Aufstellung des ASC Neuenheim
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Hoffnungsvoller Start des Aufsteigers in die Kreisliga-Runde 2010/2011: Der ASC Neuenheim erstürmt den Hahnenberg und verbucht beim TSV Rettigheim die ersten drei Punkte auf dem Saisonkonto - dank eines Doppelschlags durch das gefährliche Angriffsduo Christoph Gebhardt und Mathias Riedesel unmittelbar nach dem Rückstand durch das spitzwinklige Überraschungstor von Niklas Longo in der 69. Minute.
Nach 20 Minuten der taktischen und mannschaftlichen Selbstfindung zwischen den soldide abgedichteten Strafräumen setzt Neuenheim erste ernsthafte Offensiv-Akzente. Tim Thumulka verfehlt mit seinem Kopfballaufsetzer nach einer mustergültigen Flanke des technisch beschlagenen, spielintelligenten Außenverteidigers Sebastian Goedecke nur knapp die Rettigheiner Beziehungskiste.
Kurz darauf muss ASC-Torwart Oliver Amaya ein halbhohes Geschoss wegfausten (24.). Danach steigt der Adrenalinspiegel auf dem schönen Rasen und den beachtlich gefüllten Rängen. Als logische Konsequenz einer "Attaca alla rabiata" an Neuenheims Christoph Gebhardt sieht der schon gelb vorbestrafte Rettigheimer Oberterrier Tobias Sitzler völlig zu Recht die Ampelkarte. Seit dieser 35. Minute spielt die Mannschaft von TSV-Trainer Marco Weis in Unterzahl.
Doch der numerische Vorteil für die Gäste scheint sich - ob bei Kreisliga- oder Champions League-Teans - als tiefenpsychologischer Nachteil zu entpuppen. Denn mit dem sich einschleichenden Überlegenheits-Bazillus im Unterbewusstsein geben die Neuenheimer nicht mehr 100 %, agieren nicht mehr so druckvoll und erarbeiten sich weniger Chancen als in der Phase des personellen Gleichstands. Und so bleibt es bis zur Pause beim torlosen Unentschieden.
Auf der TSV-Homepage fabuliert der Rettigheimer Berichterstatter über die umkämpfte Begegnung: "Auch in der zweiten Hälfte war der TSV trotz Unterzahl die bessere Mannschaft." Diese Meinung hat der Chronist mit der rosigen Vereinsbrille auf der Nase allerdings ziemlich exklusiv! Denn der Gastgeber verschanzt sich in der eigenen Spielhälfte, will mit einem Spieler weniger am liebsten das torlose Remis über die Zeit retten. Nach einer Stunde hat der ASC wieder seine spielerische Linie gefunden. Mathias Riedesel, Neuenheims hungriger Freibeuter der Tore, hat nach DIN-genauen Linksflanken von Sebastian Goedecke und Christoph Gebhardt gleich zweimal die Führung auf dem rechten Fuß (63./65.)
Doch offenbar brauchen die Anatomen einen Schuss vor den Bug, um das lähmende Psychogift zu eliminieren und die Weichen entschlossen auf Sieg zu stellen. Rettigheims junger Neuzugang Niklas Longo zieht aus spitzem Winkel ab, als wolle er das Netz zum Zerreißen bringen. Die unerwartete, äußerst schmeichelhafte Führung für die Blauen (69.). Entsprechend euphorisch fällt der Rettigheimner Torjubel aus.
Doch der ASC gibt die Antwort noch in der selben Minute. Schlitzohr Mathias Riedesel steckt den Ball direkt nach dem Anstoß steil auf den fix gestarteten Christoph Gebhardt durch. Der blonde Sachsenpfeil zieht nach seinem für ihn typischen Raketenantrieb ab und lässt TSV-Keeper Markus Schreckenberger mit seinem Wonnehammer nicht die Spur einer Haltbarkeitsschance. (70.). Wiederum im Gegenzug kracht ein wohlfrisierter 25 Meter-Freistoß des kahlköpfigen Torschützen Niklas Longo an die Neuenheimer Samstagslatte (71.).
Das bereits gut organisierte Rudelteam von Matthias Hohmann will nun die ganze Beute. Nach einem galaktischen Pass des eingewechselten Emanuel Smarsly ist es für Mathias Riedesel eine Frage der Ehre, den direkten Weg zum Tor zu nehmen und das famose Vorspiel kongenial zu vollenden (73.). Der blaue Hahn auf den Hahnenberg hat nun ausgekräht. Drei Minuten vor dem Ende verwandelt Tim Thumulka einen am quecksilbrigen Christoph Gebhardt verschuldeten Foulelfmeter zum leistungsgerechten 1:3-Endstand für den taktisch, technisch und läuferisch überlegenen Aufsteiger aus Heidelberg (87.).
Nach dem letztlich souveränen Auswärtssieg müssen die Anatomen um Kapitän Christian Warnemann auch am nächsten Spieltag in der Fremde ran. Und auch beim SV Waldhilsbach ist die Wehrpflicht auf dem Fußballplatz keineswegs abgeschafft.
Joseph Weisbrod