Aufstellung des ASC Neuenheim
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Auf dem Hartplatz der DJK Handschuhsheim herrschte Staublungen-Alarm. Dass auf diesem Terrain kein Two-, geschweige denn One-touch-Fußball möglich war, wusste ASC-Coach Dr. Holger Zimmer schon bei der taktischen OP-Vorbereitung. Also lautete die Devise, mit körperbetontem Spiel und couragiertem Zweikampfverhalten, den Gastgeber früh unter Druck zu setzen und ihm den Schneid abzukaufen.
Bei Temperaturen wie im sonnigen Anatolien nahmen die Anatomen auch von Anfang an das Skalpell in die Hand, ohne es zunächst effektiv ansetzen zu können. Statt der möglichen Führung - durch eine zu hoch angesetzte Direktabnahme von Patrick Helten - kam Türkspor bei seinem ersten Ausflug in die gegnerische Hälfte zum Führungstreffer. Einen scharfen Freistoß verlängerte SC-Mittelstürmer Mustafa Kara herrlich mit der Fußspitze ins Eck. Das siebte Saisontor des wendigen Angreifers, der zu den Besten im roten Halbmond-Dress gehörte und die Neuenheimer Abwehrrecken ordentlich auf Trab brachte.
Neuenheim ließ sich allerdings nicht beirren und kam bald zum verdienten Ausgleich. Kapitän Timo Mifka zauberte einen Freistoß geschickt über die Mauer ins Netz (22.). Bereits der 20. Saisontreffer von Timogol. Der ASC versuchte es immer wieder mit hohen Flanken in den Strafraum. Ein durchaus taugliches Rezept gegen die (einschließlich des kompakten Keepers) nicht eben groß gewachsene Türkspor-Abwehr.
Auch nach dem Wechsel lag ein weiterer Neuenheimer Treffer regelrecht in der Luft. Nach mehreren vergeblichen Versuchen war es soweit. Erneut Mifka startete mit der Intuition einer Strafraumkobra in einen perfekt getimten Eckball von Vaidatos Neverauskas und torpedierte den Ball per Kopf unter die Querlatte. Mifka ist somit der SC-Alptraum schlechthin: In Hin- und Rückspiel gelangen dem Abo-Torjäger nicht weniger als sechs Treffer gegen die tapferen Bosporussen.
In der 80. Minute verhinderte ASC-Torwart Markus Gamer mit einer glänzenden Fußabwehr den Ausgleich. Kurz darauf sah ein überhitzter Türkspor-Spieler nach einer klaren Tätlichkeit an Timo Mifka nur die gelbrote Karte (84.). Neuenheim hätte umgehend alles klar machen können, inszenierte aber entweder seine Konter zu schlampig vor oder hatte - wie der nach seiner Einwechslung stark auftrumpfende Vaidatos Neverauskas - Pech mit einem Pfostenschuss (88.). Letztlich blieb es aber beim gerechten Auswärtssieg für die spielerisch und läuferisch überlegenen Gäste.
Es war erwartungsgemäß kein ästhetischer, aber ein kampfbetonter, bisweilen überharter Schlagabtausch. Für die Zuschauer gilt sowieso die alte Wirtschaftswunder-Sitte: Gegessen wird, was auf den Tisch bzw. auf den Platz kommt. Und das war für die Gastgeber letztlich nicht genug. Die Bosporussen von SC Türkspor werden es nach dieser bitteren Heimniederlage schwer haben, die Klasse zu halten.
Joseph Weisbrod