Deutsche Meisterschaft Endrunde 1921/22

Das Ergebnis der fünfzehnten Deutschen Fußballmeisterschaft ist bis heute umstritten. In den meisten Quellen wird kein Deutscher Meister für dieses Jahr ausgewiesen, einige wenige führen den Hamburger SV als Titelträger an.

Im Finale zwischen dem Titelverteidiger, dem 1. FC Nürnberg, und der neuen Fußballmacht im Norden, dem Hamburger SV, war keine sportliche Entscheidung gefallen.

Das erste Finalduell der beiden wurde nach drei Stunden und neun Minuten (189 Minuten) Spielzeit wegen der einbrechenden Dunkelheit beim Stande von 2:2 abgebrochen.

Das Wiederholungsspiel, sieben Wochen später, sah nach regulärer Spielzeit immer noch keinen Sieger; es stand 1:1. Allerdings hatte der 1. FC Nürnberg zu diesem Zeitpunkt nur noch acht Spieler auf dem Platz; ein Platzverweis und zwei verletzungsbedingte Ausfälle waren dafür verantwortlich. Als in der Verlängerung der zweite Feldverweis für einen Nürnberger Spieler die Mannschaft auf nunmehr sieben Spieler reduzierte, pfiff Schiedsrichter Dr. Peco Bauwens das Spiel zur zweiten Halbzeit der Verlängerung nicht mehr an. Eine Fehlentscheidung des Unparteiischen, denn laut Regelwerk durfte ein Spiel erst dann abgebrochen oder nicht angepfiffen werden, wenn eine Mannschaft weniger als sieben Spieler auf das Spielfeld bringen konnte.

Der Deutsche Fußball-Bund erklärte auf seiner Jahrestagung im November noch mehrheitlich den HSV zum Deutschen Meister. Doch dieser verzichtete anschließend auf diesen Titel, wobei der Verein allerdings bis heute behauptet, der DFB habe ihn zum Verzicht genötigt. Die tatsächlichen Hintergründe sind bis heute nicht bekannt.

Dabei konnten beide Finalisten nur aufgrund des Titelverteidiger-Bonus an dieser Meisterschaft teilnehmen. Der 1. FC Nürnberg war sportlich im Finale um die Südbayerische Meisterschaft am Lokalrivalen SpVgg Fürth gescheitert, kam aber dann doch als amtierender Deutscher Meister zur Endrunde, und der Hamburger SV hatte in der Kreisliga Elbe nur Rang drei belegt und war damit ebenfalls sportlich gescheitert, durfte aber als amtierender Norddeutscher Meister an der Regionalendrunde teilnehmen und verteidigte dort dann erfolgreich seinen Titel.

Die Fußballsaison 1921/22 sah zudem eine Flut von Skandalen und Protesten. Das Procedere in Nordostdeutschland hatte bereits Tradition. Wieder nahm mit dem FC Titania Stettin eine Mannschaft an der Meisterschaftsendrunde teil, die zum Zeitpunkt des Endrundenbeginns als Nordostdeutscher Meister galt, doch am Ende ging der Regionaltitel am grünen Tisch wieder an den VfB Königsberg. Und auch der südostdeutsche Vertreter war am Ende nicht der Südostdeutsche Meister. Drei Teams waren am Ende der regionalen Meisterschaftsendrunde punktgleich. Aus Zeitgründen beraumte der Regionalverband ein vorgezogenes außerordentliches Qualifikationsspiel zwischen FC Viktoria Forst und den Vereinigten Breslauer Sportfreunden an, das die Forster mit 6:1 gewannen. In der dann Wochen später ausgetragenen eigentlichen Entscheidungsrunde um die südostdeutsche Meisterschaft (drittes Team war der ATV 1896 Liegnitz) setzten sich schließlich die Breslauer durch und wurden Regionalmeister. Die Meisterschaftsentscheidung zog sich auch deshalb in die Länge, weil sie von zahlreichen Protesten und Gegenprotesten begleitet war. Und auch in Westdeutschland gab es in diesem Jahr einen Meister am grünen Tisch. Der Kölner BC 01 und die TG Arminia Bielefeld hatten die Regionalmeisterschaftsendrunde punktgleich auf Platz 1 beendet. Das erforderliche Entscheidungsspiel hatten die Kölner mit 2:1 gewonnen. Doch der Essener TB hatte gegen die Wertung seines Endrundenspieles gegen den KBC (2:2) Protest eingelegt und wurde hierin äuneigennützigerweise" von Arminia Bielefeld unterstützt. Der WSV gab dem Protest nach und setzte das Spiel neu an. Der KBC weigerte sich anzutreten und wurde daraufhin vom Regionalverband zum Verlierer erklärt. Damit hatten die Kölner in der Endabrechnung einen Punkt weniger als die Arminen, das Entscheidungsspiel war damit ungültig und die Ostwestfalen wurden Westdeutscher Meister.

Auch der Arbeitersport ermittelte 1922 wieder seinen Deutschen Fußballmeister. Der VfL Leipzig-Stötteritz konnte dabei seinen Titel erfolgreich verteidigen. Die Deutsche Jugendkraft spielte dagegen in diesem Jahr keinen Fußballmeister aus.

Teilnehmer an der Endrunde

FC Titania StettinVertreter des Baltischen Rasensport-Verbandes
FC Viktoria ForstVertreter des Südostdeutschen Fußballverbandes
SV Norden-Nordwest 98 BerlinMeister des Verbandes Brandenburger Ballspielvereine
SpVgg 1899 Leipzig-LindenauMeister des Verbandes Mitteldeutscher Ballspielvereine
Hamburger SVMeister des Norddeutschen Fußballverbandes
TG Arminia BielefeldMeister des Westdeutschen Spielverbandes
FC Wacker MünchenMeister des Verbandes Süddeutscher Fußballvereine
1. FC NürnbergTitelverteidiger

Viertelfinale

21. Mai 1922 SpVgg 1899 Leipzig-Lindenau - 1. FC Nürnberg 0:3 (0:0) Halle (Saale), Platz des VfL 96
21. Mai 1922 SV Norden-Nordwest 98 Berlin - FC Viktoria Forst 1:0 (0:0) Berlin, Platz des BFC Viktoria
21. Mai 1922 Hamburger SV - FC Titania Stettin 5:0 (3:0) Hamburg, Sportplatz Hoheluft
21. Mai 1922 FC Wacker München - TG Arminia Bielefeld 5:0 (3:0) Karlsruhe, Platz des KfV

Halbfinale

4. Juni 1922 1. FC Nürnberg - SV Norden-Nordwest 98 Berlin 1:0 (1:0) Fürth, Ronhof
4. Juni 1922 Hamburger SV - FC Wacker München 4:0 (2:0) Frankfurt am Main, Riederwaldstadion

Finale

18. Juni 1922 Hamburger SV - 1. FC Nürnberg 2:2 n.V. (1:2, 2:2) Berlin, Grunewaldstadion
6. August 1922 Hamburger SV - 1. FC Nürnberg 1:1 n.V. (0:0, 1:1) Leipzig, VfB-Stadion

Der zum Meister erklärte Hamburger SV verzichtete (angeblich auf Drängen des DFB) auf den Titel.