Aufstellung des ASC Neuenheim
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Louis van Gaal: "Wir bekommen Gladiolen oder wir sind tot." Ein paar Klassen tiefer kann auch dessen Trainer-Kollege Matthias Hohmann vom Tabellenführer der Heidelberger Kreisklasse A - wie auch bei den großen Bayern - das in Holland so beliebte Schwertliniliengewächs abonnieren. Der ASC Neuenheim musste sich zwar nach einer grandiosen Aufholjagd mit einem Punkt zufrieden geben. Aber wegen der Niederlagen des chronischen Verfolgers 1. FC Mühlhausen (0:2 in Schatthausen) und des bisherigen Tabellenvierten 1. FC Dilsberg (1:2 in Hirschhorn) konnte der Anatomie-Sportclub seine komfortable Gipfelposition sogar noch optimieren.
Der Gast knüpft in der Anfangsphase nahtlos an seine vorösterliche 9:0-Sinfonie gegen die SG Tairnbach an. Während die Anatomen geistig sich ffenbar noch am Osterlamm delektieren, setzte Altneudorf forsch auf Angriff. 7. Minute: Der ballsichere SV-Stürmer Philipp Heinrich kommt nach einem ungehinderten Solo im Strafraum zu Fall. Schiedsrichter Meinrad Arnold (SG Bargen-Helmstadt) gibt sofort Strafstoß. Altneudorfs Abwehrchef Philipp "Barnie" Jakob verwandelt knapp, denn ASC-Torwart Benny Bolich ist noch mit den Fingerspitzen am Ball.
Die Anatomen erspielen sich zwar ihrerseits Torchancen. Doch entschlossen und gefühlskalt beim Abschluss sind zunächst nur die Gäste. Vor allem Kapitän Kevin Ray Mages, mit dem Selbstvertrauen von vier Treffern gegen Tairnbach aufgelaufen, spielt mit der Neuenheimer Abwehr Osterhase und Igel. Sein Tor zum 0:2 in der 14. Minute riecht zwar streng nach Abseits, ist aber letztlich klasse vollendet: Schuss am Torwart vorbei an den rechten Pfosten, von dort über die Linie.
Zehn Minuten später fast der Anschlusstreffer. Neuenheims Topscorer Mathias Riedesel stoppt ein feines Zuspiel elegant mit der Brust und zieht sofort ab. Der Innenpfosten rettet für Altneudorf. Statt dessen das 0:3 in diesem verrückten Spiel. Wieder ist Kevin Ray Mages unmittelbar beteiligt. Seine kluge Vorlage verwandelt Sturmpartner Philipp Heinrich schnörkellos mit einem Flachschuss ins linge Eck (24.).
Doch Gladiolen gelten als sehr zäh und ausdauernd. Wie der Anatomie-Sportclub. Der Gastgeber lässt sich trotz des deutlichen Rückstandes weder aus der Fassung noch aus seinem taktischen Konzept bringen. 31. Minute: Nach einem zentimetergenauen Fernpass von Spielertrainer Matthias Hohmann seziert Chirurg Mathias Riedesel die SV-Abwehr mit einem Diagonalball wie warme Butter. Neuenheims Lamborghini auf zwei Beinen Christoph Gebhardt schaltet blitzschnell von Null auf 100 und schließt mit einem kernigen Aufsetzer ab. Mit seinem elften Saisontor (siehe beigefügtes Foto von Rainer Thumulka) zieht der Wirbelstürmer mit der bei dieser Partie abwesenden Neuenheimer Führungskraft Tim Thumulka gleich.
Nun läuft die Neuenheimer Druckmaschine auf Hochtouren. Einen Freistoß von Mathias Riedesel katapultiert Abwehrmann Andreas Roth mit strammer Kopfball- Bogenlampe kurz vor der Pause unhaltbar ins lange Eck (43). Nach dem Wechsel dürstet der ASC nach dem baldigen Ausgleich. Und schafft ihn prompt. 52. Minute: Eine Linksflanke von Mathias Riedesel über die Gästeabwehr nimmt der defensiv wie offensiv starke Christian Warnemann volley mit dem Innenrist. Der Ball streicht nur um Zentimeter über das linke Lattenkreuz (52.).
Das 3:3 liegt nun geradezu in der Luft. Im wahrsten Sinne des Wortes. 57. Minute: Eine Flanke von Mittelfeld-Perle Simon Erl wuchtet der aufgerückte Kapitän Felix "Air" Louis mit der Stirn idealtypisch ins linke Eck. Als mit Kevin Ray Mages Altneudorfs Bester wegen chronischen Meckerns die gelbrote Karte sieht, hat der ASC keine Magesschmerzen weh und alle Trümpfe für einen erfolgreichen Ostermarsch - nach dem 1:0 gegen den 1. FC Dilsberg - in der Hand.
Die Anatomen belagern die Altneudorfer Wagenburg nun pausenlos und geben weiterhin Vollgas. Doch auf die Neuenheimer Zuschauer wirkt es manchmal wie Tränengas, was ihre Jungs da so anstellen. Denn was nützt die klarste Überlegenheit, wenn die Angriffe nicht konsequent und mit dem nötigen Killerinstinkt abgeschlossen werden? Außerdem verliert der 73jährige Schiedsrichter immer mehr das 73jährige Augenlicht (trotzdem Respekt vor dieser Fitness!) und somit den Überblick - vor allem in puncto Abseitsentscheidungen und Verwarnungen. Die Farbe der Lieblingsblumen von Herrn Arnold muss gelb sein. Kaum ein Akteur auf dem Platz, vor allem auf Altneudorfer Seite, bleibt von einer gelben Karte verschont - nur welcher?
Nach dem Spiel mildert sich der Neuenheimer Ärger über zwei verschenkte Punkte doch noch ein wenig. Denn trotz des Osterpräsents an den Tabellenzwölften baut der ASC Neuenheim seinen Vorsprung auf den 1. FC Mühlhausen auf fünf Zähler aus. Erst am Montag, dem 14. April, kommt es zum Showdown gegen den aufstrebenden neuen Tabellenvierten FC Schatthausen. Auch dann heißt es wieder: "Tod oder Gladiolen". Es dürfen aber am Ende der Saison auch gerne blaugelbe Rosen sein.
Weitere starke Livebilder von Rainer Thumulka findet Ihr beim Spielbericht auf der ASC-Homepage.
Joseph Weisbrod