Aufstellung des ASC Neuenheim
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Tore
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Schockierendes Ende durch Spielabbruch. Normalerweise pflegen Hubschrauber auf einem Fußballplatz wegen ihrer Fähigkeit, einen Tick lang in der Luft zu "stehen", Vahid Hashemian oder Miroslav Klose zu heißen und Nummern wie 9 oder 11 zu tragen. Doch dieses imposante Fluggerät hier trägt das Kürzel DRF und besteht aus rot lackiertem Metall.
Der Rettungshelikopter ist mitten auf dem Rasen etwa 50 Meter entfernt von einem Mann gelandet, der regungslos unter einer Decke in der Nähe des Mittelkreises liegt. Ein Mitspieler im mausgrauen Trikot, gelernter Arzt, hält den Tropf, aus dessen Schlauch eine beruhigende Flüssigkeit in die Venen des Verletzten träufelt. Der gute Gauangellocher AH-Spieler Jürgen "Kalle" Zimmermann hat sich - so sieht es jedenfalls für den medizinischen Laien aus - einen Beinbruch im Unterschenkel zugezogen. Wohlgemerkt: Ohne gegnerisches Foul, nach einem ganz normalen Tackling fast ohne Körperkontakt.
Ehe der tadellose Schiedsrichter Burkhard Kunzmann die Altherren-Partie in der 60. Minute beenden musste, war es ein faires, ein ansehnliches, ein umkämpftes Spiel zweier ausgeglichener Teams. Die von Spielertrainer und Kapitän Henning Postel vorzüglich auf- und eingestellte Mannschaft des ASC Neuenheim gibt zunächst Ton und Rhythmus an. Der Ball läuft wie die Flüssigkeit in besagtem Tropfsystem aus der ballsicheren Abwehr heraus in die Offensivzone.
Dann der ebenso spektakuläre wie effektive Auftritt von ASC-Dynamo Marc "van Bommel" Saggau. Der coole Abwehrchef spaziert nach dem biblischen Motto "Moses, teil das Meer für mich!" (gell, Herr Cichone!) nahezu ungehindert über das halbe Feld. Als er etwa 20 Meter vor dem TSV-Tor immer noch nicht ernsthaft attackiert wird, justiert Saggau sein Visier und drückt auf den Abzug. Und wie! Saggaus präziser Scharfschuss schlägt wie eine Rakete nahe dem rechten oberen Torwinkel in der Gauangellocher Beziehungskiste ein. Ein fabelhafter Treffer von Marc ins Mark des TSV! Aber kein Super-Gau für die unbeeindruckten Gäste.
Denn: Wie gewonnen, so zerronnen! Unmittelbar nach dem Anspiel segelt eine Flanke in den Neuenheimer Strafraum. Dieses Mal steigt mit Thorsten Ognibeni ein Hubschrauber aus Fleisch und Blut hoch. Der Kopfball des Gauangellochers landet neben dem sehr bemühten Aushilfskeeper Kada Chouiref im Neuenheimer Tor. 1 : 1. Zwei Tore in einer Minute. Trotz der bekannten Spiel- und Laufstärke der kompakten Gästemannschaft dominierte der ASC weiterhin. Das Rezept: Energisches Zweikampfverhalten, Pressing schon in der Nähe des gegnerischen Strafraums und Pässe - meist von Abdel Kourdi oder Kamal - wie Nadelstiche in die Haut der TSV-Abwehr.
So auch kurz vor der Halbzeit. Der Mittelfeldkreative Abdel Kourdi passt im Sechzehner wunderbar quer auf den freien Stürmer Josch Weisbrod. Der lässt den Ball frei vor der Hütte aber zu weit nach links abprallen. Immerhin macht Joschwili aus der selbst verschuldeten Not noch eine Tugend. Aus spitzem Winkel zirkelt er den Ball über den zwei Meter vor der Linie postierten, starken TSV-Torwart Jürgen Hanke. Der Heber klatscht allerdings nur an die Querlatte statt ins Netz.
Auch nach dem Wechsel bleibt die Partie auf beachtlichem AH-Niveau. Mit Chancen auf beiden Seiten. Die dickste für Neuenheim, als Harald Kuck am langen Pfosten von Flanken-Allah Abdel II mit einer herrlichen Hereingabe bedient wird. Aber der dsignierte ASC-Helikopter wackelt beim Hochsteigen und verfehlt das jungfräuliche Toreck. Dann doch noch fast die ASC-Führung. Der hervorragende Kamal schreibt die Geschichte vom weinenden Torpfosten. Der jault nämlich auf, nachdem Kamal (sprich: Kamal) ihn mit einem fulminanten Kracher an die Innenseite traktiert hatte.
Dann plötzlich Schmerzenschreie am Mittelkreis. Ein Fuß, der nicht mehr zu den unteren Extremitäten zu gehören scheint. Die umsichtige Rettungssanitäterin vom DRK-Emergency Room muss den Fußballschuh und den Scheinbeinschoner vorsichtig aufschneiden. Um 18.30 Uhr landet der Helikopter mit dem Notarzt an Bord. "Kalle" Zimmermann wird aufmerksam-professionell versorgt und mit dem Rettungswagen in die Chirurgische Klinik ins Neuenheimer Feld gefahren.
Der ASC Neuenheim wünscht Jürgen "Kalle" Zimmermann einen optimal verlaufenden Genesungsprozess und hofft, dass die so unglücklich zustande gekommene Verletzung nicht so schlimm ist, wie sie live ausgesehen hat.
Joseph Weisbrod
PS: Leider noch ein notwendiges Wort zum Thema Neuenheimer "Disziplin": Auf die rechtzeitige Mail-Einladung von Werner Lux gab es nur fünf Rückmeldungen. Henning Postel musste viel rumtelefonieren, um überhaupt eine vollständige Mannschaft auf den Platz zu bekommen. Punkt 2: Zum vereinbarten Treffpunkt um 16.15 Uhr war nicht einmal ein Drittel des Kaders im Clubhaus präsent.
Henning, der sich alle Mühe gibt auch in der taktischen Vorbereitung, war zu Recht sauer, dass das Team erst auf den letzten Drücker in der Umkleidekabine versammelt war. Appell an alle AH-Spieler: Das darf nicht mehr vorkommen! Schon am nächsten Samstag bei der starken DJK Eppelheim muss die Mannschaft zeigen, dass es auch anders geht.