Aufstellung des ASC Neuenheim
|
Tore
|
Um mit dem ins politische Abseits gestellten Steuerreformer Paul Kirchhof zu sprechen: "Das Tor geht auf, und die Sonne kommt herein." Für den ASC kommt dieser glückliche Moment in der 88. Minute. Eine imposante Gemeinschaftsproduktion der Neuenheimer Defensive Task Force. Nach einem Foul an Christian Warnemann schlägt der für den verletzten Sandro Carovani eingewechselte Satnam Gill eine maßgenaue Freistoßflanke in die Strafraummitte. Dort schnellt Abwehrkollege Steve Ekoua Sima hoch wie eine Stahlfeder, konzentriert seine ganze angestaute Energie auf den heranfliegenden Ball und torpediert die ca. 450 Gramm schwere, 70 cm umfassende Kugel per Kopf zum 2:1-Endstand ins FC-Netzwerk.
Der sympathische FC-Trainer Bernd Vollmer war nach dem Abpfiff des überzeugenden
Schiedsrichters bitter enttäuscht. Nur zwei läppische Minuten trennten seine
tapferen Jungs vom ersten Auswärtspunkt in dieser Saison. In der Tat war
es ein zähes Stück Fleißarbeit, ehe der ASC die harte Schale der Perle
vom Neckartal geknackt hatte. Denn das anatomische Instrumentarium, mit
dem Neuenheim diese Operation angegangen war, blieb trotz passabler Ansätze
über weite Strecken stumpf. Offenkundige Torchancen und kreative
Offensivbemühungen ließen sich an einer Hand abzählen.
Nach einer seltenen Direktkombination über Jens Kronauer, Fouad Haddad, der
den Ball geschickt passieren ließ, und Josip Balukcic lief der junge ASC-Regisseur
allein auf den kompakten FC-Keeper zu. Michael Göbel konnte den Schuss
gerade noch um den langen Pfosten lenken (8.). In der 20. Minute die
Neuauflage dieses Duells. Wieder parierte Göbel reaktionsschnell einen
hochprozentigen Flachmann von Balukcic. Hirschhorn agierte bis dahin
zurückhaltend wie eine Neckar-Jungfrau und prüfte den bis dahin
beschäftigungslosen ASC-Torwart Dirk Lorsbächer erst in der 25. Minute.
Doch der offenbar in die besten Jahre kommende Ex-Dossenheimer Verbandsliga-Keeper
parierte den Fernschuss glänzend.
In der 35. Minute die gerechte Neuenheimer Führung. Bobie N'Delly, der das
Neuenheimer Angriffsspiel mit seinen Dribblings wesentlich belebte, markierte
aus spitzem Winkel nach feiner Vorarbeit von Haddad und Balukcic das 1:0. Auch
nach dem Wechsel tat der ASC sich mit der strategisch-gestalterischen Ausübung
seiner heimatlichen Richtlinienkompetenz schwer. Und der Tabellenvorletzte
merkte, dass im Neuenheimer Schattenkabinett was zu holen war. Nach
Musterflanke von Co-Trainer Gerd Ehrmann, dem allgegenwärtigen Hirschhorner
Strippenzieher, kam ein FC-Angreifer zum Schuss. Dessen Mittelstreckenrakete
krachte an die Querlatte. Doch Dirk Lorsbächer (54.), der fliegende
Rechtsanwalt im spielerisch erneut zu biederen ASC-Verwaltungsgericht,
löste auch diesen kniffligen Fall mit Bravour.
Der ASC Neuenheim versäumte es in diesem Prozess-Stadium, das entscheidende
zweite Tor zu machen. Die beste Möglichkeit verhaspelte Fouad Haddad fünf
Meter frei vor der Hirschhorner Hütte in der 64. Minute. Und das rächte
sich umgehend. Fast im Gegenzug gelang Steffen Bissdorf mit einem scharfen
Schuss ins lange Neuenheimer Eck der nicht unverdiente Ausgleich (66.).
Dann - siehe oben - das goldene Siegtor an diesem goldenen Oktober-Sonntag.
Und wenn einer dieses Erfolgserlebnis verdient hat - dann der seit Wochen
überragende Innenverteidiger Steve Ekoua Sima.
Joseph Weisbrod
Steve Ekoua Sima (Nr. 4) steigt am höchsten und köpft zum 2:1-Sieg ein
(Foto: Rodney Elwick)
Bobie N'Delly im Zweikampf mit Lars Albert
(Foto: Rodney Elwick)