut, sollten die Verantwortlichen grundsätzlich prüfen!"
Joseph Weisbrod
Stellv. Vors. ASC Neuenheim