Aufstellung des ASC Neuenheim
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Tore
Karten für Neuenheim
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Der Anatomie-Sportclub muss im Kreisliga-Rating um die Herabstufung seiner zu Saisonbeginn so hoch bewerteten Bonität fürchten. Denn was die Neuenheimer auch beim zweiten "Quattro Fiasco" (je vier Gegentore) in Folge boten, war vom Triple A, dem AAA-Niveau guten Fußballs ungefähr soweit entfernt wie die Akropolis vom Brandenburger Tor.
Zwar hatte Trainer Matthias Hohmann wegen gravierenden, verletzungs- und urlaubsbedingten Personalmangels mit dem noch nicht 100 % fitten Timo Mifka und Miguel Bernal nur zwei Auswechelspieler auf der Bank. Doch jeder, der in der Anfangself steht, hat auch den Anspruch, zur Stammformation zu gehören. Insofern gibt es keine Ausreden, kein Alibi, keine Entschuldigung für diesen weitgehend verkorksten Auftritt beim miserabel gestarteten Landesliga-Absteiger. Bei allem Respekt: Die SG Dielheim hatte bis dahin alle drei Spiele verloren und nur ein einziges Törchen erzielt.
Der Führungstreffer in der 41. Minute für die Mannschaft von Trainer Rüdiger Menges fiel nicht zufällig über den Schleudergang auf der starken rechten SG-Seite. Nach einem Temposolo flankte der schnelle Chrisovalantis Davanis hoch in den Rücken der ASC-Abwehr. Dort lauerte der weithin unbewachte Fabian Rausch. Sein perfekt getunter Kopfball gegen die Laufrichtung von Torwart Burat Polak war beim besten Willen nicht zu halten. Zu diesem Zeitpunkt konnten die anfälligen Anatomen froh sein, dass sie aufgrund wohlwollender Schiedsrichter-Entscheidungen nicht schon höher zurück lagen.
Ballverluste, Fehlpässe, holpriger Spielaufbau, kein Zug zum Tor, kalte Asche statt Glut. Steppenfußball, der nur von einer grünen Offensiv-Oase nach einer halben Stunde unterbrochen wurde. Angreifer Stefan Holter prüfte nach befreiendem Pass von Serdar Özbek den bis dahin halt- und beschäftigungslosen SG-Torwart Kai Pompiati mit einem kernigen Schuss aus schrägem Winkel (31.). Eine Minute später konnte ein aufmerksamer SG-Linientreuer das Kopfballtorpedo von Innenverteidiger Holger Loch nach einem Eckball von Yves Hillger gerade noch vom Kreidestrich abwehren (32.).
Zehn Minuten nach dem Wiederanpfiff stellte der ASC innerhalb von zwei Minuten den Spielverlauf mehr oder weniger auf den Kopf. 55. Minute: Der vorbildlich kämpfende und führende Capitano Vincenzo Terrazzino bediente seinen Ex-Neckarhausener Kollegen mit einem delikaten Al Dente-Zuspiel. Serdar Özbek lupfte den Ball auf engstem Raum über seinen Gegenspieler und hämmerte das Ding mit einem akrobatischen Seitfallzieher (Altdeutsch: Scherenschlag) ins SG-Netzwerk. 60 Sekunden später war erneut Vincenzo Terrazzino der Vorbereiter. Seinen Pass à la "molto intelligente" nahm Mittelfeldakteur Daniel Toma in vollem Lauf mit, schüttelte einen Verteidiger ab und vollendete mit einem sowas von genauen Flachschuss ins lange Eck zum 1:2 (56.)
Der ASC Neuenheim schien nun trotz disharmonischem Gesamtauftritt plötzlich auf der Siegerstraße zu sein. Doch die entpuppte sich als Sackgasse. Kapitän Vincenzo Terrazzino, der neben dem auch in der Abwehrarbeit beeindruckenden Stürmer Serdar Özbek wohl beste Neuenheimer an diesem Abend, musste mit der gelbroten Karte vorzeitig von Bord des dann sinkenden ASC-Schiffes.
Bereits zwei Minuten nach der Dezimierung glich Mario Giahouadis mit einem zweifelhaften Foulelfmeter zum 2:2 aus. Anstatt wenigstens das Remis energisch, kompakt und taktisch diszipliniert über die Zeit zu retten, fielen die Anatomen in alte, fatale Verhaltensmuster zurück und mussten nach haarsträubenden Fehlerketten durch die herausragenden Dielheimer Chrisovalantis Davanis (78.) und Sefa Yildiz (90.) noch zwei weitere Tiefschläge zum 4:2-Endstand hinnehmen.
Das Dielheimer Trainer-Schlachtross Rüdiger Menges und seine Mannschaft konnten verdient ihren ersten Dreier in der Kreisliga Heidelberg feiern. Der ASC hingegen muss jetzt erst einmal seine enormen Ausfallrisiken in den Griff bekommen. Bereits am Samstag um 16.00 Uhr gastiert Neuenheim beim FC Rot, der mit acht Punkten auf dem fünften Tabellenplatz steht.
Vielleicht lichtet sich ja das Neuenheimer Lazarett nebst Urlauberliste bald. Erst dann wird sich zeigen, ob der Titel-Mitfavorit ASC Neuenheim sich des Triple A (AAA) in der Kreisliga Heidelberg wirklich würdig erweisen kann.
Joseph Weisbrod