Heidelberg Kreisklasse A
Saison 2009/10, Nachholspieltag (18. Spieltag)

Mittwoch, 21. April 2010, 18:15 Uhr
SG Tairnbach - ASC Neuenheim 1:1 (1:0)

Aufstellung des ASC Neuenheim
  1. Benny Bolich
  2. Christian Warnemann
  3. Miguel Bernal
  4. Andreas Roth
  5. Felix Louis (84. Matthias Hohmann)
  6. Simon Erl
  7. Emanuel Smarsly (46. Christoph Gebhardt)
  8. Daniel Toma
  9. Mathias Riedesel
  10. Tim Thumulka
  11. Patrick Helten
  12. Sajan Wagner
  13. Felix Frank
  14. Jonas Licht
  15. Christoph Gebhardt
  16. Matthias Hohmann
  17. Oliver Amaya (ETW)
Tore
  • 1:0 45.Min Manuel Urich
  • 1:1 59.Min Mathias Riedesel

Tulpe aus Tairnbach: Riedesels Traumtor reicht nur zu einem Punkt!

Am Nachholspiel-Mittwoch nur ein paar Kilometer Luftlinie voneinander entfernt, marschieren der 1. FC Mühlhausen (Lokalrivale der SG Tairnbach) und der ASC Neuenheim weiterhin nicht nur im Gleichschritt (je 49 Punkte), sondern auch beim mäßigen Ergebnis (je 1:1). Durch seinen 2:0 Heimsieg gegen TSV Wieblingen II verkürzt der Tabellendritte SV Waldwimmersbach (49) den Abstand auf die beiden Aufstiegsplätze auf vier einholbare Zähler (ein Spiel weniger als das Spitzenduo).

Für die Anatomen kommt das Remis beim Tabellenzwölften einer schmerzlich gefühlten Niederlage gleich. Doch Neuenheim muss sich (erneut) ankreiden, seine turmhohe Überlegenheit nicht in drei Punkte umgemünzt zu haben. Die Abschlussschwäche wird langsam chronisch. Die spielerische und läuferische Dominanz der Gäste hätte schon in der ersten halben Stunde zur Führung reichen müssen. 34. Minute: Steilpass von Simon Erl, Linksflanke von Patrick Helten, Kopfball (knapp drüber) von Kapitän Felix Louis. 37. Minute: Mathias Riedesel steckt geradezu ribérisch in den Strafraum auf Tim Thumulka durch. Doch anstatt aus zentraler Luxusposition abzuziehen, versucht es der so schussgewaltige Red Bull aus Neuenheim mit einem künstlerisch wertvollen, aber fruchtlosen Außenristpass nach außen.

Die SG Tairnbach sieht bis dahin das gegnerische Rechteck nur mit dem Feldstecher. Mit einer Ausnahme kurz vor der Pause. Der ebenso gern wie falsch pfeifende Schiedsrichter benimmt sich nicht nur als Grauer Star. Er hat wohl auch einen. Sieht Dinge, die kein Mensch sonst so sieht (oder auch nicht). Verwandelt Eckbälle in Abstöße - und umgekehrt. Wertet harmlose Tacklings als gelbwürdige Fouls. So auch in der 45. Minute. ASC-Verteidiger Christian Warnemann erobert sich im Zweikampf fair den Ball und schreitet zur Spieleröffnung. Doch der Graue Star entscheidet zur Verwunderung auch der Tairnbacher Akteure auf Freistoß für den Gegner. SG-Standardexperte Manuel Uhrich adressiert den Ball wunderbar über die Neuenheimer Mauer und nach unverhofftem Sinkflug ins Neuenheimer Postfach 1978 rechts unten (45.)

Nach der Pause wechselt ASC-Trainer Matthias Hohmann mit Christoph Gebhradt den Angreifer mit dem Turbo-Aggregat ein. Die Neuenheimer ersticken halbherzige SG-Offensivansätze schon im Keim, lassen den Ball flott laufen, kombinieren sich auch zielstrebig nach vorne. Das nur noch reagierende Team des sympathischen SG-Trainers Thomas Bräuninger fokussiert seine Bemühungen auschließlich darauf, den glücklichen Vorsprung so entschlossen zu verteidigen wie Verkehrsminister Dr. Peter Ramsauer den deutschen Luftraum vor der Vulkanaschewolke.

Doch es gibt auch im Fußball noch so etwas wie ausgleichende Gerechtigkeit. Im wahrsten Sinne des Wortes. Der stark agierende Neuenheimer Mittelfeldspieler Miguel Bernal schickt einen wunderbaren spanischen Reisepass in die freie Zone auf dem rechten Flügel. Mathias Riedel nimmt das Zuspiel dankbar auf, startet gen Grundlinie, dreht dann blitzschnell in die Gegenrichtung ab, umkurvt einen SG-Verteidiger und zieht aus der Drehung diagonal nahe der rechten Strafraumgrenze ab. Ein Genuss von einem Schuss! Der Ball fliegt in einer fast elliptischen Flugbahn und schlägt wie von Picasso gemalt im linken Lattenkreuz ein. Eine Tulpe aus Amsterdam, nur eben in der Kreisklasse geschnitten (59.)!

Neuenheim hat nun noch eine satte halbe Stunde Zeit, um aus der Einbahnstraße eine Siegerstraße zu machen. Doch die stets tadellos bemühten Anatomen scheitern entweder an ihrer derzeitigen Abschlussschwäche oder am famosen Torwart-Riesen Robert Dörfler. Der Hexer von Tairnbach pariert u. a. gegen Christoph Gebhardt (65./88.), Matthias Riedesel (75.) und Tim Thumulka, dessen Rakete ansonsten im rechten Winkel eingeschlagen hätte (82). Fast hätte der Chronist endlich mal wieder die drei Buchstaben notieren können: TTT (Tim Thumulka Trifft).

Und was macht unser Grauer Star? Er lässt keine 30 Sekunden nachspielen. Und das, obwohl es nach einem Zusammenprall zweier harter Spielerschädel eine minutenlange Verletzungspause und zahlreiche, meist durch den Schiedsrichter selbst verursachte Unterbrechungen gab. Eine Fünf-Minuten-Zugabe wären durchaus okay gewesen!

Doch ASC-Trainer Matthias Hohmann und seine Neuenheimer wissen genau: Die beiden Punkte hat nicht der indiskutable Schiedsrichter, sondern das eigene Versagen in der Chancenverwertung verloren. Das Gute ist: Bereits am Sonntag beim Heimspiel gegen TSV Wieblingen II können es die zerknirschten ASC-Jungs besser machen. Und die Rückkehr in die Kreisliga Heidelberg ist immer noch zum Aufsteigen nah!

Joseph Weisbrod

Spieltag und Tabelle