Aufstellung des ASC Neuenheim
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Tore
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Die Matrix dieses Spiels kennt der geneigte Leser vielleicht aus der Tierwelt. Erste Halbzeit: Eine Mannschaft spielt mit dem Gegner Katz und Maus, beißt aber nur einmal richtig zu. Die Maus zieht sich verängstigt in ihr Loch zurück. Zweite Halbzeit: Bei der Katze stockt der Spieltrieb, die Maus wagt sich keck aus ihrem Versteck, wehrt sich und überlebt am Ende mit dem ersten Punktgewinn der Saison. Die Katze aus Neuenheim ärgert sich, dass die Beute zu mager ausfällt. Bei einem Sieg hätte der ASC nämlich kurzfristig die Tabellenführung übernommen. Nun ist das Hohmann-Team zwar weiterhin ungeschlagen, hat aber bei den Auswärtstouren auf den Dilsberg und auf den Boxberg vier Punkte verschenkt.
Der Anatomie-Sportclub lässt vom Anpfiff weg keinen Zweifel aufkommen, dass er dieses Freitagsspiel unbedingt gewinnen will. Neuenheim kombiniert auf dem Kunstrasen schnell, direkt, variabel und mit Lust. Schon in der zweiten Minute ein erster Ausdruck der Gäste-Dominanz, vor allem auch in der Luft. Christian Warnemann, der auf der rechten Außenbahn ein ambitioniertes Saisondebüt hinlegt, trifft mit seinem Blondschopf die Querlatte.
Aus der stabilen Viererkette greift der ASC über die druckvollen Außenverteidiger Patrick Helten (links) und Christian Warnemann (rechts) an. Im Mittelfeld organisieren Andreas Roth, Simon Erl und Daniel Toma die Treibjagd nach vorne. Dort legen Mathias Riedesel, der als flexibel hängende Spitze aus der Tiefe des Raumes kommt, und Tim Thumulka immer wieder die Lunte an die Dynamitstangen. 8. Minute: Nach einem Foul an ihm selbst schlägt Standardmeister Mathias Riedesel einen Freistoß fast von der Eckballfahne in den Strafraum. Neuenheims routinierter Sechser Andreas Roth steigt hoch und köpft den Ball unhaltbar ins lange Eck.
Der ASC gönnt dem Gegner weiterhin kaum die Boxberger Luft zum Atmen, spielt aggressives, laufintensives Pressing, zwingt den Turnerbund zu Passfehlern und kommt ein ums andere Mal gefährlich in die erogene Zone des Gastgebers. Doch TB-Torwart Markus Janscho hat hat etwas dagegen, dass Neuenheim auf 0:2 erhöht. So in der 38. Minute, als er einen Prachtschuss von Riedesel reaktionssschnell über die Latte lenkt. Auf der anderen Seite ist der nicht minder junge ASC-Keeper Benny Bolich mangels Aufträgen auf Kurzarbeit gestellt. Der einzige halbwegs gefährliche Schuss, abgefeuert vom Ex-Neuenheimer Fouad Haddad, geht knapp an seiner Beziehungskiste vorbei.
Halbzeitpause. Die Zuschauer genießen vom Boxberg aus das blutorangenrote Farbenspiel am wolkenverhangenen Abendhimmel. Und plötzlich besinnt sich der Turnerbund, dass er mit der Signalfarbe Rot am Leib auch eine gewisse Verantwortung für deren leidenschaftliche Eigenschaften hat. Ein Freistoßgeschoss des jungen Martin Janscho schlägt wie aus unheiterem Himmel vom Innenpfosten im Neuenheimer Netz ein (47.). Doch der ASC zeigt sich keineswegs geschockt und schlägt postwendend zurück. Kapitän Tim Thumulka zieht im Strafraum aus der Drehung ab und dübelt die Kugel mit seinem Power-Bohrer unhaltbar ins Boxberger Gebälk (49.). Bereits das dritte Tor im dritten Spiel für den schlitzohrigen Vollblutangreifer.
Doch anstatt hinten den Laden hinten dicht zu machen und auf Tempo-Gegenstöße zu setzen, leistet der ASC sich leichtfertige Ballverluste im Mittelfeld. Auch die Abwehr ist nicht mehr so souverän und stabil wie im ersten Durchgang. Und so kann TB-Mann Okda Kilic sechs Minuten später erneut ausgleichen (54.). Obwohl Neuenheim nicht mehr so aus einem fußballerischen Guss auftritt wie vor der Pause, bleibt der ASC die technisch und läuferisch überlegene Mannschaft. Und geht wiederum durch einen exzellenten Standard in Führung. 66. Minute: Mathias Riedesel zirkelt einen Freistoß punktgenau auf den Kopf von Christian "Locke" Warnemann. Der Spezialist für die hohe Kunst des Stirnspiels gibt dem Ball mit einer Kopfdrehung die entscheidende Richtungsänderung ins TB-Tor (6.).
Dass die Mannschaft von Trainer-Gentleman Horst Bender erneut ausgleichen kann, hat der ASC seiner eigenen Schludrigkeit zuzuschreiben: Zweikampf-Ballverlust in der Randzone auf Höhe der Mittellinie. Ein Pass in die Spitze. TB-Angreifer Kaan Darama spaziert an der Strafraumlinie entlang und kann ungestört abziehen: Das 3:3. Bei diesem Ergebnis bleibt es auch, weil der höchst umtriebige Mathias Riedesel nach einer messialen Hackenvorlage von Spielertrainer Matthias Hohmann allein auf TB-Torhüter Markus Janscho zuläuft, ihn aber nicht überwinden kann.
Schon beim nächsten Freitagsspiel gegen die jungen Himmelsstürmer der SG Heidelberg-Kirchheim II wartet für das immer besser zusammenwachsende Team von Matthias Hohmann und Co-Trainer Mark Schröder die erste wichtige Standortbestimmung: Wo geht's lang in der Saison 2009/2010? Fußballerisch und physisch kann der ASC Neuenheim allemal vorne mithalten. Nur muss auch die mannschaftliche Psyche mitspielen.
Joseph Weisbrod
Der TB geriet schnell ins Hintertreffen, als Andreas Roth eine Freistoßflanke per Kopf ins Tor beförderte (8.). Kurz nach dem Wechsel gelang Martin Janscho mit einem Freistoß, der vom Innenpfosten ins Netz sprang, der Ausgleich (47.). Jedoch erzielte Tim Thumulka postwendend die erneute Gästeführung, als er im Strafraum frei zum Schuss kam (49.). Oktay Kilic glich nach einem schönen Zuspiel von Stefan Ites nur vier Minuten später aus kurzer Distanz zum 2:2 aus. Das 2:3 besorgte Mathias Riedesel, dessen Freistoß unerwartet den Weg ins Tor fand (65.). Kaan Darama gelang nach einem feinen Solo der Treffer zum 3:3-Endstand (83.). Keeper Markus Janscho rettete kurz darauf mit seiner Parade gegen Riedesel den erkämpften Punkt.
uk