Aufstellung des ASC Neuenheim
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Tore
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Nach dem Abpfiff fielen einige ASC-Spieler wie vom Blitz getroffen auf den Rasen. Als dann noch mit eingeschalteter Sirene ein Rettungswagen vorbeiraste, hatte das beinahe schon Symbolcharakter. Neuenheim braucht einen - mit nunmehr fünf Punkten Abstand zu einem Nichtabstiegsplatz - verdammt guten Notarzt, um den drohenden Exitus in der Kreisliga Heidelberg doch noch zu verhindern.
Dabei hätte Neuenheim dieses wichtige Spiel gewinnen können, ja müssen. Rein fußballerisch wurde zwar nicht immer das Gebot beachtet, das da lautet: "Du sollst Deinen Nächsten anspielen wie Dich selbst". Aber je länger die für den ASC fast schon existenzielle Partie dauerte, desto dramatischer wurde sie - mit einem grausamen, typisch ungerechten Ende für die dem Seziertisch nahen Anatomen.
Als Dennis Palkowitz in der 82. mit seinem Knackschuss das Tor des Tages vehementierte, hatte Neuenheim schon genügend Möglichkeiten gehabt, um die Begegnung vorher für sich zu entscheiden. Darunter eine "Hundertprozentige". Nach seinem Tempo-Dribblling auf der rechten Außenbahn flankte Bobie N'Delly geradezu optimal Richtung langen Pfosten. Doch dem armen Fouad Haddad, der in den letzten beiden Spielen so wunderbar getroffen hatte, gelang das zweifelhafte Kunststück, den Ball aus zwei Metern über die Latte zu schaufeln (70.).
Doch der ASC hätte schon vorher die Weichen auf Sieg stellen können. In der 9. und 16. Minute zischten zwei Distanzschüsse von Patrick Helten und Friedrich Kley knapp an der Rettigheimer Beziehungskiste vorbei. In der 30. Minute hielt der ansonsten gute Schiedsrichter dem ASC-Angreifer Bobie N'Delly wegen angeblichen Schwalbenflugs die gelbe Karte vor die verdutzte Nase. Dabei war der wieselflinke Stürmer klar im Strafraum gefoult worden. Elfmeter für Neuenheim wäre in diesem Fall die richtige Entscheidung gewesen.
Kurz vor der Pause hatte Neuenheims Zehner Friedrich Kley nach einer genau dosierten Linksflanke des exzellenten Simon Keller die Neuenheimer Führung auf dem Kopf (42.). Daraus wurde aber nur ein dankbarer Torwartball. Eine Minute später brachte der in die vorderste Linie aufgerückte, bärenstarke Innenverteidiger Christian Warnemann nicht mehr den Innenrist an die auf ihn zufliegende Kugel.
Nach dem Wechsel hatten die Gäste, unter ihrem neuen Trainer Ralph Förster eines der erfolgreichsten Rückrundenteams, ihre stärkste Phase. Insbesondere der famose junge Regisseur Ronny Förderer spielte immer wieder hochintelligente, DIN-genaue Pässe in die Spitze, wo Torjäger Jens Hohmann von der konzentrierten ASC-Abwehr zwar bestens kontrolliert wurde. Doch brauchte es schon die Extraklasse von Torhüter Rouven Schwab, um einen durchaus möglichen Rückstand zu verhindern.
Die letzten 20 Minuten gehörten dem Gastgeber, der nun unbedingt die drei Punkte einfahren wollte. Doch das immer offenere Dekollete der Rettigheimer Defensivdame schien den ASC-Offensivmännern die Sinne eher zu vernebeln als zu schärfen. Der verletzte Torjäger Timo Mifka wurde im Strafraum schmerzlich vermisst. So als der Ball wie eine herrenlose Billardkugel durch den Fünfmeterraum flipperte und kein ASC-Mensch in der Lage war, das Ding einfach ins Tor zu kicken. Und sieben Minuten vor dem Abpifff brach Dennis Palkowitz dem ASC das Genick - siehe oben.
Der ASC Neuenheim steht nun am Abgrund. Ein Schritt noch - und der Abstieg in die Kreisklasse A ist besiegelt. Doch wie interpretiert Gründer Jerry Yang das Kürzel seines Weltunternehmens Yahoo?. "You always have other options. "Man hat immer andere Optionen. Eine davon heißt Timo Mifka, der beim nächsten Endspiel am Sonntag in Rauenberg wohl wieder mitwirken wird. Aber in Rauenberg weht ein rauer Wind - nicht zuletzt nach dem VfB-Auftritt in St. Leon beim bemerkenswerten 2:2.
Joseph Weisbrod