Aufstellung des ASC Neuenheim
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Tore
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Auf dem halb seifigen, halb gefrorenen Hartplatz des Waldparkstadions gewann der Tabellenletzte gegen eine desolate Neuenheimer Mannschaft hochverdient sein erstes Saisonspiel und verdoppelte sein Punktekonto auf sechs Zähler. Der ASC erwies sich dabei als willfähriger Aufbaugegner. Der Aufsteiger ergriff von Beginn an entschlossen die Initiative und versuchte ein Powerplay aufzuziehen. Da den meisten ASC-Akteuren der Ball partout nicht gehorchen wollte und sie ihn gleich serienweise dem Gegner in die Füße spielten, konnte Mühlhausen immer wieder über die neuralgischen Außenpositionen angreifen. Und so addierten sich zwangsläufig die Torchancen.
So vergab der kraftvolle FC-Mittelstümer mit dem Künstlernamen "Toni" allein in der 15.Minute eine hundert- und eine neunzigprozentige Einschussmöglichkeit. Bei seiner ersten ernst zu nehmenden Offensivaktion überhaupt ging der ASC, der bis dahin nicht stattfand, mit Hilfe eines FC-Abwehrschnitzers in Führung. David Keller legte vor dem Tor uneigennützig quer und Kapitän Timo Mifka staubte zu seinem neunten Saisontreffer ab (25.). In der 34.Minute fast der überraschende Führungsausbau nach einem beherzten Distanzschuss des starken Benjamin Baudendistel. Das 2:0 hätte den Spielverlauf allerdings auf den Kopf gestellt. Statt dessen kurz vor dem Halbzeitpfiff der verdiente Ausgleich für die spielerisch, kämpferisch und läuferisch klar überlegenen Gastgeber. Nach schöner Vorarbeit von Spielertrainer Ortwin Wultschner konnte der umtriebige Joachim Blecher dessen Vorlage aus einem Meter über die Linie drücken (45.).
Auch weil der ASC mit dem verletzt in der Kabine gebliebenen Benjamin Baudendistel seinen Stabilisator und Organisator im Mittelfeld verlor, kam der Mühlhausener Polarexpress nach der Pause so richtig in Schwung. Der Triebkopf war Ortwin Wultschner. Dem 25jährigen "Zehner" gelang im zweiten Durchgang ein lupenreiner Hattrick. Zunächst nutzte er einen der vielen kapitalen Neuenheimer Böcke bzw. Ballverluste im Mittelfeld zum 2:1 (48.). Danach hämmerte Wultschner einen ihm maßgerecht vor die Schuhe servierten Ball aus zwei Metern unter die Latte (52.). Wiederum neun Minuten später spitzelte er die Kugel am angeschlagen ins Spiel gegangenen (und kurz vor Schluss verletzungsbedingt ausgewechselten) ASC-Torwart Sören Sitter vorbei zum 4:1 ins Neuenheimer Rechteck (61.).
Erst als die Partie entschieden war und der FC sich den Luxus erlauben konnte, seinen Matchwinner auszuwechseln, tauchte der ASC einige Male gefährlich vor dem FC-Gehäuse auf. Die besseren Torchancen hatten aber nach wie vor die mit Biss und Leidenschaft agierenden Gastgeber. Leverkusens Trainer Klaus Augenthaler kommentierte nach der Heimniederlage gegen Schalke: "Meine Mannschaft ist in sich zusammen gefallen". So hart es klingt: Dies lässt sich über den schwächsten Saisonauftritt der Neuenheimer "Untoten" am Totensonntag nicht einmal sagen: Die Mannschaft konnte gar nicht in sich zusammen fallen, weil sie in diesem so wichtigen Spiel keine Mannschaft war.
Es ist bezeichnend, dass der ASC bereits 38 Gegentore kassiert hat, während der bis dahin sieglose Tabellenletzte FC Mühlhausen nur 29 Treffer hinnehmen musste. Dies zeigt deutlich die klaffende Wunde auf, in die Trainer-Doc Holger Zimmer die Finger legen und sie vor allen Dingen schließen muss. Kein leichtes Unterfangen, da das komplette Abwehrverhalten der Mannschaft einfach nicht höheren Ansprüchen genügt. Und am nächsten Sonntag gibt ausgerechnet der Tabellenzweite TSV Gauangelloch seine Visitenkarte am Harbigweg ab.
Der TSV Gauangelloch, einer der Topfavoriten der Heidelberger Serie A, hat bekanntlich mit Igor Berecko und Slavisa Staletovic zwei Ex-Oberligastürmer in vorderster Front. Und mit Thomas Müller einen akribischen Trainerfuchs, der genau weiß, wie er sein Spitzenteam gegen den ASC Neuenheim, bei dem er einst jahrelang erfolgreich spielte, einzustellen hat. Abschließend noch ein taufrisches Zitat des Hannover 96-Trainers Ewald Lienen: "Eine Mannschaft ist für mich ein zerbrechliches Gebilde". Da hat er Recht. Ein Scherbenhaufen darf sie, liebe ASC-Spieler, allerdings nicht sein!
Joseph Weisbrod