Aufstellung des ASC Neuenheim
|
Tore
Karten für Neuenheim
|
Nach fünf Siegen aus den letzten sechs Spielen hatte der ASC die große Chance, den Aufsteiger und Tabellennachbarn vom vierten Platz zu verdrängen und selbst in die Spitzengruppe vorzudringen. Doch trotz der frühen Führung gelang es den Anatomen nicht, das hektische Spiel in den Griff zu bekommen. Und da die Defensivarbeit erneut zu wünschen übrig ließ, genügte den selbstbewussten Gästen ein durch eklatante Fehler begünstigter Dreierpack der Nummer 24, um die Anatomen in die Schranken zu weisen.
Das designierte Spitzenspiel zwischen dem Fünften und dem Vierten beginnt ganz nach dem Geschmack der ASC-Anhänger, die gegenüber der knappen Hundertschaft aus Mühlhausen quantitativ und dezibelmäßig hoffnungslos in der Minderheit sind. 6. Minute: Mathias Riedesel zaubert aus dem Fußgelenk einen chirugisch präzisen Pass in den Strafraum. Boris Gatzky, der den Ball sofort mitnimmt, wird beim Dribblingversuch gefoult. Den gerechten Strafstoß verwandelt Serdar Özbek ebenso cool wie unhaltbar zur 1:0-Führung.
Nach ambivalenten Kräfteverhältnissen dann eine Schlüsselszene in der 20. Minute: Der gewohnt variable ASC-Stürmer Serdar Özbek setzt sich auf dem linken Flügel durch und passt DIN-genau an den Fünfmeterraum auf den durchgestarteten Offensivkollegen Mathias Riedesel. Doch anstatt nach der KISS-Methode (Keep It Simple And Stupid!) direkt mit dem Innenrist einzuschieben, nimmt der sonst so abschlusssichere ASC-Pirat den Ball an und verstolpert die hochprozentige Möglichkeit zum 2:0.
Die selbstbewussten Gäste drehen, angetrieben von Mittelfeldmotor Nikolas Fuchs, mit einem Doppelschlag die bis dahin von Neuenheim mehr oder weniger beherrschte Partie. Mit einer Volleyabnahme über den aus seiner Beziehungskiste geeilten Torwart Burak Polat düpiert Mühlhausens Nummer 24 die ASC-Abwehr und exekutiert den glücklichen Ausgleich (38.). Zwei Minuten später hat erneut das FC-Fantom mit der Nummer 24 den nötigen künstlerischen Freiraum und zirkelt den Ball mit einem aristokratischen 20-Meter-Gemälde in den Winkel (40.).
Der ASC kommt entschlossen aus der Kabine und gibt sofort Gas. 46. Minute: Serdar Özbek flankt von rechts. Boris Gatzky passt von der Grundlinie idealtypisch in den Rücken der FC-Abwehr. Mathias Riedesel schießt deutlich über die Mühlhausener Dorfhütte. 49. Minute: Der unberechenbare Riedesel wird nach einem famosen Solo von den Tanzbeinen geholt. Seinen gestochen scharfen Freistoß köpft Serdar Özbek perfekt zum 2:2 ins lange Eck. Schon das 10. Saisontor des Serienkillers mit dem Engelsgesicht.
Doch anstatt nachzusetzen und den in der Abwehr keineswegs sattelfesten Gast weiter massiv unter Druck zu setzen, zieht der ASC sich unerklärlicherweise zurück, baut den Gegner durch leichtfertige Ballverluste auf und lädt den FC zu allem Überfluss geradezu zum Führungstreffer ein. 60. Minute: Statt das Ding unmittelbar vor dem eigenen Kasten einfach nach vorne zu schlagen, vertraumtänzert ein ASC-Verteidiger fahrig den Ball. Mühlhausens Nummer 24 nutzt den kapitalen Schnitzer und netzt aus wenigen Metern ein.
Die letzte halbe Stunde besteht vor allem aus böigem Wind, Kampf und Krampf. Es bleibt ein Rätsel, warum der kleinlich, aber konsequent und insgesamt gut leitende Schiedsrichter Roland Schäfer (Frankenthal) das unsportliche Verhalten von FC-Torwart Giovanni Vitali nicht mit der gelben Karte wegen dreister Zeitschinderei ahndet. Der Mühlhausener Torwart trabt nach jedem Schuss hinter sein Tor gemächlich zur Ballholung ins entfernte Gebüsch, obwohl direkt hinter dem Tor das Ersatzgerät bereit liegt. Und da auch einige der etwa 80 Mühlhausener Zuschauer sich immer unflätiger gebärden, geht die Begegnung in einer sehr gereizten, aufgeheizten Atmosphähre zu Ende.
Doch Emotionen und auch Provokationen der Fans gehören zum Fußball wie das Salz in die Suppe. Bedenklich stimmt allerdings, dass weder die FC-Offiziellen noch die Spieler nach dem Abpfiff bereit waren, dem Berichterstatter den Namen des dreifachen Torschützen zu nennen. Denn dessen Rückennummer 24 stand nicht auf dem Spielberichtsbogen. Nachdem der Chronist fast die halbe Mannschaft befragt und vom respektlosen Torwart Giovanni Vitali nur ein hämisches "Schreib‘ doch Ronaldo!" zu hören bekam, half nur der Gang in die Schiedsrichterkabine.
Eigentlich hätte der Berichteschreiber dem Willen des 1. FC Mühlhausen folgen und den Namen des dreifachen Torschützen nicht erwähnen sollen. Doch die journalistische Sorgfaltsflicht veranlasst den Chronisten, das von der offenbar vom wilden Affen gebissenen FC-Delegation gehütete Geheimnis zu lüften: Nr. 24 war identisch mit der Nr. 11 auf dem Spielberichtsbogen. Dahinter verbarg sich der Vollblutstürmer (Ehre, wem Ehre gebührt!) mit dem seltenen Namen Matthias Mayer.
Unterm Strich hätte der ASC Neuenheim auf das ungebührliche Verhalten des FC- Torhüters, dessen Mannschaftskollegen (inklusive Kapitän Daniel Rittel, der den Torschützen auch partout nicht nennen wollte!) nur eine Antwort geben können: Auf dem Platz! Mit einem Sieg! So aber kann der ASC den 1:4-Ausrutscher des bisherigen Tabellenzweiten VfB Leimen bei "Celtic" Mückenloch nicht nutzen und fällt vor allem wegen seiner bedenklichen Defensivschwäche auf die undankbare, aber keineswegs schlechte Lauerposition des Tabellensiebten zurück.
Joseph Weisbrod