Aufstellung des ASC Neuenheim
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Tore
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Fußballspiele sind ein bisschen wie Döner. Man weiß vorher nie so richtig, was drin ist. Dazu gehören auch die Kunstrasen-Darbietungen zwischen der SpVgg Baiertal und dem ASC Neuenheim. Auch bei diesem Kerwe-Spiel vor ungefähr 100 Zuschauern stand die Partie - nach 26minütigem Zweitore-Vorsprung für den Gastgeber - am Ende auf des Messers Schneide.
Doch der Reihe nach. Baiertal, noch ungeschlagen, beginnt gemäß dem von Trainer Klaus Franz im Stadionblatt formulierten Anspruch, "zu Hause eine Macht" sein zu wollen, schwung- und druckvoll. Schon nach fünf Minuten das 1:0. Shootingstar Ümit Bozbay zieht links der Strafraumgrenze entschlossen ab. Sein scharfer Aufsetzer zischt ins lange Toreck. Rodney Elwick, der die verletzte Nummer Eins Markus Gamer gut vertritt, hat keine Chance. Der ASC läst sich von diesem Rückschlag jedoch nicht beirren, findet langsam seinen Rhythmus und gestaltet die vitale Begegnung fortan völlig offen. In der 25. Minute wird ASC-Topgunner Timo Mifka unsanft von den Beinen geholt. Christian Kunzmann zirkelt den "Teamgeist" geschickt über die Mauer Richtung Tor-Obergeschoss. Doch SpVgg-Keeper Thomas Matuyzyk kann den präzisen Fernschuss gerade noch an und über die Latte lenken.
Einen weiteren Freistoß aus verheißungsvoller Distanz donnert fünf Minuten später Abwehrrecke Sandro Carovani in die Baiertaler Körperwelten. Der Landesliga-Absteiger ist in dieser Phase eigentlich nur durch Schüsse des manchmal zu eigensinnigen Ümit Bozbay gefährlich, der seinen achten Treffer im fünften Spiel nur knapp verpasst. Wer in der Halbzeitpause im Stadionheftchen mit dem Titel "Abseits" blätterte, mag daran denken, dass das junge, unerfahrene Schiedsrichter-Trio gerade mit der gleichnamigen Regel öfter mal auf Kriegsfuß steht. Darunter leidet vor allem der ASC, der durch eine unglückliche Regelauslegung einiger klarer Torchancen beraubt wird.
Während nach 45 Minuten ein Gleichstand dem Spielverlauf entsprochen hätte, verdient sich Baiertal nun langsam den Vorsprung. Neuenheim hält auf dem technische Schwächen gnadenlos aufzeigenden Kunstrasen zwar spielerisch und läuferisch durchaus mit, kann aber nicht die offensive Sprengkraft entwickeln, die den Gastgeber ernsthaft in Verlegenheit bringt. Auch wenn die blauweißen Schupos von Trainer-Capo Klaus Franz, dienstlich beim Polizeiposten Sandhausen beschäftigt (größtes Gemeinde-"Delikt" in der jüngeren Vergangenheit: fahrlässiger "Menschenhandel" mit eingeschleusten Spielern und Trainern beim manischen Versuch, den Aufstieg in die höhere Klasse zu erzwingen), beim heimischen Objektschutz nicht immer sicher wirken.
Für eine deutlich höhere Wattstärke im Flutlicht sorgt der eingewechselte SpVgg-Jungdynamo Matthias Klauditz. Der 20jährige glüht wie eine Osrambirne und flitzt die linke Baiertaler Seite rauf und runter. Obwohl keineswegs mit Gardemaß gesegnet, kommt er in der 63. Minute gar mit dem Kopf im Gewimmel an den Ball und befördert ihn frech ins Neuenheimer Netzwerk. Zehn Minuten später klaut Klauditz erneut die Kugel und sprintet auf dem Flügel Richtung Grundlinie. Seine stramme Hereingabe kann der ausgezeichnete Abwehrmann Andreas "Maldini" Bardelli, einer der besten Anatomen, gerade noch ins Toraus befördern (71.). Kurz danach klatscht ein weiterer Baiertal-Kopfball an die Neuenheimer Abendlatte (73.).
Doch Einstellung und Kondition stimmen beim ASC. Trotz des klaren Rückstands gibt die Mannschaft des Trainerduos Zimmer-Nagel (ja, das passt!) nicht auf. Foaud Haddad nötigt bei seiner mit Abstand stärksten Aktion mit einem herrlichen Schuss SpVgg-Keeper Thomas Matuyszyk zu einem Kerwesprung in den Winkel (85.). Dann der verdiente Anschlusstreffer. Der eingewechselte US-Boy Joshua Allen schlägt den Ball tief in den voll besetzten Strafraum. Dort lauert Christian Warnemann wie ein Puma auf die Beute und verlängert das Ding mit viel Blues im Fuß volley unter die Querlatte (89.). In der turbulenten Nachspielzeit wäre sogar noch der allerdings glückliche Ausgleich für den ASC Neuenheim möglich gewesen.
Joseph Weisbrod