Aufstellung des ASC Neuenheim
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Noch lange nach dem Abpfiff saßen ASC-Trainer Matthias Hohmann und Co-Coach Mark Schröder auf dem Rasen. In der Tat war der Analysebedarf enorm. Denn was ihre Mannschaft im Kreispokal gegen den Kreisliga-Wiederaufsteiger bot, war meilenweit von ihrem Anforderunsprofil entfernt.
Dabei sah es in den ersten zehn Minuten nicht übel aus. 4. Minute: Nach einer die Abwehr atomisierenden Diagonalflanke des im Angriff eingesetzten Mathias Riedesel knallt der ehemalige Baiertaler Jonas Licht den Ball aus wenigen Metern an den Pfosten. Der ASC macht in der Anfangsphase einen durchaus homogenen, sogar zielstrebigen Eindruck. Doch mit zunehmender Spieldauer übernimmt der engagierte Gast vor allem im Mittelfeld das Gesetz des Handelns. Und trifft seinerseits zweimal - in der 10. und 22. Minute - den Pfosten.
Die Spielentwicklung der Anatomen leidet offenbar darunter, dass Trainer Matthias Hohmann wegen des sperrebedingten Ausfalls seiner sturmerprobten Innenverteidigung Felix Louis und Christian Warnemann umstellen musste. Die beiden Abwehrstrategen sind Opfer einer Schiedsrichter-Fatamorgana von der letzten Pokalrunde in Dossenheim. Die "Tätlichkeiten", die der Unparteiische den beiden von Natur und Werdegang aus äußerst fairen ASC-Spielern attestierte, haben nach Wahrnehmung auch völlig neutraler Augenzeugen niemals stattgefunden!
So mussten Spielertrainer Matthias Hohmann und Neuzugang Andreas Roth, Kandidaten für die Sicherheit unnd Spieleröffnung im defensiven Mittelfeld, wohl oder übel in der Viererkette ran. Dadurch fehlten zwischen Abwehr und Angriff schon zwei Organisatoren, die ein Spiel ordnen und gestalten können. Neuzugang Tim Thumulka & Co. mühten sich zwar redlich hinter den einsamen Stürmern Stefan Holter und Mathias Riedesel. Die aber verdursteten mangels flüssigen Zuspielen in der Spitze und Hitze des Tages.
Baiertal nutzt die personell bedingte Disharmonie im Neuenheimer Defensivverbund gnadenlos aus. 38. Minute: Nach einem klugen Rückpass ist Goalgetter Markus Mü lbaier am "Point of killing" und vollstreckt unhaltbar zum 0:1-Halbzeitstand. Nach der Pause wehrt ASC-Torhüter Benny Bolich, noch einer der Besten im ASC-Dress, zunächst famos ab. Doch dann bricht Markus Mülbaier dem Gastgeber mit seinem zweiten Treffer früh das biegsame Rückgrat. Der 24jährige versenkt trocken wie ein Martini - geschüttelt, nicht gerührt - zum 0:2 (49.).
Danach geht es im Neuenheimer Team zu wie in Woodstock vor genau 40 Jahren: ziemlich chaotisch. Nur der Spaß und der Regen fehlen. Doch während Joe Cocker im Gewitter von Woodstock sich gegen den Wolkenbruch die Seele aus dem Leib singt, ergeben die Neuenheimer sich widerstandslos in ihr Schicksal. With a little help from my friends? Fehlanzeige.
Die heißen Baiertaler hingegen rocken munter weiter. Und so können zunächst Manuel Adler (57.) und der junge Gökhan Bozbay nach einem erneuten Ballverlust im Neuenheimer Mittelfeld locker zum 0:4-Endstand finalisieren (76.). Der ASC spielt auch in der letzten akademischen Viertelstunde "Love & Peace" und scheidet letztlich auch in dieser Höhe verdient aus dem Heidelberger Kreispokal aus. Einer der wenigen Lichtblicke im Neuenheimer Pokaltal der Tränen: Nico Lindauer, Physiotherapeut bei den spielstarken Hoffenheimer Fußballfrauen, gibt ein hoffnungsvolles Debüt als versierter, topfitter Außenverteidiger.
Joseph Weisbrod