Aufstellung des ASC Neuenheim
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Tore
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Never ever give up? Gebt Euch niemals selbst auf? Selbst beim Zitieren ist Christoph Daum auf dem absteigenden Ast. Denn in seiner berühmten Rede am 29. Oktober 1941 hat Winston Churchill offensivere Worte gebraucht: "Never give in - never, never, never!" Gebt Euch niemals geschlagen! Am sommerlichen Muttertag ging es allerdings nicht um die Mutter aller Weltkrieg-Schlachten, sondern nur um ein Heidelberger Stadtteilderby in der Kreisliga. Das heiße Nachbarschaftsduell gewann der Gast, der mit diesem verdienten Auswärtssieg den FC Dossenheim vom vierten Tabellenplatz verdrängt und dem TSV bis auf einen Punkt auf die Pelle rückt.
Schon in den ersten zehn Minuten explodiert die Handschuhsheimer Strafraumzone. Nach einem Eckball flankt Neuenheims Mathias Riedesel auf den langen Pfosten. Stefan Holter köpft maßgenau ein (8. Min.). Zwei Minuten später das Ganze nochmals spiegelverkehrt. Die Präzisionsflanke von Mathias Riedesel, dieses Mal von der linken Außenbahn, torpediert Neuenheims bärenstarker Sechser Andreas Roth ebenfalls per Kopf - und ebenfalls am langen Pfosten - zur 0:2-Führung in die TSV-Maschen.
Danach muss ASC-Trainer Matthias Hohmann seine Viererkette reparieren. Innenverteidiger Marco Wacker wird wegen eines heftigen Pferdekusses gegen den wieder genesenen Christian Warnemann ausgetauscht (16.). Die Mannschaft von Trainer Alexander Stiehl, der seine Löwen an der Seitenlinie immer wieder anfeuert, gibt wie Winston Churchill nicht auf und kämpft sich langsam in die so unglücklich begonnene Partie. Nach einer halben Stunde muss ASC-Torwart Benny Bolich erstmals einen Schuss in die Fangarme nehmen. Drei Minuten später gelingt dem nun wesentlich aktiveren Tabellendritten der Anschlusstreffer. Nach feinem Pass von Regisseur Moritz Link vollstreckt TSV-Stürmer Lukas Münch cool wie eine Löwenschnauze zum 1:2 (33.).
In dieser Phase scheinen die Anatomen sich bereits auf der Sonnenallee zum Sieg zu wähnen, sind zu passiv und lassen die nötige Aggressivität im Zweikampf ebenso vermissen wie die anfangs demonstrierte Konsequenz in der Offensive. Dennoch hätte der ASC fast wieder den Zweitore-Vorsprung hergestellt. Nach einem Freistoß von Mathias Riedesel, der sich in siener neuen taktischen Rolle hinter den Spitzen pudelwohl fühlt, trifft Headhunter Stefan Holter mit strammem Kopfball nur die Querlatte (37.). Doch der TSV wittert seine Chance und nutzt sie umgehend. Christoph Lipponer, Alphatier im Löwenrudel, köpft in der 38. Minute entschlossen zum 2:2-Pausenstand ein.
Nach dem Wechsel versucht der TSV nachzulegen. Pech für die Löwen, dass der ASC an diesem Tag zu abgebrüht und zu clever ist. 61. Minute: Sachsen-ICE 11 Christoph Gebhardt startet auf der linken Trasse im Höchsttempo durch und hat außerdem seinen Scheinwerfer justiert. Den samtpfotigen Rückpass des Dynamos aus Dresden verwertet sein torhungriger Sturmpartner Stefan Holter mit seinem zweiten Treffer zum 2:3.
Der Gastgeber gibt sich auch nach diesem erneuten Rückstand - never, never! - geschlagen. Doch wirklich druckvolle, zwingende Aktionen gelingen dem engagierten Stiehl-Team kaum noch. Der ASC gibt sich in der von Michael Weigel bestens organisierten Defensive keine Blöße und fährt blitzschnelle Konter. Allein der unhaltbare Christoph Gebhardt taucht dreimal ohne TSV-Geleitschutz vor der Handschuhsheimer Beziehungskiste auf. Doch Torwart Moritz Jaeckel, Handschuhsheims Bester, bleibt jeweils bis zur letzten Sekunde stehen und kann glänzend parieren. Dieser Teufelskerl ist es auch, der bei einem Neuenheimer Dauerangriff gleich zweimal großartig abwehrt. Gegen den abschließenden Kopfstoß des eingewechselten Daniel Toma in der 82. Minute ist aber auch der tapfere Löwe im Hendsemer Alukäfig machtlos. Der Neuenheimer Mittelfeldroutinier mit den sanften Killeraugen vollstreckt zum letztlich leistungsgerechten 2:4-Endstand.
Nach den zwei jüngsten Derbysiegen gegen Dossenheim und Handschuhsheim kann der ASC vielleicht sogar noch beim finalen Kampf um den Regulationsplatz mitmischen, und das - als Aufsteiger - ganz ohne Winstons Churchills "Blut, Schweiß und Tränen".
Joseph Weisbrod
Bilder zum Spiel (Rainer Thumulka)