Aufstellung des ASC Neuenheim
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Tore
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Kein Sonntag wie jeder andere. Vor dem Anpfiff wie auf allen Fußballplätzen eine Gedenkminute für Robert Enke. Vielleicht auch für jene 11.000 Namenlosen allein in diesem Jahr, die wie der charismatische Nationaltorwart keinen anderen Ausweg aus ihrer Verzweiflung wussten, als sich das Leben zu nehmen. Kein Sonntag wie jeder andere aber auch, weil der erste Rückrundenspieltag bereits drei Spieltage vor dem Ende der Hinrunde ausgetragen wurde. Und kein Sonntag wie jeder andere für die beiden Kontrahenten in diesem Topspiel der Heidelberger Kreisklasse A. Der Tabellenvierte SVW hat bisher - mit Ausnahme eines Remis gegen Klassenprimus FC Mühlhausen - alle Heimspiele gewonnen, der Tabellenzweite aus Heidelberg auswärts noch nicht verloren in dieser Saison. Eine Serie riss an diesem ganz besonderen Sonntag.
In der ausgeglichenen ersten Halbzeit, die sich vorwiegend im zähen Stellungskrieg zwischen den Strafräumen abspielt, sorgt zunächst der Schiedsrichter für Aufregung, als er den stets besonnenen Neuenheimer Trainer Matthias Hohmann unverständlicherweise auf die nicht vorhandene Tribüne verbannte. Ansonsten heißt es auf dem tiefen, holprigen, schwer bespielbaren Rasenplatz mit Schillers Glocke: "Wo rohe Kräfte sinnlos walten, da kann sich kein Gebild gestalten." Statt dessen entwickelt sich ein leidenschaftliches, aber jederzeit faires Kampfspiel, in dem es nicht um die Goldene Palme von "Kann", sondern um wichtige "Muss"-Punkte geht.
Es ist schon fast eine halbe Stunde gespielt, als die Schwarzweißen ihre erste Torchance haben. Linksaußenbahner Kay Knecht stellt die Sprungkraft von ASC-Torhüter Benny Bolich mit einem feinen Kopfball Richtung Schamdreieck auf eine spektakuläre Probe (29.). Kurz darauf gelingt es ASC-Kapitän Tim Thumulka, den SVW-Schlussmann Sven Malaschewski mit einem fabelhaften Copacabana-Heber fast von der Grundlinie aus zu überraschen. Doch der ebenso hell- wie kahlköpfige Klassekeeper kann das Ding um Haaresbreite aus dem entfernten Torwinkel fischen (39.).
Nach dem Wiederanpfiff hält der Gast aus Heidelberg nicht nur kämpferisch dagegen. Es gelingt der starken Einheit sogar, auf dem graterartigem Geläuf Fußball zu spielen und den Ball geschickt durch die eigenen Reihen zirkulieren zu lassen. 48. Minute: Neuenheims Flügelflitzer Christoph Gebhardt legt im Strafraum für seinen Sturmpartner auf. Doch Mathias Riedesel trifft den Ball nicht richtig. 50. Minute: Der wie seine Kollegen unermüdlich im Mittelfeld rackernde und dabei stets kontrollierte Daniel Toma schickt Christoph Gebhardt mit einem gut dosierten Steilpass auf die Reise. Der Neuenheimer Tempobeschleuniger läuft wieder einmal schneller als Dirk Niebel, der neue Minister aus Heidelberg, reden kann - und das will was heißen! Seine kluge Hereingabe will Mathias Riedesel mit viel Blues im Fuß ins SVW-Netzwerl schlenzen. Doch seine Abschlussarbeit küsst zunächst die Querlatte und dann den Innenpfosten.
Der ASC Neuenheim beherzigt nun den von allen Kanälen bekannten Werbeslogan: "Das ist mein Laden!". Der Tabellenzweite gewinnt die meisten Zweikämpfe und erobert sich dank seiner Ballfertigkeit und Laufkraft auch die Mittelfeldhoheit. Diese Überlegenheit drückt sich in der Neuenheimer Sturm- und Drangzeit nach einer Stunde auch im Ergebnis aus. 60. Minute: Daniel Toma fasst sich 20 Meter vor der Waldwimmersbacher Beziehungskiste ein Herz und zieht ansatzlos ab. Sein kerniger Aufsetzer springt vor dem Malaschewski so unglücklich auf, dass der junge Torwart ganz alt aussieht, aber letztlich ein Opfer der widrigen Platzverhältnisse wird.
Dass dieser Treffer das Tor des Tages sein würde, war zu diesem Zeitpunkt noch nicht absehbar. Der ASC hätte die Nerven seiner Fans beruhigen können, indem er seine schnell vorgetragenen Konter konsequent abgeschlossen hätte. Doch in der spannenden Schlussphase zeigen die Gastgeber, warum sie auf heimischem Gelände bisher ungeschlagen waren. Mit unbändigem Kampfgeist will die Mannschaft von Trainer Dirk Schäfer den Ausgleich erzwingen.
Da aber das Zwanghafte überwiegt und der SVW keine klaren Torchancen mehr produzieren kann, bleibt es - trotz nicht nachvollziehbarer Nachspielzeit von sechs Minuten - beim letztlich hart verdienten Auswärtsieg für die als kompaktes Kollektiv auftretenden Neuenheimer. Der ASC Neuenheim bleibt somit auf fremden Plätzen weiterhin ungeschlagen und nur einen Punkt hinter dem Spitzenreiter FC Mühlhausen, der sein Heimspiel gegen TSV Wieblingen II mit 4:2 gewann.
Es war war kein Sonntag wie jeder andere. Wie hieß es in einem der vielen tausend Abschiedsgrüße rund um die AWD-Arena?: "Tschüss Robert: Halt das Himmelstor sauber!" Und übrigens: Volkstrauertag war auch noch an diesem 15. November 2009.
Joseph Weisbrod
Das Spitzenspiel hielt über lange Strecken nicht das, was es versprach. In der ersten Hälfte neutralisierten sich beide Teams. Neuenheim hatte mehr Spielanteile, doch nennenswerte Tormöglichkeiten gab es keine. In der zweiten Halbzeit konnte sich der ASC einige Chancen erarbeiten. Riedesel traf nur die Latte (52.), bevor Thomas' Weitschuss sein Ziel fand und als Aufsetzer über den Torhüter ins Netz einschlug.(62.) Waldwimmersbach fand keine Antwort, so dass es beim Sieg des ASC blieb.
svw