Aufstellung des ASC Neuenheim
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Tore
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8. Mai 1973: Der bewaffnete Aufstand der Sioux-Indianer am Wounded Knee in South Dakota endet mit einem Abkommen. 8. Mai 2005: Die Mutter aller Stadtderbys im Heidelberger Fußball endet ebenso unentschieden. Doch wer diesem Kampf den Puls fühlte, hatte Mühe, ihn zu messen: So schwach schlug er. Lebenszeichen gab es zunächst nur durch Standards: Je ein Wieblinger (20.) und ein Neuenheimer Freistoß (30.) unterbrachen das Wachkoma auf dem Rasen.
Da die Blues aus Wieblingen flüssiger kombinierten und den durchdachteren Spielaufbau hatten, gingen sie zu Recht in Führung. 35. Minute: Nach einem plumpen Neuenheimer Ballverlust am TSV-Strafraum inszenieren die Gäste einen perfekten Konter aus dem Hause Fischer-Technik. Markus Fischer eilt im Turbotempo durch das Mittelfeld und passt im richtigen Moment auf den rechten Flügel. Von dort gelangt der Ball zu Bruder Stefan Fischer, der ihn für seinen Sturmpartner auflegt. Simon Schulz bedankt sich artig und knallt das Leder aus spitzem Winkel ins lange Neuenheimer Toreck (35).
Der ASC tut sich vor allem im Spiel nach vorne schwer. Immerhin: Ein überzeugendes Comeback gelingt Schweden-Heimkehrer Sebastian Metz, der sich bereits bei seinem ersten gelbblauen Auftritt nach acht Monaten Fußball-Abstinenz (und steuerfreiem Bier) im hohen Norden als spielerische und kämpferische Verstärkung im Mittelfeld entpuppte. Auch nach der lauten Kabinenpredigt von Trainer Dr. Holger Zimmer wartet der frustrierte ASC-Anhang zunächst vergeblich auf den "Tag der Befreiung" nach vier Niederlagen in Folge. Doch Neuenheim agiert nun wesentlich zielstrebiger und druckvoller.
Wieblingen ergeht es nun wie den Jägern der heiligen Kühe von Neu-Delhi: Die ASC-Akteure sind kaum aus der eigenen Hälfte zu vertreiben. 60. Minute: Nach einer unfreiwilligen Einladung des jungen TSV-Torwarts vergibt Stürmer Bobie N'Delly allzu leichtfertig. 61. Minute: Christoph Kind vollendet ein dynamisches Solo mit einem Schuss knapp neben den linken Pfosten. 69. Minute: Der unermüdliche, aber glücklose Bobie N'Delly setzt sich nach einem weiten Abschlag von Torwart Sören Sitter herrlich durch. Aber TSV-Keeper Thorsten Kafka macht seinen kafkaesken Fehler wieder gut und pariert glänzend. 75. Minute: Wieder hat N'Delly eine "Hundertprozentige2, verzieht aber ungewohnt überhastet.
86. Minute: Die Neuenheimer Spiel- und Chancenüberlegenheit im zweiten Durchgang wird doch noch belohnt. Nach einem Foul an N'Delly verwandelt Torjäger Timo Mifka den fälligen Strafstoß mit der Gelassenheit des legendären Sioux-Häuptlings Sitting Bull zum gerechten 1:1-Endstand. Mit diesem wichtigen Punktgewinn kann der ASC Neuenheim am kommenden Freitag, den 13. Mai, einen Riesenschritt Richtung Klassenerhalt vollziehen. Beim brisanten Lokalderby in der Höhle des verwundeten Löwen VfB Leimen II.
Joseph Weisbrod