Aufstellung des ASC Neuenheim
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Tore
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So gemütlich wie das Oldtimer-Treffen, dessentwegen die Eröffnungspartie zum BFV-Hoepfner-Cup 2007/2008 auf Donnerstag abend vorgezogen wurde, war dieser mehr als zweistündige Schlagabtausch nicht. Ganz im Gegenteil: Wie schon beim Kreispokal-Halbfinale, das der ASC am stürmischen 9. Mai an gleicher Stätte gewann, war reichlich Pfeffer in dem hart umkämpften Pokalkrimi.
Während der Gastgeber über sich hinauswuchs und letztlich unglücklich im grausam-schönen Elfmeter-Showdown ausschied, blieb der ASC den spielerischen Beweis seiner Höherklassigkeit doch über weite Strecken schuldig. Dass die neu formierte Mannschaft von Dr. Holger Zimmer und Co-Trainer Gerd Wenzel den unbequemen Gegner letztlich doch noch in die Knie zwang, spricht allerdings für die charakterliche und mentale Frühform der ASC-Ausgabe 2007/2008.
Im Gegensatz zum Kreispokal-Halbfinale ging dieses Mal der bis in die Haarspitzen motivierte Gastgeber in Führung. Nach einem Foul an der Neuenheimer Strafraumgrenze verwertet Timo Kirsch, einer der erfahrenen Führungskräfte bei Lobenfeld, den Strafstoß in der 19. Minute sicher zum 1:0. Bereits zwei Minuten später kann ASC-Kapitän Timo Mifka spektakulär egalisieren. Einen Einwurf des quirligen rechten Außenbahners Moritz Mie nimmt der Topstürmer elegant an und jagt die Kugel aus der Drehung - und wie aus dem Nichts - fulminant unter die Querlatte (21.).
Wiederum nur drei Minuten später adressiert David Fuhrmann, Lobenfelds junger begabter Zehner, einen Freistoß DIN-genau in die Torwartecke (24.). HD-Torjäger Timo Mifka, überragender Mann auf dem Rasen, beschert dem ASC erneut den Ausgleich. Timogol ist einmal mehr nur durch eine unfaire Attacke zu stoppen. Den Foulelfmeter verwandelt der smarte Killer cool wie ein Martini - gerührt, nicht geschüttelt - zum 2:2 (33.).
Auch nach dem Wechsel ist kaum ein Klassenunterschied zwischen dem B-Ligisten und dem Kreisligisten erkennbar. Während Lobenfeld läuferisch und technisch an seinem oberen Limit agiert, ist der ASC in puncto Spielkultur noch auf der kollektiven Suche nach sich selbst. Angesichts der zahlreichen Neuzugänge kommuniziert man auf dem Platz zwar nicht nach dem Motto: "Kennen wir uns irgendwoher?"
Aber echtes, interaktives Spielverständnis, koordiniertes, abgeklärtes Abwehrverhalten, gar Ballstaffetten über mehrere Stationen oder kreative, druckvolle Offensivaktionen waren - verständlicherweise - nur ansatzweise zu bewundern. Einsatzwille und Laufbereitschaft hingegen ließen nicht zu wünschen übrig. Und so hatte der ASC Neuenheim nicht nur die größeren Spielanteile, sondern auch die besseren Abschlussmöglichkeiten.
Nach einem magischen Pass von Kamal Foum, bei dem Licht und Schatten noch wechseln, zieht ASC-Newcomer Marco Bräuninger sofort ab. Doch der aufmerksame SG-Keeper Tobias Maurer kann reflexartig parieren (55.). In der Schlussphase liegt der dritte Mifka-Treffer förmlich in der lauen Abendluft. 74. Minute: Einen raffinierten Mifka-Freistoß kann der SG-Torwart gerade noch um den Pfosten lenken. 75. Minute: Nach klugem Zuspiel von Fouad Haddad nimmt Mifka den Ball volley - und findet erneut nur beim SG-Keeper seinen Meister. Nach 90 Minuten steht es immer noch 2:2.
Zum Leidwesen der Zuschauer, die der Schönheit dieses Sports verfallen sind, bleibt König Fußball auch in der Verlängerung eher ein Bettler. In puncto Kampf und Leidenschaft kommt die temperamentvolle Kulisse auf der idyllischen Lobenfelder Grünanlage hingegen voll auf ihre Kosten. Je länger die Partie dauert, desto unverständlicher werden die Entscheidungen des Schiedsrichters.
Negatives Highlight in der zweiten Hälfte der Verlängerung: In der 112. Minute deutet der Unparteiische aus ominösen Gründen auf den ominösen Punkt. Strafstoß für Lobenfeld nach einem Foul, das auch aus SG-Sicht keines war. SG-Allrounder Manuel Hardt, der nicht nur wegen seiner gelben Schuhe, sondern vor allem wegen seiner beeindruckenden Leistung auffiel, schießt den Elfer zwar durchaus scharf und platziert. Doch der 18 Jahre junge ASC-Torwart Sergej Getke fliegt mit einem Panthersprung in die richtige Ecke und fängt seine Beute blitzschnell vor der Torlinie.
Ist das der psychologische Knackpunkt in diesem stückwerkigen, aber packenden Pokalfight? Offenbar. Denn beim "Bis dass der Tod uns scheidet"-Schießen beweist der ASC Neuenheim, wie schon im Kreispokalfinale gegen die SG Wiesenbach, Nerven wie Drahtseile. Während SG-Leader Timo Kirsch für seine Blauweißen den Startelfer an die Querlatte donnert, treffen die Neuenheimer Schützen mit der Präzision eines Schweizer Uhrwerks ins Lobenfelder Netzwerk: Ulrich Schmidt, Fouad Haddad, Marco Bräuningerr, Heiko Mundt (gute Note im Abwehrzentrum) und - last but not least - Matchwinner Timo Mifka manifestieren mit durchweg perfekt verwandelten Elfmeter-Schüssen den glücklichen, aber nicht unverdienten 6:7-Endstand für den Gast aus der Kreisliga.
Damit hat der ASC Neuenheim den ersten, schwer erkämpften Schluck aus der Pulle des BFV-Hoepfner-Cups genommen. Und hat nun Durst auf mehr "Badisches". Am Sonntag beginnt im Kreiswettbewerb das Unternehmen "Die Anatomen und die Verteidigung des Feuerkelches": Da tritt der amtierende Pokalsieger um 17.00 Uhr in der ersten Runde des Heidelberger Kreispokals beim C-Ligisten TSG Wilhelmsfeld an. Ein bisschen mehr Zauberkraft würde neben der bereits antrainierten Muskelkraft dem Neuenheimer Spiel jedenfalls gut tun.
Joseph Weisbrod