Aufstellung des ASC Neuenheim
|
Tore
2 Karten für Neuenheim
|
Über dem sehr belebten Fußballcampus Heidelberg kreiste der Rettungshubschrauber. Ein symbolträchtiges Bild: Denn der ASC befindet sich nach der fünften Niederlage in Folge in einem kritischen Zustand und kommt der Intensivstation der Kreisliga immer näher. Während die Kellerkinder punkteten, verlor Neuenheim gegen Tabellenführer SG 05 Wiesenbach letztlich deutlicher, als es der Spielverlauf ausdrückt.
Wer weiß, wie die Begegnung verlaufen wäre, wenn 18-Toremann Serdar Özbek in der 7. Minute die Führung gelungen wäre. Daniel Toma hatte einem SG-Verteidiger im Strafraum raffiniert den Ball abgeluchst und klug auf den am Elfmeterpunkt lauernden Goalgetter zurück gepasst. Doch Özbek schoss SG-Torwart Stefan Grimm mitten in die Arme. Auch den kernigen 30-Meter-Hammer von Patrick Helten konnte der Wiesenbacher Keeper, wenn auch mit Mühe, parieren (11.). Während die SG 05 zwar mehr Ballbesitz als der Gastgeber hatte, aber wenig Torgefahr ausstrahlte, vergab der sonst so abschlusscoole Serdar Özbek erneut das 1:0. Wieder rettete Grimm vor dem einschussbereiten Neuenheimer Angreifer (31.).
Dann das erste dicke Osterei für die Grünen. Einen Kopfball von Kevin Ray Mages fischte ASC-Tiorwart Burak Polat mit einem famosen Höhenflug aus dem Winkel (34.). Doch dann legte der Spitzenreiter mit einem Doppelschlag den Grundstein für den Auswärtssieg. Nach einem überflüssigen Foul im Strafraum verwandelte Kevin Ray Mages kaltblütig mit seinem hoch und präzise geschossenen Strafstoß (37.). Fast mit dem Pausenpfiff des insgesamt durchaus lobenswerten Schiedsrichters Jörg Ambacher aus Rastatt erhöhte der ebenso leichtfüßige wie kaltblütige Mages nach einem Freistoß und umsichtiger Kopfballvorlage von SG-Spielertrainer Alexander Welz ebenfalls per Kopf auf 0:2 (45.)
Auch nach dem Wechsel hatte der Gastgeber die erste fette Chance. Nach einem gegnerischen Fehlpass ging Serdar Özbeks geistesgegewnwärtigem Direktschuss am sperrangelweit offenen SG-Tor vorbei (66.). Zehn Minuten später der gelungenste Neuenheimer Angriff im ganzen Spiel. Der angesichts der Personalnot kurzfristig reaktivierte Mittelfeldmann David Keller schlug einen wunderbaren Diagonalpass auf den rechten Flügel in den Lauf des eingewechselten Maximilian Prüfer. Dessen Traumflanke köpfte Serdar Özbek knapp über’s Lattenkreuz (76.). Doch nicht der ASC blies zur Schlussoffensive, sondern der sichere Titelanwärter. Sie begann mit einem Pfostenschuss von Andreas Walter und gipfelte im dritten Treffer von ASC-Alptraum Kevin Ray Mages, der nach einem Steilpass den machtlosen Torwart Burak Polat lässig umdribbelte und zum 0:3-Endstand vollendete (88.). Damit zog Mages mit nunmehr 18 Saisontoren mit ASC-Torjäger Serdar Özbek im Kreisliga-Ranking gleich.
Kein verheißungsvoller Einstand für den um seine Mission nicht zu beneidenden "Notarzt" Timo Mifka. Neuenheims Rekordtorschütze springt – unterstützt von "Co" Patrick Helten - als Interimstrainer für Matthias Hohmann ein, der am Karfreitag das ihn allzusehr bedrückende Kreuz abgab und den Verein über seine vorzeitige "Amtsniederlegung" – vor der bereits in der Winterpause offiziell und einvernehmlich kommunizierten Trennung zum Saisonende - informierte. Damit geht eine sechsjährige Ära zu Ende.
Der ASC-Vorstand dankt seinem langjährigen Trainer audrücklich für dessen insgesamt erfolgreiches Engagement - u. a. mit dem Aufstieg in die Kreisliga und einer Landesliga-Relegation. Wie schrieb der kurz vor Ostern verstorbene, größte lateinamerikanische Schriftsteller Gabriel García Márquez?: "Egal, was auch passiert. Niemand kann Dir die Tänze nehmen, die Du schon getanzt hast". In diesem Sinne: Alles Gute, viel Glück und: Bella ciao, lieber Matthias Hohmann!
Bleibt aus Neuenheimer Sicht nur zu hoffen, dass die mit unglaublichem Verletzungspech – vor allem im Defensivbereich – gepflasterte miserable Neuenheimer Rückrunde nicht noch zur "Chronik eines angekündigten Todes" (so ein grandioser Roman von Gabriel García Márquez) wird. Denn die Abstiegskonkurrenten TSV Handschuhsheim (4:3 gegen SG Horrenberg), BSC Mückenloch (4:2 in Neckargemünd) und SpVgg Baiertal (2:1 gegen 1. FC Wiesloch) haben ihre Schicksalspiele gewonnen. Somit ist der ASC Neuenheim auf den 13. Tabellenplatz abgerutscht und nur noch fünf Punkte vom ersten Abstiegsplatz entfernt.
Die SG 05 Wiesenbach hingegen kann den Meisterschampus schon mal kalt stellen. Herzlichen Glückwunsch!
Joseph Weisbrod