Aufstellung des ASC Neuenheim
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Tore
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"Newa de Kapp". Nein, das ist nicht Türkisch für Anfänger. Sondern der Titel des famosen Mundart-Programms des Heidelberger Kabarettisten Arnim Tölpel. Der SC Türkspor war beim Heidelberger Derby jedenfalls völlig "Newa de Kapp". Was auch daran lag, dass der ASC "gut druff" war. Einzige Neuenheimer Schwäche trotz des imposanten halben Dutzends: Die Chancenauswertung war, um im Kurpfälzer Idiom zu bleiben, ziemlich "dappich".
Allein Fouad Haddad hätte drei, vier Tore machen müssen. So erstmals in der 8. Minute, als er nach einer präzisen Rechtsflanke von Joshua Allen völlig frei per Kopf vergab. Überhaupt hatte der ASC die absolute Lufthoheit im Strafraum, ohne die gelungenen Hereingaben zunächst verwerten zu können. Dann die überfällige Neuenheimer Führung. Timo Mifkas erster Streich: Sein über die Mauer gezirkelter Freistoß senkte sich magisch ins sträflich verwaiste rechte Eck. Der in allen Belangen überlegene Anatomie-Sportclub beherrschte weiterhin Ball und Gegner. Nach einer schwungvollen Ecke von Vaidatos Neverauskas startete ASC-Kapitän Timo Mifka blitzschnell in die Flugbahn und köpfte akrobatisch ein (27.).
Bereits zur Pause hätte die hoch motivierte Zimmer-Mannschaft höher führen können, ja müssen. Engagiertester Türkspor-Akteur war bezeichnenderweise der an der Seitenlinie immer mehr verzweifelnde Trainer Bülent Öncer. Er war die laute, aber vergebliche Stimme des Rufers in der SCT-Fußballwüste. Und so konnte der glänzend aufgelegte Mifka in der 57. Minute parallel zur Torlinie scharf nach innen an den langen Pfosten passen, wo David Keller megacool vollstreckte. Neuenheim konnte im ungeordneten türkischen Basar nach Belieben schalten und walten. Der erste Türkspor-Schuss auf das Neuenheimer Tor (in der 58. Minute!) strich über die ungefährdete Beziehungskiste des beschäftigungslosen ASC-Keepers Markus Gamer.
Im Gegenzug traf der unermüdliche, aber im Abschluss "newa de Kapp" befindliche Fouad Haddad die Unterkante der Türkspor-Latte (59.). Auch einen hohen Sieg gegen einen - mit Ausnahme des technisch begnadeten und sehr bemühten Zehners Mustafa Kara - schwachen Gegner gibt es nicht "fer umme". Und so blieben die Neuenheimer, angetrieben von dem vor Ideen sprühenden Spielgestalter David Keller, unerbittlich am Drücker. Wieder war es Timo Mifka, der nach Assist von sich selbst das 4:0 exekutierte. Den Scorer-Punkt verdiente er, als er im Strafraum gefoult wurde. Den fälligen Elfmeter verwandelte er traumhaft sicher (65.).
Der drei Minuten später folgende fünfte Treffer an diesem sonnigen Oktober-Sonntag entpuppte sich als das schönste Tor des Tages, weil fast die ganze Mannschaft an dessen Entstehung beteiligt war. Aus der abgeklärten, aber unterforderten Defensivabteilung heraus kombinierten sich die Neuenheimer mit feinen Direktpässen Richtung Gästetor. Für den Abschluss sorgte der quirlige Vaidatos Neverauskas. Dessen abgewehrter Aufsetzer landete vor den Füßen von Fouad Haddad, dem nun wirklich nichts anderes mehr übrig blieb, als das Ding aus zwei Metern über die Torlinie zu schieben (68.).
Der Rote Halbmond hatte sich längst verfinstert, als Timo Mifka seine Leistung - und die des gesamten Teams - mit dem 6:0 adeln konnte. Nach einem Killerpass von David Keller startete er zu einem furiosen Solo und hämmerte den Ball unhaltbar ins rechte obere SCT-Dreieck. Das vierte Tor von "Timo Quattro Turbo" in dieser einseitigen Partie. Damit verdoppelte Neuenheims (Tor-)Winkeladvokat seinen Kontostand auf nunmehr acht Treffer.
Alla gut: Ob der ASC Neuenheim beim nächsten Lokalderby am Sonntag beim TSV Wieblingen an diese starke Leistung anknüpfen kann? Um mit Günther alias Arnim Töpel zu schließen: Mer weeeß es net! Awwer mer hofft's beim Neuenheimer Anhang.
Joseph Weisbrod