Aufstellung des ASC Neuenheim
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Tore
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Laut FIFA-Statistik auf der Basis von 12.471 Länderspielen ist ein 1:0 mit 19 % das häufigste aller Ergebnisse im Fußball. Ein Allerwelts-Resultat. Und dennoch aus Neuenheimer Sicht an diesem sonnigen Tag ein besonderes: Erstmals in dieser Saison blieb der ASC ohne Gegentor - und das gegen eine Mannschaft, die bereits 15 Treffer auf dem Konto hat.
Im ersten Durchgang hatte der VfL mehr Ballbesitz, ohne dieses Plus in konkrete Chancen ummünzen zu können. Und der ASC? Brachte spielerisch nicht einmal eine Jamaika-Koalition, geschweige denn - trotz passender Farben - eine Samba-Koalition zustande. Die Anti-Hippokraten beim Anatomie-Sportclub produzierten zunächst nur fußballerisches Stückwerk. Kaum ein Ball überlebte auch nur eine Zuspielstation.
Dass die Jungs von Trainer Holger Zimmer durchaus Fußball spielen können, zeigte die erste gelungene Kombination in der 20. Minute. Der strategisch begabte Josip Balukcic setzt per Geistesblitz mit Schampuspässchen seinen Mittelfeld-Kollegen Thomas Pasch in Szene. Der ASC-Kapitän seziert die aufgerückte VfL-Abwehr mit einem Steilpass auf den linken Flügel genau in den Lauf von Christian Kunzmann. Dessen prägnante Flachflanke vor das VfL-Allerheiligste nimmt Fouad Haddad direkt und schlenzt den Ball mit dem Glück des Mutigen ins linke Eck. Ein würdiges Tor des Tages!
Fünf Minuten später passte erneut Thomas Pasch mit Kennerblick in den Strafraum, wo der düsentriebige Foaud Haddad die Chance zum Doppelpack vertändelte (25.). Danach erhöhten die tatkräftigen Odenwälder die Schlagzahl, wollten unbedingt vor der Pause noch den Ausgleich. Und der wäre ihnen auch beinahe in der 40. Minute mit einem saftigen Lattenkopfball gelungen. Auch der inzwischen in die 40er Jahre gekommene VfL-Trainer Ralf Friedberger, der ansonsten eher im Stillen wirkte, hätte in der 44. und 45. Minute seine Kiste machen können. Aber der einstige Oberliga-Torjäger hatte sein Killer-Gen wohl im (wegen der Clubhaus-Renovierung aufgestellten) Umkleide-Container vergessen.
Überhaupt war die Phase vor und nach dem Seitenwechsel für Neuenheim die brenzligste im ganzen Spiel. Nach einem ungestörten Kurzpass-Intermezzo im ASC-Sechzehner vergab der VfL in der 46. Minute die nächste dicke Mitfahr-Gelegenheit. Und in der 54. Minute verdiente ein frei vor der Hütte geschickt abtauchender VfL-Angreifer zwar die künstlerisch wertvolle B-Note, vergeigte aber mit seinem deplatzierten Kopfball die unterm Strich Ausschlag gebende A-Note.
Auch wenn die Abspielfehler sich auf beiden Seiten häuften: Team- und Kampfgeist stimmten. Auch für nette Unterhaltung war gesorgt, nicht nur auf dem Spielfeld. An ihn adressierte Beleidigungsrufe aus der munteren VfL-Kolonie wollte der hervorragend leitende Schiedsrichter keineswegs ignorieren und verbannte zwei Zuschauer von ihren Stehplatzrängen.
Nach einem heftigen verbalen Tackling mit dem Unparteiischen verließen die beiden VfL-Fans auch brav die Sportanlage - friedlich geleitet von ASC-Platzordner Burkhard Kunzmann und offenbar beeindruckt von dessen mächtigem sibirischen Hirtenhund. Dass der Respekt einflößende Vierbeiner eigentlich ein kindlich-sanftes Gemüt hat, konnten die betroffenen VfL-Anhänger ja nicht wissen.
Als die inzwischen per Ampelkarte dezimierten Gäste ihre von Altmeister Michael Gehrig gut organisierte Abwehr lockern mussten, hatte der ASC vor allem über den eingewechselten Stürmer Bobie N'Delly klare Möglichkeiten, das 2:0 und damit das mit 13 % zweithäufigste FIFA-Ergebnis zu erkontern. Der ebenfalls ins Spiel genommene André Schihab wollte es nach wunderbarer Flanke von Christian "Kunstmann" wohl zu genau machen und köpfte die schöne Einladung unrühmlich über das Lattenkreuz (82.). Und Bobie N'Delly jagte die Kugel nach einem tollen Schihab-Freistoß aus wenigen Metern in den strahlend blauen Herbstanfangshimmel (88.).
Letztlich hat es der ASC seiner soliden, engagierten Defensivarbeit und seinem aufmerksamen Torwart zu verdanken, dass es beim redlich erkämpften, knappen Heimsieg blieb. Wie entschlossen und reaktionsschnell Neuenheims Einser Sören Sitter in der 88. Minute den Ausgleich verhinderte, war allererste Keep it!-Sahne.
Mit dem zweiten Sieg in Folge zieht der ASC Neuenheim am bisherigen Tabellensechsten VfL Heiligkreuzsteinach vorbei und kann nun voller Selbstbewusstsein die beiden schweren Auswärts-Missionen beim VfB Rauenberg und beim Spitzenclub TSV Rettigheim in Angriff nehmen.
Joseph Weisbrod