Deutsche Meisterschaft Endrunde 1930/31

Die vierundzwanzigste Deutsche Fußballmeisterschaft 1931 stand ganz im Zeichen der Weltwirtschaftskrise. Massenarbeitslosigkeit und Armut regierten in Deutschland. Davon war auch der Fußball betroffen; die Zuschauerzahlen gingen deutlich zurück.

Gerade in dieser schwierigen Zeit war es nicht verwunderlich, dass einige Spieler von ihren Vereinen Handgelder kassierten, was eigentlich nach dem dem reinen Amateurideal anhängenden DFB verboten war. Bei den großen Vereinen wie Hertha BSC, Eintracht Frankfurt oder dem 1. FC Nürnberg war dies allerdings längst alltägliche Praxis geworden, und die Regionalverbände drückten zumeist großzügig ein Auge zu. Doch der Westdeutsche Spielverband sah dies in dieser Saison anders. Massiv ging der Verband gegen jene Spieler vor, die Handgelder kassierten und damit in den Augen der Funktionäre Profis waren. Besonders hart betroffen war der FC Schalke 04, dessen erste Mannschaft fast vollständig vom WSV gesperrt wurde. Sportlich stürzten die Schalker dadurch in der Ruhrbezirksliga ab und wären sicherlich in die Zweitklassigkeit abgestiegen, wenn nicht die Sperre, bedingt durch heftigste Proteste aller Fußballanhänger in Westdeutschland, nach einem halben Jahr aufgehoben worden wäre. Dadurch konnte Schalke den Klassenerhalt noch sicherstellen. An eine Endrundenteilnahme war allerdings nicht mehr zu denken.

In Nordostdeutschland gab es Veränderungen beim Zuschnitt der Regionen. Die meisten Vereine Pommerns schlossen sich dem VBB an und spielten nun mit den Berlin-Brandenburgischen Mannschaften um die Regionalmeisterschaft. Die Region des Baltenverbandes umfasste damit nur noch das östliche Hinterpommern, Danzig und Ostpreußen.

Titelträger wurde in diesem Jahr erneut Hertha BSC, das damit seinen Titel erfolgreich verteidigte, was bisher nur dem 1. FC Nürnberg gelungen war. Mit ihrer sechsten Finalteilnahme in Folge stellten die Berliner einen Rekord auf, der bis zum Ende der Meisterschaftsfinals im Jahre 1963 nur einmal eingestellt (FC Schalke 04 1937 bis 1942), aber nie übertroffen werden konnte. Dabei hatten die Herthaner bei diesem Finale das Glück, das ihnen in den vier sieglosen Endspielteilnahmen von 1926 bis 1929 versagt geblieben war. Man war im Duell mit den Münchener Löwen eigentlich klar unterlegen und lag verdientermaßen mit 1:2 im Hintertreffen, bis die Berliner durch zwei klare Abseitstreffer (der Schiedsrichter ignorierte in beiden Fällen die Fahne des Linienrichters) doch noch das Blatt wenden konnten. Immerhin blieb den Münchenern der Trost, als erste Münchener Mannschaft ein Meisterschaftsfinale erreicht zu haben.

Beim ATSB wurde in diesem Jahr zum zweiten Male die Mannschaft von Lorbeer Hamburg Deutscher Meister, während die Deutsche Turnerschaft in diesem Jahr keinen Titelträger mehr ausspielte. Dagegen hatte sich vom ATSB die kommunistische Kampfgemeinschaft für Rote Sporteinheit abgespalten und ermittelte ihren ersten nationalen Meister. Den Titel gewann der schon viermalige ATSB-Meister Dresdener SV 1910. Die Deutsche Jugendkraft spielte wieder keinen Meister aus.

Teilnehmer an der Endrunde

SV Prussia-Samland KönigsbergNordostdeutscher Meister
VfB KönigsbergNordostdeutscher Vizemeister
Beuthener SuSVSüdostdeutscher Meister
VfB LiegnitzSüdostdeutscher Vizemeister
Hertha BSCMeister Berlin-Brandenburg
Tennis Borussia BerlinVizemeister Berlin-Brandenburg
Dresdner SCMitteldeutscher Meister
SpVgg 1899 Leipzig-LindenauMitteldeutscher Pokalsieger
Hamburger SVNorddeutscher Meister
FC Holstein KielNorddeutscher Vizemeister
Fortuna DüsseldorfWestdeutscher Meister
VfB BielefeldWestdeutscher Vizemeister
Meidericher SVSieger der westdeutschen Qualifikation zum 3. Teilnehmer
SpVgg FürthSüddeutscher Meister
SG Eintracht FrankfurtSüddeutscher Vizemeister
TSV 1860 MünchenSieger der süddeutschen Qualifikation zum 3. Teilnehmer

Achtelfinale

10. Mai 1931 Beuthener SuSV - Hamburger SV 0:2 (0:0) Beuthen, Hindenburg-Stadion
10. Mai 1931 VfB Bielefeld - Hertha BSC 2:5 (1:1) Dortmund, Kampfbahn Rothe Erde
10. Mai 1931 Tennis Borussia Berlin - VfB Liegnitz 6:1 (5:0) Berlin, Hertha-Stadion am Gesundbrunnnen
10. Mai 1931 VfB Königsberg - Dresdner SC 1:8 (0:2) Königsberg (Preußen), Platz des VfB
10. Mai 1931 Holstein Kiel - SV Prussia-Samland Königsberg 3:2 (0:2) Kiel, Holstein-Platz
10. Mai 1931 SpVgg 1899 Leipzig-Lindenau - SpVgg Fürth 0:3 (0:1) Leipzig, Stadion Probstheida
14. Mai 1931 Fortuna Düsseldorf - Eintracht Frankfurt 2:3 n. V. (1:1, 2:2) Düsseldorf, Rheinstadion
17. Mai 1931 TSV 1860 München - Meidericher SV 4:1 (1:1) München, Stadion an der Grünwalder Straße

Viertelfinale

17. Mai 1931 Hamburger SV - Eintracht Frankfurt 2:0 (1:0) Altona, Altonaer Stadion
17. Mai 1931 Hertha BSC - SpVgg Fürth 3:1 (2:1) Berlin, Poststadion
17. Mai 1931 Dresdner SC - Holstein Kiel 3:4 (3:1) Dresden, Stadion im Ostragehege
24. Mai 1931 TSV 1860 München - Tennis Borussia Berlin 1:0 (1:0) Frankfurt am Main, Waldstadion

Halbfinale

31. Mai 1931 Hertha BSC - Hamburger SV 3:2 n. V. (2:0, 2:2) Leipzig, Platz von Wacker Leipzig
31. Mai 1931 TSV 1860 München - Holstein Kiel 2:0 (0:0) Duisburg, Duisburger Stadion

Finale

14. Juni 1931 Hertha BSC - TSV 1860 München 3:2 (1:2) Köln, Müngersdorfer Stadion