Aufstellung des ASC Neuenheim
|
Tore
1 Karten für Neuenheim
|
Die schlechtesten Karten im Spitzenquartett, das an diesem Kreisliga-Sonntag unter sich war, hat der ASC Neuenheim. Anstatt den wohl letzten Trumpf im Aufstiegskampf aus dem gelbblauen Ärmel zu ziehen, verlor der Tabellenvierte durch drei großzügige Gastgeschenke trotz besserer Spielanlage und mehr Ballbesitz beim keineswegs unschlagbaren Erzrivalen VfB Leimen. Eine Hauptursache: Im Gegensatz zu den vergangenen Spielen erwies die ASC-Defensive sich in dieser Schlüsselpartie nicht als eiserne, sondern als höchst verwundbare Lady.
Der Tabellendritte geht bereits in der 6. Minute durch ein eklatantes Abwehr- Missverständnis der Fake-Marke Leo in Führung. Froh-Alarm für Cobra 11: Volker Celikkan nutzt die unfreiwillige Slapstick-Einlage im ASC-Strafraum zum 1:0. Neuenheim erholt sich allmählich von dem schmerzlichen Rückschlag und ergreift im Otto-Hoog-Stadion die Initiative. Mehr oder wenige klare Möglichkeiten in der 10., 16. und 26. Minute können die spielstärkeren Gäste aber nicht verwerten.
Der VfB versucht es mit Elementarfußball nach dem urbritischen KISS-Prinzip: Keep it simply and stupid. Kaum Kombinationen im Mittelfeld, statt dessen lange, weite Bälle aus der Defensive auf den lauf- und einsatzfreudigen Single-Stürmer Krasimir Vasilev. Leimens dünnbeiniger, aber keineswegs dünnhäutiger Torjäger bedankt sich für den zweiten kapitalen Schnitzer in der ASC-Abwehr mit seinem Abstauber zum 2:0-Pausenstand (35.)
Nach dem Wechsel steigert Neuenheim sich deutlich, spielt trotz holprigem Rasenfeld plötzlich ansehnlichen Fußball und baut kontinuierlich Druck auf. 53. Minute: Mathias Riedesel schlägt einen Pass über die VfB-Abwehr hinweg auf die rechte Flügelspitze. Serdar Özbek läuft mit dem Ball am Gasfuß zielstrebig auf die Leimener Beziehungskiste zu. Doch sein scharfer Flachschuss saust knapp am linken Pfosten vorbei.
Kurz darauf der ebenso fällige wie verdiente Anschlusstreffer. Eine prächtige Flanke des erneut starken ASC-Sechsers Atilla Ercan köpft Abwehrchef Michael "Air" Ziegler zum 1:2 ins Leimener Netzwerk (55.). Zehn Minuten später fliegt ein Dampfhammer des an diesem Tag glücklosen Serdar Özbek nach bluesiger Vorlage von Daniel Toma über die VfB-Sonntagslatte (65.)
Als die konstant überlegenen Gäste, die auch im Niemandsland zwischen den Strafräumen fast alle Zweikämpfe gewinnen, dem Ausgleich immer näher kommen, haben sie bei all den selbst verschuldeten Malheurs ein einziges Mal das Glück der Tüchtigen. Bei einem der wenigen Leimener Entlastungsangriffe knallen zwei Schüsse hintereinander erst an den rechten, dann an den linken Neuenheimer Pfosten. Doch es gibt kein Happy End für den malheurgeplagten ASC: Statt dem leistungsrechten Remis macht Trainersohn Steffen Riegler bei einem Konter alles klar und vollendet nach einem weiteren veritablen ASC-Fauxpas ungehindert auf 3:1 (89.).
Mit der ersten Niederlage (wahrlich keine taktische Meisterleistung!) nach sechs Spielen versäumt der ASC die nicht ganz abwegige Chance, dem schwächelnden Tabellenzweiten näher auf die Pelle zu rücken. Der FV Nußloch verlor nämlich das Topduell gegen den konstant siegenden Spitzenreiter 1. FC Mühlhausen zuhause mit 0:2. Somit klebt Neuenheim mit 43 Punkten vor dem 1. FC Dilsberg (41) wie Pattex weiter auf dem vierten Tabellenplatz.
Wesentlich erfreulicher als der nervenaufreibende Besuch im Otto-Hoog-Stadion war aus anatomischer Sicht die vorherige vorständische Stippvisite auf der Baustelle des Fußballcampus Heidelberg an der Tiergartenstraße. Dort liegt nämlich wie ein riesiger sattgrüner Perserteppich seit Freitag der erste Polytan-Edelkunstrasen auf dem großzügig dimensionierten Hauptspielfeld. Auch das Minispielfeld, spätes Fußballerglück für unsere hartplatzgestählten AH-Cracks, ist schon würdig eingerahmt.
Joseph Weisbrod