Aufstellung des ASC Neuenheim
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Tore
2 Karten für Neuenheim
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Das gibt es auch nicht so oft: Gleich vier Kapitäne lösten sich beim ASC Neuenheim in diesem überwiegend einseitigen Heidelberger Nordderby ab. Als Vincenzo Terrazzino, der erste Capo, nach 26 Minuten wegen einer Muskelverletzung den Kunstrasenplatz im Fußballcampus verlassen musste und von Marcel Schmidt auf dieser Position gut ersetzt wurde, übernahm ASC- Kreativdirektor Boris Gatzky die Binde, der kurz zuvor mit einem zu schwachen Schlenzer die Neuenheimer Führung auf dem Fuß hatte. Die gelang nach mehreren komfortablen Möglichkeiten dem Chefvollstrecker vom Dienst. Serdar Özbek nutzte einen Schnitzer in der TSV-Abwehr unbarmherzig zum 1:0 (28.). Die Mannschaft von ASC-Headcoach Alexander Stiehl, einst sieben Jahre beim TSV als Trainer erfolgreich, praktizierte weiterhin ihr laufintensives Früh-Pressing weit in der gegnerischen Hälfte.
Giftige Balleroberer wie ASC-Mascherano Juan Pablo Valdez in Kooperation mit den Neuzugängen Paul Grafe (dessen Treffer in der 6. Minute nicht anerkannt wurde), Florian Kohlmann und Florian Wörner zwangen ihre Mittelfeld-Pendants zu Fehlern, die in ein schnelles Umschaltsspiel umgemünzt wurden. Das offensive Dreigestirn Boris Gatzky, Sebastian Prior und Serdar Özbek sorgte dank vorzüglicher Abwehr- und Aufbauarbeit aus den hinteren Regionen – mit Tim Friesendorf als souveräner Leuchtturm in der Zentrale - für Gefahr vor dem Löwengehege. So mit einem feinen Angriffszug fünf Minuten vor der Pause. Nach einem subtilen Steilpass von Boris Gatzky umdribbelte Serdar Özbek den herausgeeilten TSV-Torwart Nico Göllinger und passte zurück an den Fünfmeterrraum. Dort bedankte sich der vielseitige Ex-Nußlocher Florian Kohlmann mit seinem trockenen Abschluss zum 2:0-Halbzeitstand (40.).
Neun Minuten nach dem Wiederanpfiff flitzte der quirlige Ex-Handschuhsheimer Sebastian Prior auf der linken Außenbahn bis zur Grundlinie durch. Seine messerscharfe Präzisionsflanke veredelte erneut Serdar Özbek zum 3:0 (54.). Nach einer Stunde übergab Boris Gatzky bei seiner - keineswegs leistungsbedingten - Auswechslung die Spielführerbinde an Teamrückkehrer Patrick Helten. Auch bei seinem dritten Tor ließ der Neuenheimer Gentlemankiller Serdar Özbek dem von allen Handschuhsheimer Abwehrgeistern verlassenen TSV-Torwart mit seinem gezielten Distanzschuss nicht die Spur einer Haltbarkeitschance (65.). Dann die einzige Fehlentscheidung des ansonsten tadellos leitenden Steffen Eberle aus Walzbachtal: Als Serdar Özbek nach einem beherzten Solo tief im Strafraum von den Füßen geholt wurde, verlegte der Schiedsrichter aus Walzbachtal den Tatort in die Freistoßzone (70.).
Als der nahtlos ins Mannschaftsgefüge re-integrierte Patrick Helten in der 78. Minute Platz für Neuzugang Paulo Christo Platz machte, streifte sich Serdar Özbek als vierter im Bunde die Kapitänsbinde über. Nach weiterhin gelungenem Kompakt- und Kombinationsfußball erhöhte der wie seine Kollegen bestens aufgelegte Florian Kohlmann mit einem knallharten Aufsetzer aus dem Hinterhalt auf 5:0 (80.). Spätestens da muss sich Kampftorwart Nico Göllinger, mit Abstand Handschuhsheims Bester, in seiner Abwehr gefühlt haben wie ein FDP- Wahlkämpfer im sächsischen Wahlkampf: ziemlich einsam! Das Handschuhsheimer Ehrentor von Tim Brückner in der 86. Minute war zwar nur noch Ergebniskosmetik, aber aus Neuenheimer Sicht durchaus ärgerlich, weil allzu leichtfertig ermöglicht. Mit diesem hoch verdienten Sieg springt der ASC Neuenheim vom 14. auf den siebten Tabellenplatz.
Joseph Weisbrod