Bezirksliga Heidelberg
Saison 2001/02, 33.Spieltag

Vorbericht zum 33.Spieltag in der Rhein-Neckar-Zeitung

Mi.29.Mai 2002, 19 Uhr
SpVgg Baiertal - ASC Neuenheim 2:2 (2:0)

Aufstellung des ASC Neuenheim
  1. Markus Gamer
  2. Holger Zimmer (72. Ulrich Schmidt)
  3. Walter Gehrig (46. Frank Rieger)
  4. Martino Carbotti
  5. Christoph Verhalen
  6. Andreas Bardelli
  7. Thomas Pasch
  8. Sebastian Metz
  9. Benjamin Baudendistel
  10. Marc Saggau (85. Muammer Varol)
  11. Ralph Gutschalk
  12. Frank Rieger
  13. Ulrich Schmidt
  14. Christian Kunzmann
  15. Muammer Varol
  16. Thorsten Beck (ETW)
Tore
  • 1:0 25.Min Christian Filsinger
  • 2:0 33.Min Jochen Schuppe
  • 2:1 60.Min Ralph Gutschalk, nach Pass von Thomas Pasch
  • 2:2 70.Min Ralph Gutschalk

Finale furioso: ASC auf dem Relegationsplatz!

Gut gewappnet für den großen Showdown am Sonntag:

Ironie des Schicksals: Obwohl der ASC auch im letzten Auswärtsspiel in diesem Jahr ungeschlagen bleibt, findet er sich vor dem Bezirksliga-Showdown auf dem ungemütlichen Relegationsplatz wieder. Am Ende fehlten nur die berühmt-berüchtigten Zentimeter, um den Fahrstuhl Richtung Kreisliga-Etage zu stoppen. Sekunden vor dem Abpfiff krachte eine Mittelstreckenrakete von ASC-Kapitän Sebastian Metz an die Unterkante des Baiertaler Lattenkreuzes. Es wäre der 2:3-Siegtreffer in einer vor allem im zweiten Durchgang dramatischen Schicksalssinfonie gewesen. Wäre...

Die launische Diva aus Neuenheim geizte in der ersten Hälfte - wie so oft in dieser Saison - mit ihren durchaus verführerischen Reizen. Die befreit aufspielenden Gastgeber ließen das Bällchen auf dem Kunstrasen geschickt zirkulieren, während den ASC-Oranjes das Timing und das Feeling beim Zuspiel auf dem ungewohnten Belag sichtlich schwer fielen. Einer dieser Stockfehler im Mittelfeld leitete in der 25.Minute den Führungstreffer für die Spielvereinigung ein. Einen Steilpass aus der Tiefe des Raumes erlief Sturm- und Mannschaftsführer Christian Filsinger und hämmerte das Leder mit Wucht und Präzision in die Neuenheimer Maschen. Acht Minuten später der nächste Tiefschlag. Der Baiertaler Mittelfeldaktivist Jochen Schuppe zog von der Mittellinie unwiderstehlich davon. Nach einem Doppelpass mit dem ausgebufften Filsinger, der ihm den Ball per Hacke in den vollen Lauf spielte, schloss Schuppe überlegt und unhaltbar für ASC-Torwart Markus Gamer ab.

Die dickste Möglichkeit zum Anschlusstreffer verpasste Neuenheim kurz vor der Pause. Neuzugang Ralph Gutschalk setzte sich auf dem rechten Flügel energisch durch. Anstatt entschlossen abzuziehen oder den im Strafraum mitgelaufenen Sturmpartner Marc Saggau zu bedienen, entschied er sich für den falschen Weg - nämlich eine Art Schussflanke, die prompt den SpVgg-Kasten verfehlte. Trotzdem: Der neue Hoffnungsträger, erst in der vergangenen Woche von der SG Wallstadt gekommen, sollte sich noch als Glücksgriff mit Rettungsqualitäten erweisen!

Mit der Einwechslung von Frank Rieger als weiterem Angreifer setzte ASC-Coach Holger Zimmer alles auf eine Karte. Angesichts des diabolischen Drucks, unbedingt gewinnen zu müssen, galt die Devise des guten, alten William Shakespeare nun mehr denn je: Folgt Eurem Mut und stürmt! Und das tat der ASC gleich nach dem Wiederanpfiff so vehement, dass der hoffnungsgrüne Kunstrasen nur so dampfte. 46.Minute: Saggau, der nicht nur die "Zehn" auf dem Rücken trug, sondern auch so spielte, passt im Strafraum gefühlvoll auf Ralf Gutschalk. Der schießt sofort. Doch SpVgg-Keeper Andreas Rensch, ein Meister seines Fachs, pariert auch den Nachschuss hervorragend. 47.Minute: Ein Kopfball von Thomas Pasch streicht knapp am Baiertaler Rechteck vorbei. 50.Minute: Erneut ist es Pasch, der nach einer klugen Vorlage von Gutschalk eigentlich alles richtig macht und das rechte Eck anvisiert. Doch Baiertals Zerberus entschärft auch dieses Präzisionsgerät.

Endlich schlägt die Stunde für den leidenschaftlich um seine Chance kämpfenden ASC. Und für die neue Offensivkraft Gutschalk. In der 60. Minute nimmt er einen Pasch-Pass auf und markiert mit einem trockenen Aufsetzer den längst fälligen und hochverdienten Anschluss zum 1:2. Zehn Minuten später kehrt der neue Besen ein zweites Mal im nicht mehr sehr ordentlichen Baiertaler Wohnzimmer. Aus ungünstiger Position bereitet er sein genialisches Süppchen vor. Sein halbhoher Überraschungsschuss schlägt halbhoch im langen Eck ein. Der ASC will nun in einem dramatischen Finale unbedingt den Sieg. Und der liegt auch in der gesunden Landluft. ASC-Last-Minute-Hoffnungsträger Gutschalk hätte zum Helden im Neuenheimer Klassenkampf werden können, als er ein technisches Kabinettstückchen mit einem Schuss krönt, den Baiertals Rensch allerdings als sichere Beute vereinnahmt. Der Schiedsrichter signalisiert: Noch drei Minuten. Als diese Galgenfrist fast verstrichen ist, fliegt die 20-Meter-Rakete mit der Aufschrift "Made by Metz" Richtung Baiertaler Torwinkel - begleitet von den sehnlichen Wünschen aller ASC-Menschen. Doch die Goldhoffnung mutiert grausam zum Aluminium-Krepierer.

Die Situation vor dem High-Noon-Finale am Sonntag könnte nicht spannender sein. Am Harbigweg geht es um Meisterschaft und Abstieg. Die prekäre Neuenheimer Ausgangslage: Direkt absteigen kann der ASC durch die knappe Eberbacher Niederlage in Dossenheim nicht mehr. Durch den Wieblinger 2:4-Erfolg beim Absteiger Hirschhorn ist der ASC auf den 15.Platz gerutscht, der die Relegation - wahrscheinlich gegen den A-Ligisten Gaiberg - bedeuten würde. In der Internet-Tabelle von ASC-Webmaster Werner Rehm ist dieser Relegationsplatz rot eingefärbt. Aus eigener Kraft kann Neuenheim aus dieser roten Zahl nicht herauskommen. Aber er kann die Voraussetzung dafür schaffen. Wenn der ASC beim Showdown gegen den hochmotivierten FC Dossenheim genauso konzentriert und engagiert zu Werke geht wie im zweiten Durchgang in Baiertal, ist auch ein Sieg gegen den Meisterschaftsaspiranten keine Utopie.

Es ist schade, dass nur eine Handvoll ASC-Anhänger in Baiertal mit der Mannschaft mitgefiebert haben. Das letzte Heimspiel am Sonntag gegen den Tabellenzweiten könnte vereinshistorische Bedeutung haben. Es geht - nach zehn Jahren Bezirksliga - um das Sein oder Nichtsein in der höchsten Spielklasse des Fußballkreises. Da sollte doch jedes ASC-Mitglied, das ein Herz und Beine hat, an den Harbigweg kommen und "seinen" Verein anfeuern. Es wird mit Sicherheit ein kurzweiligerer Nachmittag als das obligatorische Kaffeekränzchen in der heimischen Stube.

Josch Weisbrod

Res.: 0:0

Spieltag und Tabelle