Aufstellung des ASC Neuenheim
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Tore
Karten für Neuenheim
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Ex-Trainer und Neusiebziger Hans Meyer: "In schöner Regelmäßigkeit ist Fußball doch immer das Gleiche". Nicht in Rettigheim: Da konnte der ASC Neuenheim trotz früher Führung endlich mal wieder gewinnen. Dieses Mal beherzigte Neuenheim das Sprichwort "Früher Vogel fängt den Wurm." Zweite Minute: Mathias Riedesel bedient Boris Gatzky mit einem Einwurf. Gatzky flankt nach einem rasanten Antritt auf die andere Seite des Strafraums. Serdar Özbek legt auf. Atilla Ercan feiert mit einem scharfen Aufsetzer sein erstes Saisontor. Der ASC stört den verunsicherten Gegner bereits in dessen Hoheitsgebiet, erobert aggressiv die Bälle und spielt dann schnörkellos nach vorne.
19. Minute: Schusstechniker Boris Gatzky zieht fast von der Grundlinie ab. Der ebenso starke wie vielbeschäftigte TSV-Keeper Andre Just kann gerade noch verhindern, dass der unkonventionelle Ball im Torwinkel einschlägt. Außer bei zwei Freistößen geht vom Gastgeber kaum Gefahr aus. Trotz des regennassen, rutschigen Rasens kombiniert der ASC ein ums andere Mal direkt und bringt die hoch gewachsene Rettigheimer Abwehr mit schnellen Bodenangriffen immer wieder in Verlegenheit. Logische Konsequenz: Eine Flanke des höchst positiv auffallenden Atilla Ercan wehrt ein TSV-Verteidiger zwar ab, hat aber Pech, dass der Irrläufer direkt vor die Füße von Mathias Riedesel fällt. Der gut aufgelegte Supertechniker fackelt nicht lange und jagt die Kugel volley mitten rein in die flatternde Rettigheimer Herzkammer (27.).
Kurz vor dem Pausenpfiff des umsichtigen Schiedsrichters Klaus Kuch (Elztal) passt der als Defensiv- wie Aufbauspieler überzeugende Sechser Michael Ziegler gescheit auf den in den Strafraum gestarteten Daniel Toma. Doch der ebenfalls sehr produktive Mittelfeldkollege scheitert just an Just (42.). Auch nach dem Wechsel dominieren die technisch und läuferisch überlegenen Gäste. Nach einem Freistoß setzt Daniel Toma einen Kopfball knapp über die TSV-Latte (53.). Zehn Minuten später macht er es erfolgreicher. Nach einem wuchtigen Kopfballpass von Serdar Özbek genau in seinen Lauf stürmt Toma allein auf das TSV-Tor zu und vollstreckt mit digitaler Präzision zum 0:3 (63.) ins lange Eck.
Der von seinen bisherigen Teams wohl schöneren Fußball gewohnte TSV-Trainer Rolf Haag äußert seine Unzufriedenheit mit dem einfallslosen Auftritt seiner Mannschaft in drastischen Worten: "Was spielen wir doch für einen Dreck zusammen!" Den Neuenheimern konnte das nur recht sein. Während in Rettigheim die Lichter ausgingen, standen die Anatomen weiter unter Strom, kontrollierten Ball und Gegner. Auch ein höheres Ergebnis war möglich. Nach einer Linksflanke von Boris Gatzky hätte Neuenheims "Mister Catenaccio" fast noch den vierten Treffer erzielt. Abwehrcapo Vincenzo Terrazzzino zeigte, dass in seinen italienischen Adern immer noch Stürmerblut fließt und verfehlte mit seiner torjägerartigen Direktabnahme nur knapp den TSV-Kasten (65.).
Erfreulich aus Neuenheimer Sicht, dass der nach monatelanger Verletzungspause eingewechselte Neuzugang Patrick Simon bei seinem Debüt auf der rechten Außenbahn einen durchaus vielversprechenden Eindruck hinterließ. Auch der in die Innenverteidigung zurückgekehrte Felix Frank konnte der Abwehr Stabilität verleihen und trug als kompromissloser Zweikämpfer und sicherer Klärer dazu bei, dass am Ende die beim ASC nicht gerade alltägliche Null stand.
Mit diesem nie ernsthaft gefährdeten Auswärtssieg hat die Mannschaft von Trainer Matthias Hohmann mit nunmehr 25 Punkten eine solide Ausgangsposition beim Kampf um die vorderen Plätze in der Kreisliga Heidelberg, die sich durch den Sechspunkte-Abstand zwischen dem Tabellensechsten (ASC Neuenheim) und dem Achtplatzierten (FC Rot) immer mehr als Zweiklassengesellschaft zu entpuppen scheint.
Joseph Weisbrod