Kreisliga Heidelberg
Saison 2011/12
Vorbericht zum 19. Spieltag

Ein "Geisterspiel" auf dem Dilsberg

Knüller gegen Dossenheim ohne Zuschauer

Heidelberg. (nb) Zum Start in die Rückrunde der Fußball-Kreisliga Heidelberg unterlag der 1. FC Dilsberg beim VfB Wiesloch mit 0:3. Ein Patzer des Tabellenfünften beim Kellerkind, der in Dilsberg kaum Beachtung fand. "Die eigentliche Runde ist in den Hintergrund geraten", bedauert Trainer Jens Großmann. Rund um den FC, rund um den Dilsberg gibt es seit Wochen nur ein Thema. "Man wird auf der Straße angesprochen, von allen Seiten nach dem aktuellen Stand der Dinge gefragt", bestätigt der Vorsitzende Arno Bernauer: "Das hat natürlich auch die Vorbereitung empfindlich gestört."

Noch immer sorgen die Ereignisse vom 23. Oktober 2011 für Aufregung. Damals war der 1. FC Wiesloch in Dilsberg zu Gast. Der Wieslocher Ömer Sahin hatte beim Gang in die Kabine zur Halbzeitpause den Dilsberger Daniel Weitzell mit dem Ellbogen niedergeschlagen. Eine wüste Schlägerei unter den Zuschauern war die Folge. Der Schiedsrichter brach die Partie ab. Im Dezember verkündete der Verband das Urteil: 250 Euro Strafe für beide Vereine, die das Spiel jeweils als mit 0:3 verloren gewertet bekamen.

"Damit hatten wir überhaupt nicht gerechnet", erinnert sich Bernauer. Schließlich hätten sich Dilsberger Spieler nichts zuschulden kommen lassen. Der Berufung wurde inzwischen stattgegeben. Der FC bekam die drei Punkte. Die Geldstrafe wurde aber auf 500 Euro verdoppelt. Außerdem müssen beide Vereine am Wochenende ein "Geisterspiel" austragenund einen Sicherheitsdienst stellen.

"Alles in allem sind wir bei Kosten im vierstelligen Bereich", erklärt Bernauer. Dies entspreche ungefähr 30 Prozent der gesamten Jahreseinnahmen. Das Strafmaß wurde durch "Verfehlungen der Zuschauer" begründet. "Eine wachsweiche Sache", findet Bernauer. Schließlich sei es schwer festzustellen, ob sich die Dilsberger nicht einfach nur gewehrt hatten.

Dass ausgerechnet jetzt der souveräne Spitzenreiter FC Dossenheim zu Gast ist (Sonntag, 15 Uhr), "macht es nicht wirklich leichter", hadert Großmann. Zumal direkt davor die jeweiligen Reservemannschaften aufeinander treffen, zum B-Klassen-Spiel Zuschauer aber natürlich erlaubt sind. "Das ist einfach eine unüberlegte Entscheidung", findet Bernauer, der das "mit einem Schlag gestörte" eigentlich gute Verhältnis zum 1. FC Wiesloch bedauert. "Weil in Wiesloch hauptsächlich Türken spielen, die kein Schweinefleisch essen, habe ich vor ein paar Jahren für dieses Spiel extra Lammwürste bestellt", berichtet der Vorsitzende: "Ich kann nicht nachvollziehen, dass uns jetzt von der Gegenseite vorgehalten wird, wir hätten uns ausländerfeindlich verhalten."

In Dilsberg, Wiesloch und wohl in der ganzen Kreisliga hofft man jetzt, dass Ruhe einkehrt. Auch FC-Trainer Großmann will endlich wieder sportlich für Schlagzeilen sorgen: "Wir sind immer noch in einer aussichtsreichen Position."

Nur vier Zähler liegen seine Schützlinge hinter dem zweitplatzierten ASC Neuenheim. Dossenheim ist bereits auf zehn Punkte enteilt, dahinter streiten sich außerdem noch die SG Mauer, der VfB Leimen und die SpVgg Neckargemünd um den Relegationsplatz. Der 1. FC Wiesloch hat in seinem "Geisterspiel" den BSC Mückenloch zu Gast.

Mit einer Woche Verspätung nehmen auch die Fußballer der C-Klassen wieder den Spielbetrieb auf.


Sonntag, 11. März 2012, 15:00 Uhr
ASC Neuenheim       - SpVgg Baiertal
SG Horrenberg       - SG Viktoria Mauer
SpVgg. Neckargemünd - TSV Pfaffengrund
1.FC Dilsberg       - FC Dossenheim
TSV Handschuhsheim  - VfB Wiesloch
TSV Rettigheim      - SV Waldhilsbach
1.FC Wiesloch       - BSC Mückenloch

Sonntag, 11. März 2012, 16:00 Uhr
FC Rot              - VfB Leimen

Der Staatsanwalt ermittelt schon

Heidelberg. (stm/red) Im Oktober letzten Jahres ereignete sich in der Fußball-Kreisliga Heidelberg bei der Begegnung 1. FC Dilsberg gegen 1. FC Wiesloch in der Halbzeitpause eine Massenschlägerei unter den Zuschauern. Der Schiedsrichter pfiff die zweite Hälfte nicht mehr an, und in letzter Instanz hat das Verbandsgericht des Badischen Fußball- Verbandes (BFV) für jeden Verein ein "Geisterspiel" beschlossen. Die Punkte gingen an die Dilsberger, da das Vergehen von einem Gästespieler ausgelöst wurde. Alle anderen Strafmaßnahmen hatten mit beiden Vereinen zu tun.

BFV-Präsident Ronny Zimmermann ist sich um die Problematik in der Organisation solcher "Geisterspiele" im Amateurbereich bewusst, "und trotzdem stütze ich die Maßnahme des Verbandsgerichts, denn über das Verhalten auf den Sportplätzen sowohl für Spieler wie auch für Zuschauer wurde schon viel geredet". Was nun folgen müsse sind Taten, "auch wenn die strukturellen Voraussetzungen größtenteils nicht vorhanden sind und auch die Gastmannschaften mit hineingezogen werden, die letztendlich nichts dafür können", sagte Zimmermann. All das hätten die Verbandsverantwortlichen ins Kalkül gezogen. Zimmermann: "Trotzdem wird es diese beiden Geisterspiele geben, denn Fairplay hört nicht an der Seitenlinie auf."

Vielmehr nehmen die Aggressionen von außen stetig zu, "und jetzt ist der Zeitpunkt gekommen, auch gegenüber gewalttätigen Zuschauern vorzugehen", verdeutlicht der BFV-Präsident. Nun müsse jeder erkennen, dass Sportveranstaltungen nicht dazu benutzt werden können, um Gewalt auszuleben und ruhige, besonnene Menschen, die einer Freizeitbeschäftigung entweder als Spieler, Trainer, Schiedsrichter, Zuschauer oder Funktionär nachgehen, in Gefahr zu bringen oder sogar zu verletzen.

Vom vergangenen Wochenende wurde wieder ein Vorfall aus der Heidelberger Kreisliga A gemeldet, als ein Zuschauer auf den Platz gerannt sein und einen Spieler geschlagen haben soll. Die Staatsanwaltschaft ermittelt zwischenzeitlich gegen diese Person. "Dies zeigt", so Johannes Kolmer, der Vorsitzende des Fußballkreises Heidelberg, "dass die bisherigen Maßnahmen noch nicht bei allen Vereinen und ihren sogenannten Anhängern angekommen sind. Vielleicht gelingt es mit diesen Geisterspielen, ein Zeichen zu setzen. Schön wäre es, wenn diese im Amateurbereich nicht unproblematische Strafe dazu beitrüge, künftige Gewaltvorfälle auf unseren Sportplätzen zu vermeiden."

Für die beiden Punktspiele 1. FC Dilsberg gegen FC Dossenheim und 1. FC Wiesloch gegen BSC Mückenloch sind erfahrene Schiedsrichter eingeteilt. Pro Verein können sechs Offizielle bei den Partien dabei sein, darunter müssen sich die Platzordner-Obmänner der Heim- und Gastmannschaften befinden.

Da im Online-Spielbericht pro Mannschaft 22 Akteure aufgeführt werden können, sind bis zu elf Auswechselspieler möglich.Die Vorspiele in Wiesloch und Dilsberg bestreiten die zweiten Mannschaften. Auch diese Spieler dürfen nicht den Begegnungen beiwohnen. Die RNZ wird berichten.


Rhein-Neckar-Zeitung vom 9.3.2012