Aufstellung des ASC Neuenheim
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Tore
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Am Weltlachtag gab es für den indisponierten Gastgeber wenig Anlass zu solchen Gefühlsäußerungen. Bereits nach einer Viertelstunde war das Neuenheimer Bettuch nicht mehr sauber. Und nach einer halben Stunde führte der Tabellendritte bereits mit drei Toren Vorsprung. Allerdings "brillierte" der von einer langwierigen Verletzungsepidemie geschwächte Anatomie-Sportclub gegen den selbstbewussten Spitzenreiter-Besieger vom letzten Sonntag (3 : 1 gegen Viktoria Mauer) mit einer höchst anschaulichen Leseprobe aus dem Ratgeber "Toreschießen leicht gemacht".
Zunächst durfte Baiertals kräftiger Zehner Milan Groß einen - selbst nach Meinung von Gästetrainer Andreas Krüger unberechtigten! - Freistoß aus mindestens 30 Metern an der Alibi-Mauer vorbei flach ins Eck (15.) adressieren. Dann tanzte SpVgg-Mittelstürmer Markus Mülbaier nach einem Ballverlust im Neuenheimer Mittelfeld um den bedauernswerten ASC-Keeper Oliver Amaya herum in den Mai und netzte cool wie ein Weizenbier zum 0 : 2 ein (29.) Bereits zwei Minuten später nahm Baiertals bissiger Terrier Steffen Freund den ihm willfährig vor die Füße fallenden Ball volle Pulle direkt und zimmerte das arme Ding per Sonntagsschuss aus etwa 35 Metern ins Neuenheimer Netzwerk (31.).
Der im Spielaufbau wieder mal allzu umständliche und ideenlose Anatomie-Sportclub verkürzte zwar kurz vor der Pause durch einen raffinierten Freistoß von Spielertrainer Matthias Hohmann, einer der wenigen Neuenheimer Lichtgestalten im dunklen Wald (43.). Doch die auf dem geduldigen Papier drittbeste Heimmannschaft konnte ihre vermeintliche Hausmacht auch nach dem Wechsel nie unter Beweis stellen und konnte die mit Abstand erfolgreichste Defensivabteilung der Kreisklasse Heidelberg (vor dem Anpfiff nur 22 Gegentore!) in keiner Phase ernsthaft unter Druck setzen oder gar in Verlegenheit bringen.
Und so entschied Baiertals Kunstschütze Milan Groß mit seinem zweiten spektakulären Freistoßtor nach einer Stunde vorzeitig die Partie. Während die jungen Gäste auch mit dieser deutlichen Führung so eifrig unterwegs waren wie Klinsmanns Trolley, fand der ASC Neuenheim nie den Link oder gar das Login in diese Begegnung und konnte sie folglich auch nicht mehr drehen.
Selbst als die engagierten Blauen in der 70. Minute nach einer - nicht allzu schlimmen - Tätlichkeit wegen einer roten Karte in Unterzahl agieren mussten, hatten sie gegen die kaum Tortestosteron entwickelnde Neuenheimer Offensive, in der Zentralstürmer Stefan Holter wegen einer Zehenverletzung schmerzlich vermisst wurde, keinerlei nennenswerten Probleme.
Erst in der Schlussminute gelang dem Gastgeber wenigstens noch ein bisschen Ergebniskosmetik-Rouge. ASC-Kapitän Christian Warnemann, immerhin ein kämpferisches Vorbild, verwandelte eine ebenso weite wie präzise Flanke von Miguel Bernal mit dem Kopf zum 2 : 4-Endstand (90.).
Während die blauen Krüger-Boys voll um den Aufstieg in die Kreisliga mitmischen, tritt der ASC Neuenheim im Niemandsland der Tabelle auf der Stelle. Diese Jenseits-von-gut-und-böse-Situation sollte die Mannschaft allerdings nicht dazu verleiten, die Zügel der Motivation und des Engagements schleifen zu lassen - und sich statt dessen an ihrem Trainer Matthias Hohmann ein Beispiel nehmen.
Gute Fußballer wollen immer gewinnen und hassen Niederlagen! Außerdem müsste es eine Frage der Ehre zu sein, den bestmöglichen Tabellenplatz herauszuholen und auch am Ende einer enttäuschenden Saison - mit einem schier unglaublichen Verletzungsprech gerade bei Leitwölfen wie Patrick Helten und Simon Keller - in jede Partie zu gehen, als wäre es ein Endspiel um die Meisterschaft oder gegen den Abstieg. Hoffentlich nicht nur ein frommer Wunsch!
Joseph Weisbrod