Aufstellung des ASC Neuenheim
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Tore
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"Ihr müsst geiler sein!" Der Appell von SG-Trainer Bernd Weiser an seine Spieler nach dem Anpfiff zur zweiten Hälfte klang fast schon verzweifelt. Denn bis dahin war der punktgleiche Tabellennachbar aus Heidelberg die überlegene Mannschaft mit den häufigeren Offensivaktionen und besseren Torgelegenheiten. Bis auf einen Pfostenschuss in der 16. Minute hatte Tairnbach in puncto Abschlussgefahr kaum etwas zu bieten.
Folgerichtig setzte der Anatomie-Sportclub mehrfach das Skalpell an und ging verdient in Führung. 26. Minute: Jonas Licht passt wunderbar steil auf Stürmer Emanuel Smarsly. Der blonde Schwabenpfeil startet bis zur Grundlinie durch und passt parallel an SG-Keeper Holger Scholl vorbei in den Fünfmeterraum. Vincent Schneider staubt ab zum 0 : 1. Auch danach hatte der ASC die flexiblere Spielanlage und die zwingenderen Möglichkeiten. So nach einem Freistoß von Simon Gatt, den ASC-Kapitän Christian Warnemann fast ins Netz geköpft hätte. (31.). Auch ein harter Aufsetzer von David Keller nach feinem Zuspiel seines Bruders Simon Keller (40.) und ein strammer Schuss von Stefan Holter nach einem Pass von David Keller (42.) hätten benahe den 2 : 0-Vorsprung eingebracht.
Dass die SG geiler wurde, lag weniger an den Motivationskünsten des Tairnbacher Trainers Bernd Weiser als an der aufreizenden Einladung der Neuenheimer Gäste. 50. Minute: Einen Freistoß von Tairnbachs Zehner kann ASC-Keeper Oliver Amaya gerade noch über die Latte fausten. 60. Minute: Nach einem hanebüchenen Ballverlust im Mittelfeld - fatalerweise bei der eigenen Vorwärtsbewegung - wird der Ball zu SG-Regisseur Ali Kayguszus gepasst. Bomber Ali nimmt aus gut 25 Metern Maß und hämmert den Ball mit geradezu Ballack'scher Schusstechnik unter die Querlatte. Ein klassischer Sonntagsschuss.
ASC-Trainer Matthias Hohmann, der in seiner Pausenansprache das zweite Tor mit Nachdruck weitere Aggressivität und das zweite Tor angemahnt hatte, wechselte nun mit Miguel Bernal und Vaidatos Neverauskas zwei frische Kräfte ein. Doch die durch die Neuenheimer Fehlerquote angestachelte Tairnbacher Geilheit erfasste nun auch die Zuschauer. 68. Minute: SG-Erzengel Rafael Peilert (36), Tairnbachs Bester, setzt sich auf der linken Strafraumseite clever durch und spielt in die Mitte. Dort sagt Martin Peilert, der Jüngere (26), brav "Danke, großer Bruder!" und schiebt die brüderliche Vorlage zur glücklichen 2 : 1-Führung ins leere Tor.
Beim ASC vermisste man nun das, was Michelle Obama über ihre Ehe mit dem amerikanischen Präsidenten sagt: "Sie funktioniert, weil wir wirklich daran arbeiten". Dieser unbedingte gemeinsame Arbeitswille, das gedrehte Spiel erneut zu drehen, war bei den Gästen nur vereinzelt zu erkennen.
Und so machte Tairnbach mit dem zweiten Sonntagsschuss von Ali Kayguszus, einem grandiosen Freistoß, alles klar für die spielkulturell eher limitierten Gastgeber. Dass Tairnbachs Torwart Holger Scholl in der Nachspielzeit einen Handelfmeter von David Keller parierte, passt zur Neuenheimer Leistung im zweiten Durchgang.
Für ASC-Trainer Matthias Hohmann wird es nun darauf ankommen, die nach dem Schlusspfiff völlig niedergeschlagene Mannschaft wieder aufzurichten und auf die nächsten drei Heimspiele optimistisch einzustellen. Denn eines ist so sicher wie das Kurhaus in Baden-Baden während des NATO-Gipfels: Der Kreisliga-Absteiger ASC Neuenheim ist nun auch in der Kreisklasse A im Abstiegskampf angekommen und muss endlich den blockierten Schalter umlegen.
Joseph Weisbrod
Die Gäste aus Neuenheim erzielten durch Schneider die 0:1-Führung (25.). Tairnbach wollte den Ausgleich, blieb aber ein ums andere Mal an der gut gestaffelten ASC-Abwehr hängen. Kaygusuz überwand den Neuenheimer Keeper zum 1:1 (60.). Rafael Peilert konnte sich rechts durchsetzen, seinen abgefälschten Torschuss nutze sein Bruder Martin Peilert zum 2:1 aus (69.). Den Treffer zum 3:1 markierte erneut Kayguzus mit einem Freistoß in denWinkel. In der Schlussminute konnte sich Holger Scholl im Tairnbacher Tor mit einem gehaltenen Strafstoß auszeichnen.
hb