Aufstellung des ASC Neuenheim
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Tore
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24. Oktober. 24 Grad. Kaiserwetter. Fußballherz, was willst Du mehr? Um so enttäuschender dann vor allem die erste Halbzeit dieser Partie. Denn die war ungefähr so spannend wie ein Auszug aus dem Bundesgesetzblatt. So etwas wie den Hauch einer Torchance hatte lediglich Neuenheims Diplom-Torjäger Timo Mifka, als er eine flache Rechtsflanke von Leonard Kempter vergeblich über den aufmerksamen Rettigheimer Keeper schnippeln wollte (10.).
Dem ASC-Spiel fehlten an diesem Sonnentag die Seele, die Leidenschaft, der Antrieb und die Inspiration: kurzum fast alle Attribute eines erfolgreichen Liga-Auftritts. Ganz anders die von Trainer Rolf Haag taktisch klug eingestellten Gäste. Sie bewegten sich besser, zeigten eine gute Raumaufteilung und griffen konsequent über die Flügel an.
Unmittelbar nach dem Wechsel verhinderte Torwart Sören Sitter, einer der wenigen Neuenheimer in guter Verfassung, mit einer Blitzreaktion die Gästeführung (46.). Doch acht Minuten später war auch er machtlos. Da schienen seine Vorderleute geradezu um ein Gegentor zu betteln. Im dritten Versuch nach einer unglückseligen Neuenheimer Kettenreaktion in Folge eines TSV-Freistoßes, beförderte schließlich Rettigheims Jungspund Ronny Förderer den Ball mit Wonne und Vehemenz ins Neuenheimer Netzwerk (54.).
In der 63.Minute war Sitter - bitter - ganz allein zu Hause. Er konnte aber den scharfen Schuss des einsam auf ihn zustürmenden Rettigheimers mit einer Hand über die Latte lenken.
Kurz darauf die Vorentscheidung. Nach einem Foul in der Neuenheimer Tabuzone deutete der Schiedsrichter sofort auf den Elfmeterpunkt. Jens Hohmann verwandelte den berechtigten Strafstoß prägnant und präzise (65.). In der Schlussviertelstunde pulsierte doch noch ein wenig Blut in die Herzkammer des Neuenheimer Spiels.
Und siehe da: Die bis dato am abgeschalteten Tropf hängende ASC-Doppelspitze bekam plötzlich den Gefahrstoff, aus dem Tormöglichkeiten destilliert werden. Neuenheims darbende Gazelle Bobie N'Delly, bis dahin kaum auf der freien Wildbahn zu sehen, wurde ebenfalls im Strafraum von den flinken Beinen geholt. Der in diesem Spiel auch keine "bella figura" machende Centrocampista David Keller, wie die mit ihren schönen dunklen Augen zuschauende Italienerin Annachiara Casadei einen Mittelfeldspieler in ihrer melodischen Muttersprache nennt, vollstreckte den Elfmeter "perfetto" zum 1:2.
Da der ASC weder die fußballerischen und kämpferischen Mittel noch einen Mann des Ausgleichs mehr zu bieten hatte, konnte die sympathische "Bellissima" aus dem fernen Parma ihren in der Neuenheimer Abwehr kämpfenden Gefährten Benjamin Baudendistel auch nicht mehr zu einem Punktgewinn beglückwünschen. Finito. Basta. Das Spiel war aus.
Der ASC Neuenheim muss nach der dritten Pleite in Folge beim Lokalderby am nächsten Sonntag in Wieblingen unbedingt punkten, um in der Heidelberger "Serie A" nicht plötzlich in die Problemzone abzurutschen.
Joseph Weisbrod