Aufstellung des ASC Neuenheim
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Diese Begegnung wurde kein Beitragsfall für die Künstlersozialkasse. Auf dem schweren, holprigen Geläuf in Waldwimmersbach war keine kreative Spielgestaltung, sondern vor allem kämpferisches Handwerk gefragt und gefordert. Als ASC-Innenverteidiger Steve Ekoua Sima bei seinem Startelf-Comeback nach langer Verletzungspause diesen physischen Einsatz zu sehr übertrieb und im Mittelfeld einen Gegner unsanft in die Horizontale beförderte, schwächte Neuenheim sich unnötigerweise durch die gelbrote Ampelkarte selbst.
Erstaunlicherweise war die personelle Differenz im weiteren Spielverlauf aber kaum zu bemerken. Im Gegenteil. In der 35. und 40. Minute hatte das durchaus initiative Zimmer-Team sogar zwei vielversprechende Führungschancen. Doch in beiden Überzahlsituationen geriet der entscheidende finale Pass jeweils zu ungenau, um die Optionen verwerten zu können.
Auch nach der Pause wogte der zähe Guerillakampf zwischen den Strafräumen hin und her. Und wieder hatte der Gast die erste gute Vollstreckungsmöglichkeit. ASC-Mittelfeldstratege Friedrich Kley narrte einen Gegenspieler auf Bierdeckelformat und adressierte einen überraschenden Steilpass genau in die Nahtstelle der SVW-Abwehr. ASC-Dynamo Patrick Helten nahm die exuellente Vorlage auf und zog sofort scharf ab. Der SVW-Torwart konnte den Aufsetzer aber gerade noch parieren (55.). Im Gegenzug verpasste die Mannschaft von SVW-Spielertrainer Steven Wolf, der seine Qualitäten immer wieder aufblitzen ließ, ihrerseits bei einem Konter nur knapp das 1 : 0.
Als der Ball wenig später auf der anderen Seite im SVW-Netzwerk zappelte, wurde der ASC-Treffer in spe wegen Abseitsstellung nicht anerkannt (58.). Pech für die personell ohnehin nicht auf Rosen gebetteten Neuenheimer, dass einer ihrer Besten nach 70 Minuten das Feld räumen musste. Marc Saggau, der nach dreieinhalb Jahren Wettbewerbspause beim ASC dankenswerterweise in die Bresche springt, hatte sich bei seinem eindrucksvollen Comeback so verausgabt, dass er mit Muskelkrämpfen ausscheiden musste.
Eine der positiven Erkenntnisse aus Neuenheimer Sicht: Der mit allen fußballerischen Wassern gewaschene Saggau hat bei seiner Premiere bewiesen, dass er mit mehr Spielpraxis der manchmal allzu labilen Neuenheimer Defensive den nötigen Halt und Biss geben kann.
Danach wurde es - eine Rarität in dieser Partie - mal spektakulär: ASC-Torwart Rouven Schwab konnte einen famosen 20-Meter-Freistoß mit einem Panthersprung über die Latte lenken (71.). Eine Viertelstunde vor dem Abpfiff der zweite Neuenheimer Harakiri-Akt in disem Match: ASC-Zehner Kamal Foum sah nach einem an ihm begangenen Ellbogencheck und seiner daraus resultierenden heftigen Beschwerde beim Schiedsrichter die rote Karte.
Neuenheim kämpfte nun wie eine Löwin um ihr Junges, nämlich um einen Punkt gegen die quantitative (nicht unbedingt qualitative) SVW-Übermacht. Als der Anatomie-Sportclub das nicht unverdiente Unentschieden fast schon auf dem Konto hatte, schlug die Grausamkeit des Fußballs doch noch zu. In der 88. Minute köpfte der eingewechselte Marius Hausmann den Ball nach einem Freistoß dem guten SVW-Mann Emrush Baraliju unglücklich vor die Füße. Der rote Recke bedankte sich für das Last-Minute-Gastgeschenk und jagte das Leder zum Tor des Tages in die Neuenheimer Maschen.
Volkstrauertag beim ASC: Nach dieser bitteren, aber selbst verschuldeten Niederlage übernimmt Neuenheim die rote Laterne des Schlusslichts in der Kreisliga Heidelberg. Ein sehr schwacher Trost: Ab jetzt kann es in der Tabelle eigentlich nur noch aufwärts gehen.
Joseph Weisbrod