Aufstellung des ASC Neuenheim
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Tore
3 Karten für Neuenheim
Besondere Vorkommnisse
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Ein Frühlingswetter zum Siege-Zeugen! Dass am Ende der VfB Leimen den ersten Dreier im Jahre 2014 bejubeln konnte und nicht der Gast aus Neuenheim, lag an der erschreckend passiven zweiten Halbzeit der Anatomen. Dabei führte der ASC auf dem extrem stumpfen Kunstrasen-Sandplatz im Otto-Hoog-Stadion bereits nach weniger als einer halben Stunde mit zwei Toren Vorsprung. Nach einem feinen Pässchen des im ersten Durchgang stark auftrumpenden Mittelfeldturbos Yves Hillger steuerte Neuenheims technisch begnadeter "falscher Neuner" Boris Gatzky allein auf das VfB-Gehäuse zu und schob den Ball elegant am jungen Torwart Patrick Bender vorbei ins rechte Eck (14.). Zwei Minuten später zischte ein Nahschuss von Leimenes völlig ungedecktem Jannik Oestreich knapp am linken ASC- Pfosten vorbei.
Obwohl die Mannschaft von Trainer Bernd Riegler nun mehr Ballbesitz hatte als die Gäste, erhöhte Neuenheim auf 0:2. Chefvollstrecker Serdar Özbek zirkelte einen Freistoß mit einer idealen Mischung aus orientalischem Gefühl und Putin’scher Härte in den rechten oberen Torwinkel (26. ). Anstatt im Mittelfeld dagegen und den Ball selbstbewusst in den eigenen Reihen zu halten, überließen die unverständlicherweise hypernervösen Heidelberger dem Gegner die Initiative und gestatteten dem dankbaren Gastgeber eine ganze Serie von Freistößen, die der VfB allerdings nicht zu nutzen wusste. In der 29. Minute schoss VfB-Angreifer Nadir-Volkan Celikkan überdies aus drei Metern über die von Bastian Orth bestmöglich behütete Beziehungskiste. Und kurz vor dem Pausenpfiff des bei vermeintlichen oder tatsächlichen Foulsituationen stets zu ungunsten der Gäste entscheidenden Schiedsrichters Pascal Nagel (Angelbachtal) rettete ASC-Innenverteidiger Felix Frank im Stile seines Torhüters mit perfekter Fußabwehr auf der Linie (44.).
Nach dem Wechsel wirkten die Anatomen phasenweise so apathisch und desorientiert wie Haushunde im drogenfreundlichen US-Bundesstaat Colorado, der versehentlich einen Marihuana-Keks zuviel gefressen haben. Die mit zunehmendem Druck überlastete Abwehr konnte den Ball nur kopf- und ziellos aus der Gefahrenzone schlagen. Wie ein Bumerang flogen die Flanken und Standards immer wieder in den Neuenheimer Strafraum. Der VfB hingegen kämpfte um den Anschlusstreffer, als gäbe es keinen Montag.
Dennoch hatte das bindungsarme Team des an der Außenlinie langsam verzweifelnden ASC-Trainers Matthias Hohmann bei einem der seltenen strukturierten Konter das 0:3 auf dem Fuß. So nach einem rasanen Flügelsolo von Yves Hillger, der präzise auf Serdar Özbek ablegte. Dessen durchaus gezielter Abschluss konnte Leimens Defensivmann Jannik Oestreich per Flugkopfball von der Linie befördern (53.). Kurz darauf scheiterte der in vorderster Front auftauchende Außenverteidiger Emanuel Smarsly mit einem Schlenzer aus verheißungsvoller Position am blitzschnell das lange Bein ausfahrenden VfB-Keeper Patrick Bender (57.).
Die Vergabe dieser beiden Großchancen rächte sich umgehend. VfB-Stratege Steffen Riegler filettierte mit einem brillanten Diagonalpass die linke Neuenheimer Abwehrseite. Die ungehindert geschlagene Flanke landete auf dem Kopf von VfB- Smartkiller Sascha Harbarth, der die Kugel mit seinem härtesten Körperteil, der Stirn, unhaltbar unter die Querlatte donnerte (58.). Zwölf Minuten später gelang dem mit allen Fußballwassern gewaschenen Ex-Dossenheimer nach einem kontrollierten Dribbling auch der Ausgleich zum 2:2 (70.). Neuenheims Probleme mit Standards aller Art offenbarten sich dann gnadenlos in der Schlussviertelstunde. Der hochgeschossene Daniel Clewe konnte einen wie ein Drachen durch die Frühlingsluft segelnden Freistoß ebenfalls unbehelligt per Kopf ins ASC-Netzwerk einloggen (75.).
Trotz des folgenschweren Vakuums im Neuenheimer Schaltzentrum, wo der beim Warmschießen verletzte Kapitän Vincenzo Terrazzino an allen Ecken und Enden fehlte, und dem nur rudimentär vorhandenen Spielaufbau war ein Punktgewinn für Neuenheim immer noch greifbar nahe. Zunächst hatte der ebenso ballgewandte wie umtriebige Boris Gatzky Riesenpech mit seiner prächtigen Fernrakete, die an der Unterkante der VfB-Sonntagslatte detonierte (79.). Und am Ende fehlte auch Neuenheims Strafraum-Herrscher Serdar Özbek das Glück des Tüchtigen. Mit seinem Strafstoß in der 89. Minute - nach einem Foul am umgemähten Boris Gatzky – scheiterte der Torjäger zum Entsetzen des Neuenheimer Anhangs am Innenpfosten.
Joseph Weisbrod