Aufstellung des ASC Neuenheim
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Tore
Karten für Neuenheim
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Über der Sportanlage am Harbigweg geht der Vollmond auf. Es schlägt die Stunde der Rasenwölfe. Als Rudelführer bei den Anatomen entpuppt sich Mathias Riedesel. Mit seinen beiden Toren in der 13. und 17. Minute trägt der Routinier maßgeblich dazu bei, die Löwen im Heidelberger Stadtteil-Klassiker zu erlegen. Nach dem postwendenden Gegentreffer durch TSV-Angreifer Kaweh Kalhor steht das Endergebnis bereits nach 18 Minuten fest. Da dies aber zum Glück noch keiner weiß, werden die Nerven der Zuschauer bis zur letzten Sekunde auf die Folter gespannt.
Nein, es ist keine Mondscheinsonate. Es entwickelt sich ein verbissener, im zweiten Durchgang auch wenig rhythmischer Hardrock-Kampf zwischen den beiden Erzrivalen. Mit einem forschen Beginn, bei dem die Raubtiere sich nicht lange umkreisen. Der von Trainer Matthias Hohmann in der Spitze einer Raute eingesetzte Mathias Riedesel schlägt gleich doppelt zu. Nach Augenmaß-Pass von Serdar Özbek schließt der Neuenheimer Alphawolf seinen Usami-Slalom mit einem kernigen Schuss zum 1:0 ab (13.). Vier Minuten später findet ASC-Zehner Boris Gatzky die Halsschlagader der Löwen. Seine "Diagonale Infernale" verwandelt Mathias Riedesel mit einer raren Kombination aus Pieke und Außenrist ins lange Eck (17.).
Doch der ASC des Saisonstars 2012/2013 wäre nicht der ASC des Saisonstarts 2012/13, wenn er dem angeknockten Gegner nicht sofort wieder generös auf die Sprünge helfen würde. Der aggressiv in die Zweikämpfe gehende Gast aus dem Heidelberger Norden verkürzt im Gegenzug durch Kaweh Kalhor nach Aufreißersolo und Hereingabe von Flügelflitzer Sebastian Prior auf 1:2 (18.).
Auch wenn der Stabilitätspakt in der ASC-Defensive diese Bezeichnung nach der Verletzungsrotation diese Bezeichnung noch immer nicht ganz verdient: Die Anatomen bleiben vorne am Drücker. Der torgefährliche Neuenheimer Mittelfeldschaffer Daniel Toma spritzt entschlossen in einen gestochen scharfen Freistoß des an diesem Abend nicht "zentralen" Impulsgebers Boris Gatzky. Sein Abschluss verfehlt das Hendsemer Tor nur um eine Knochenlänge (21.). Die letzte Neuenheimer Chance vor der Pause gebührt Serdar Özbek, als er nach wohltemperiertem Querspiel von Mathias Riedesel zu nah am hervorragenden TSV- Torwart Fabian Bessler scheitert (40.). Auch einen ansatzlos aus dem Hinterhalt abgefeuerten Riedesel-Flachschuss kann der Löwen-Keeper bravourös aus der Ecke pranken (44.).
Nach dem Wechsel treibt TSV-Trainer und Ex-Profi Marco Thürer (u. a. Karlsruher SC, FSV MaInz 05) von der Seitenlinie seine Mannschaft immer wieder nach vorne. Und die gibt sich vor den Augen von Ex-Trainer Alexander Stiehl alle erdenkliche Mühe, marschiert unentwegt und inszeniert auch vielversprechende Angriffe. Doch es bleibt letztlich beim Versprechen. Zwingende Torgefahr lässt die Neuenheimer Defensive vor dem entschlossenen Keeper Jan Münch trotz einiger Unverständlichkeiten (man darf die Kugel auch einfach mal vorne hauen!) kaum zu.
Der ASC tut sich in der zweiten Hälfte beim Spielaufbau schwer und macht sich das Leben durch leichtfertige Ballverluste und unnötig verursachte Freistöße selbst schwer. Bezeichnenderweise hat Neuenheim erst wieder in der 75. Minute eine nennenswerte Tochance. Der gute Serdar Özbek scheitert nach Vorlage des eingewechselten Timo Mifka (85.) Kurz darauf klärt der nach seiner Verletzung ins Team zurückgekehrte Innenverteidiger Felix Frank in höchster Not bei einer der seltenen Gästechancen vor einem einschussbereiten Löwen (78.). Doch selbst als ein TSV-Stürmer in der 85. Minute aus der Hand von Schiedsrichter Wolfgang Weber (Rheinstetten) wegen groben Fouls die gelbrote Karte sieht, ist der knappe Heimsieg noch nicht sicher unter Dach und Fach. Aufgrund der starken ersten Halbzeit und des enormen kämpferischen Einsatzes ist der Derbysieg letztlich verdient.
Durch diesen wichtigen Erfolg hat die Mannschaft von Coach Matthias Hohmann und Co-Trainer Andreas Roth nun 10 Punkte (Torverhältnis 15:17) auf dem Konto, überholt den Gegner in der Tabelle und parkt derzeit auf dem achten Platz. Bereits am Mittwoch, dem 3. Oktober, um 15 Uhr kann der ASC am – warum auch immer! – mitten in der Vorrunde angesetzten Rückrunden-Spieltag gegen die SG Dielheim nachlegen. Dabei gilt es, sich für die selbstverschuldete 2:4-Hinspielschlappe beim Landesliga-Absteiger zu rehabilitieren.
Joseph Weisbrod